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Donnerstag, 26.03.2015

Historie

Aus für das Lübecker Medizinstudium?

April 2010. Seit sechs Monaten regierte in Kiel eine schwarz-gelbe Landesregierung, die, wie sie sich selbst kennzeichnete, "Koalition des Aufbruchs"

In ihrem Koalitionsvertrag hatten CDU und FDP die Haushaltskonsolidierung zu einem der wichtigen Regierungsziele erklärt. Eine Haushaltsstrukturkommission war eingesetzt und erarbeitete hinter verschlossenen Türen Sparvorschläge.

Was über diese Pläne im Frühjahr zunächst zu erfahren war, bezog sich vor allem auf das Universitätsklinikum und seine mögliche Privatisierung. „Verkaufspläne des Landes sorgen für Empörung“, hieß es in den Lübecker Nachrichten am Sonnabend, dem 24. April, auf Seite 1, und in einem ausführlichen Artikel im Innenteil: „Wirbel um Klinik-Verkauf: Steigt jetzt ein Privater ein?“

Nur sieben unscheinbare, versteckte Wörter waren es, die plötzlich wie im Windschatten dieser Thematik einen ganz neuen Sachverhalt hineinbrachten: „Die Pläne der schwarz-gelben Landesregierung, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) womöglich schon 2015 zu verkaufen“ – jetzt kommt’s: „und die Medizinerausbildung in Lübeck zu schließen“ (!), sorgten in der Hansestadt für Entrüstung.  

Das war ein Hammer, das konnte man eigentlich nicht glauben, das musste auf einem Missverständnis des Journalisten beruhen! Schließlich war im Koalitionsvertrag „Aufbruch in eine bessere Zukunft“ für die Universität Lübeck ausdrücklich zugesagt, ihre künftige Entwicklung finanziell und strukturell besser abzusichern.

Die Universitätsleitung versuchte umgehend, in der Landeshauptstadt eine Aufklärung, am liebsten ein Dementi dieser Pressemeldung zu erhalten. Doch seltsam: Niemand wollte etwas dazu sagen, irgendwie war keiner zuständig und informiert. Uni-Präsident Professor Peter Dominiak war gleich zu Wochenbeginn in Kiel, um „mit den Absendern der schlechten Botschaften ins Gespräch zu kommen“ (Lübecker Nachrichten vom 28. April 2010, S. 19).

Die Studienplätze in der Medizin seien „in keinster Weise gefährdet“, war das Ergebnis, mit dem er zurückkam und das er auch den Studierenden so weitergab. Schon damals brachte er für Lübeck das Modell einer Stiftungsuniversität ins Gespräch. Aber der Campus war alarmiert. „Wir haben die alte Homepage ‚Lübeck kämpft für seine Uni‘ aus dem Jahr 2005 aktiviert und können damit jederzeit online gehen“, sagte Linda Krause vom AStA den LN. „Zudem holen wir uns schon Tipps von den Leuten, die damals die Aktionen auf die Beine gestellt haben.“

Tatsächlich aber dauerte es weitere vier Wochen, in denen von einem angeblichen Ende des Lübecker Medizinstudiums nichts zu hören war. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Und dann, wieder an einem Sonnabend, platzte die Bombe. Diesmal war es das Hamburger Abendblatt, das zuerst Einzelheiten der sparpolitischen „Giftliste“ enthüllte (22. Mai): „In Schleswig-Holstein geht’s ans Eingemachte.“ Unmittelbar nach den bevorstehenden Pfingstfeiertagen sollten die Empfehlungen der Strukturkommission in den Regierungsfraktionen diskutiert, abgesegnet und verkündet werden. Soviel aber wusste das Abendblatt schon: „In Lübeck soll der Medizinstudiengang auslaufen.“

Dies war der Beginn eines Kampfes, der in Lübeck unvergessen ist. Er ist detailliert nachzulesen unter anderem auf der Internetseite www.luebeck-kaempft.de, die noch immer online ist.

→  Weiter gestöbert im Pressearchiv

"Die Medizinerausbildung in Lübeck schließen" (Lübecker Nachrichten vom 24. April 2010, S. 1)

Lübecker Nachrichten vom 24. April 2010, S. 9

Lübecker Nachrichten vom 28. April 2010, S. 19