Durch zwei Schüsse in den Kopf erlitt Dutschke lebensgefährliche Hirnverletzungen, an deren Spätfolgen er elf Jahre später starb. Das Attentat trug maßgeblich zur Verstärkung und Verschärfung der Studenten- und 68er-Bewegung in der Bundesrepublik bei. In zahlreichen westdeutschen Städten fanden Protestdemonstrationen statt, die sich teilweise zu bürgerkriegsähnlichen Straßenschlachten mit der Polizei entwickelten.
In Lübeck war am Ostersonnabend zu einer Kundgebung auf dem Markt aufgerufen, für die vorsichtshalber ebenfalls Wasserwerfer betankt worden waren. Aber, wie der Lübecker Morgen schrieb: „Die Protestversammlung auf Lübecks Markt anläßlich des Attentats auf den Doktoranden Rudi Dutschke verlief so, wie Dutschke von Leuten bezeichnet wird, die vorher eine ganz andere Einstellung zu ihm hatten und diese auf Grund des Mordanschlags plötzlich änderten: friedlich.“
Prominentester Teilnehmer der Kundgebung war der Lübecker Amtsgerichtspräsident Lobsien, bekanntester Sprecher in der Diskussion Jugendsenator Dr. Koke. Vor über 500 zumeist jugendlichen Demonstranten stimmten alle Redner, bis hin zu der mit Zischen und Schweigen quittierten Kreisvorsitzenden der Lübecker NPD, in der scharfen Verurteilung des Attentats in Berlin überein. "Bild macht Mörder", hieß es auf einem der Transparente.
Unter den Rednern sprachen für den Sozialdemokratischen Hochschulbund (SHB) der Student Diekhoff aus Köln, für die Jungdemokraten Hans-Jochen Arndt (später stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, heute im Vorstand der Jürgen-Wessel-Stiftung, die der Universität jüngst eine Professur gestiftet hat) und für die Jungsozialisten Björn Engholm, späterer Bundesbildungsminister und schleswig-holsteinischer Ministerpräsident und heute Ehrenbürger der Universität.
Das damalige Bestehen von zwei Tageszeitungen in Lübeck bot noch die Möglichkeit, in der einen von Vorkommnissen zu erfahren, die in der anderen nicht berichtet wurden. Während die Lübecker Nachrichten sich ganz auf die Kundgebung auf dem Markt beschränkten, las man im Lübecker Morgen auch davon, dass ein Teil der Versammlungsteilnehmer einen Protestzug zur Lübecker Springer-Vertriebsstelle bildete: „Von ‚Bild‘ ging’s im Laufschritt durch Holstenstraße, Sandstraße und Königstraße zu den ‚Lübecker Nachrichten‘. Hier begehrten die Demonstranten eine Unterhaltung mit dem Chefredakteur über dessen Kommentare zu den Studentenunruhen, konnten aber nur bis zu einem Lokalredakteur (‚Bei mir sind Sie an der falschen Adresse‘) vordringen.“
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