Die Forschungsdisziplin des maschinellen Lernens, oder vielleicht gar der ›Künstlichen Intelligenz‹, wie sie von Technologinnen und Technologen häufig nur widerwillig benannt wird, ist stark an der Universität zu Lübeck. Eine Reihe motivierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forscht an neuen Methoden und Anwendungen, die in vielfältiger Art und Weise diesem Bereich zugeordnet werden können. Dabei geht es zwar nicht gleich um Maschinen, die vollkommen selbstständig sind, wohl aber um Algorithmen, die in zunehmendem Maße Prozesse an der Schnittstelle von Mensch und Maschine automatisieren oder bei relevanten Entscheidungen unter Berücksichtigung einer großen Menge an Daten unterstützen. Extrapoliert man diese Idee, ist das Bild der ›moralischen‹ Maschine aber nicht fern – ein guter Grund, sich damit auseinanderzusetzen, welche moralischen Wertvorstellungen der Technik auch heute schon innewohnen, ohne dabei explizit zu sein.
Dies waren Fragen, die das Podium, bestehend aus den Informatikern Prof. Stefan Fischer und Prof. Andreas Schrader sowie den Philosophen Prof. Christoph Rehmann-Sutter und Dr. Robert Habeck, am 6. Februar 2018 im Rahmen der Veranstaltung ›Maschinen und Moral‹ spannende zwei Stunden tiefgehend und kontrovers beschäftigt haben. Ich, selbst Podiumsdiskutant und Initiator der Veranstaltung, war begeistert von soviel intellektueller Flexibilität, kritischer Schärfe und Interesse des Publikums: Künstliche Intelligenz ist ein Hype – nicht nur weil die Technologie erstaunliches Potenzial aufweist, sondern weil sie auch die Grenzen des Machbaren verschiebt und uns damit zu einer philosophisch-ethischen Auseinandersetzung damit animiert, was wir für ›das gute Leben‹, ›Intelligenz‹, oder ›Kreativität‹ halten. Im Rahmen meiner Lehr- und Forschungstätigkeit zur Technikethik am Institut für Medizinische Elektrotechnik untersuche ich solche und ähnliche Fragen und stehe im spannenden und dynamischen Austausch mit dem großen Kreis der KI-Fachkolleginnen und -kollegen der Universität zu Lübeck.
Christian Herzog (geb. Hoffmann)
Bild 1:
Stefan Fischer, Christoph Rehmann-Sutter, Andreas Schrader, Robert Habeck,
Gabriele Gillessen-Kaesbach, Christian Herzog
»Ich sehe einen Unterschied zwischen Mensch und Maschine, doch immer, wenn ich versuche ihn zu definieren, wird er eingerissen. Das Menschsein zu bemessen wird immer schwieriger. Zwar kann beispielsweise die Sterblichkeit als Merkmal des Menschseins gesehen werden, doch schon jetzt untersucht Google, was es braucht, um Unsterblichkeit erreichen zu können.«
Robert Habeck, ehem. Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung
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