Website
Aktuelles
Mittwoch, 04.01.2023

Lehre

Auch das noch?

Dr. Ralf Böthig (Foto: privat)

Harnblasenkarzinom als Langzeitfolge einer Querschnittlähmung - Antrittsvorlesung von Dr. Ralf Böthig am 24. Januar (18 Uhr s.t., Hörsaal AM 4, hybrid)

Menschen mit einer Querschnittlähmung werden in Deutschland im Rahmen des Konzeptes der lebenslangen Nachsorge wegen der fast immer auftretenden neurogenen Harnblasenfunktionsstörung („neurogene Blase“) regelmäßig (neuro-)urologisch nachuntersucht. Wenn nun bei einem relativ jungen Patienten mit einer seit vielen Jahren bestehenden Querschnittlähmung wenige Monate nach einer neuro-urologischen Nachuntersuchung ein lokal fortgeschrittenes Harnblasenkar-zinom diagnostiziert wird, löst das beim betreuenden Urologen Fragen aus.

Querschnittgelähmte Patienten mit einem Harnblasenkarzinom sind im Durchschnitt circa zwei Jahrzehnte jünger als Harnblasenkarzinom-Patienten ohne Querschnittlähmung. Die Harnblasenkarzinome zeigen bei querschnittgelähmten Patienten bei Erstdiagnose oft bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium mit einem hohen Anteil muskelinvasiver Karzinome. Es handelt sich überwiegend um aggressive, schlecht differenzierte Tumoren mit einem sehr hohen Anteil an Plat-tenepithelkarzinomen. Daraus resultiert eine sehr ungünstige Prognose.

In der Antrittsvorlesung wird die Studienlage hinsichtlich der sowohl aus grundlagenwissenschaftlicher als auch aus angewandter, z.B. versicherungsrechtlicher Sicht wichtigen Frage eines möglichen kausalen Zusammenhanges zwischen einer lange Zeit bestehenden Querschnittlähmung mit ihren pathophysiologischen Folgen für die Harnblase und dem Auftreten eines Harnblasenkarzinoms dargestellt. Daneben werden Erkenntnisse vorgestellt, die uns möglicherweise dem Ziel näherbringen, ein sinnvolles Screening des für die betroffenen querschnittgelähmten Patienten oft fatalen Harnblasenkarzinoms zu definieren.

Dr. med. Ralf Böthig schließt mit der Antrittsvorlesung seine Habilitation an der Universität zu Lübeck im Fachgebiet Urologie ab.