Im Mai 1990 wehte der Richtkranz über einem Gebäude mit langer Vorgeschichte - Signale für den weiteren Ausbau der Universität und des Hochschulareals
„Ein Wunder“ nannten es die beim Richtfest für die neue Mensa anwesenden Studentinnen und Studenten, dass die Zeit der über zwei Jahrzehnte währenden Provisorien nun tatsächlich einem Ende entgegen ging. 300 Plätze für das Mittagessen entstanden in dem architektonisch interessanten Neubau, der für die Studierenden der Universität und der Fachhochschule gleich gut zu erreichen sein würde. Hinzu kamen noch einmal 70 Plätze in der Cafeteria im Erdgeschoss sowie weitere Räume für das Studentenwerk, den Betreiber der Mensa, mit seinen Service- und Beratungsangeboten.
Erkennbar war bereits die markante Backsteinmauer mit ihren drei für Lübeck typischen runden Windlöchern, wie man sie auch von der Rathausfassade her kennt. Sie trennt das insgesamt 1000 Quadratmeter umfassende zweistöckige Gebäude in einen Nutzungs- und einen Funktionsbereich. Die spiegelnden Glasfassaden würden bis zu der in einem Jahr geplanten ersten Essensausgabe noch hinzukommen. Dank einer großzügigen Spende der Possehl-Stiftung konnte eine eigene Küche eingebaut werden. Ursprünglich war geplant, dass das Essen mit Containern aus der Zentralküche des Klinikums angeliefert werden sollte. „Wunschtraum der Studenten wird jetzt wahr“ überschrieben die Lübecker Nachrichten ihren Artikel vom 11. Mai über das Richtfest.
Aus Kiel war zu dem feierlichen Anlass Finanzministerin Heide Simonis angereist, die im Kreis der Baufachleute den Rohbau besichtigte. Dabei kamen auch die weiteren Planungen für den Ausbau der Universität und des Areals zur Sprache. Für die Einrichtung der vorgesehenen neuen technischen Studiengänge wurde erstmals die Zahl von 450 Studienplätzen innerhalb von fünf Jahren genannt. Die künftige Richtung Biotechnologie solle gemeinsam von Universität und Fachhochschule getragen werden.
Für die weitere Gestaltung des Hochschulviertels rund um den Mönkhofer Weg, damals noch weitgehend ein ausgedehntes Schrebergartengelände, wurde der von der Stadt Lübeck bereits geplante Ideenwettbewerb auch von Seiten der Landesregierung bekräftigt. Entsprechende Ausschreibungen würden für den Jahresbeginn 1991 gemeinsam erarbeitet. Heide Simonis war von 1988 bis 1993 unter dem Ministerpräsidenten Björn Engholm Finanzministerin, bevor sie von 1993 bis 2005 als erste (und bis 2009 einzige) Frau in Deutschland selbst Ministerpräsidentin wurde.
Das anvisierte Datum für die Eröffnung der Mensa wurde eingehalten: Am 9. April 1991 wurde sie den Studierenden im Beisein von Wissenschaftsministerin Marianne Tidick feierlich freigegeben.
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