Wenn neben die Berufung zur Hebamme noch die Möglichkeit der universitären Forschung tritt, dann ist die Hansestadt erste Wahl. So jedenfalls sieht es Frau Prof. Dr. Christiane Schwarz. Sie ist die bundesweit erste Lehrstuhlinhaberin für Hebammenwissenschaft an einer Universität. Dass sie mit dem Ruf an die Universität zu Lübeck auch die Herausforderung angenommen hat, die Akademisierung des Hebammenberufs zu etablieren, kommt nicht von ungefähr. Nach ihrer Ausbildung und den ersten Jahren im Beruf in Deutschland absolvierte sie ein Praktikum als Dschungelhebamme auf Trinidad und Tobago in der Karibik. Es folgten zwanzig Berufsjahre in klinischer und außerklinischer Arbeit in Deutschland. Weitere Stationen ihres beruflichen Lebens waren für einige Jahre Kliniken auf Guernsey und in Neuseeland. Zurück in Deutschland wurde sie als Dozentin tätig. Ihre Auslandsaufenthalte haben ihr gezeigt, dass es in der Bundesrepublik in der Schwangerenbetreuung, der Geburtshilfe und auch der Nachsorge im Wochenbett noch Entwicklungspotential gibt. »Ich glaube, dass es klug ist, sich aus den Welten, die man kennenlernen kann, immer das Beste mitzunehmen und daraus zu lernen.«
Mitgenommen hat sie beispielsweise auch die Erkenntnis, dass interprofessionelles Agieren die Qualität in den Geburtsstationen fördert. Und diese Erkenntnis hat sie inzwischen durch wissenschaftliche Untersuchungen, deren Ergebnis sie so zusammenfasst, belegen können: »Eine wichtige Ursache von Problemen in der geburtshilflichen Betreuung – bis hin zu geburtshilflichen Schadensfällen – liegt in fehlender oder schlechter Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen.«
Hier leistet die Universität zu Lübeck mit der Stärkung der Interprofessionalität einen bedeutenden Beitrag. Dass hier der Studiengang an der Sektion Medizin angedockt ist, bietet den Vorteil, dass Mediziner und Hebammen das Studium gemeinsam beginnen und – wo möglich – dieselben Module, Unterrichtseinheiten und Projekte belegen. »So starten sie in eine Ausbildung, die die Berufe theoretisch und praktisch auf Augenhöhe miteinander verzahnt«, ist sie überzeugt. Und das gilt nicht nur für Medizinstudierende und Hebammen, sondern auch für Studierende der Pflege, der Physiotherapie, der Ergo- und Logotherapie.
Dafür, dass diese interprofessionelle Ausbildung nicht nur fester Bestandteil des Studiums ist, sondern auch ihren Niederschlag in der klinischen Patientenversorgung erfährt, gibt es einen regelmäßigen Austausch der Studiengangsverantwortlichen mit Praktikerinnen und Praktikern untereinander. »Interprofessionalität verpflichtet uns in der Zukunft zum Wohle aller uns anvertrauten Patientinnen und Patienten«, lautet ein weiteres Credo von Frau Schwarz. Dementsprechend unterstützt sie das Bestreben des Vizepräsidenten Medizin, Prof. Dr. Christopher Baum, für einen Mehr an interprofessioneller Zusammenarbeit auch im Klinikalltag des UKSH zu werben.
Was die Zukunft der Hebammenwissenschaft, dieses jungen Studienganges, anbelangt, ist sie überaus zuversichtlich. Zum einen sagt sie über ihre eigenen Erfahrungen: »Für mich ist es der großartigste Beruf, denn ich habe bei jeder Geburt, die ich begleiten durfte, eine Erfahrung gemacht, an der ich ganz persönlich gewachsen bin. Diese Erfahrungen werden auch unsere Studentinnen machen, und sie werden sie in die nächste Generation weitertragen.« Als zukunftssichernde Maßnahme ist aber auch wichtig, dass politisch entschieden wurde, ab 2019 die Hebammenausbildung für Schleswig-Holstein ausschließlich an der Universität zu Lübeck in Kooperation mit der UKSH-Akademie durchzuführen. »Und für diesen Ausbildungsauftrag sind wir gut gerüstet, denn der Slogan der Universität ›Im Focus das Leben‹ drückt besonders gut aus, was uns in der Berufswahl, im Studium und später im Beruf stets beflügelt: Kleinen Menschen auf die bestmögliche Art und Weise auf diese Welt zu helfen.
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