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Montag, 14.12.2015

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Neue Infektionen: Sind wir gut vorbereitet?

Prof. Dr. Werner Solbach

Nach den Zeiten von Pest und Cholera - Sonntagsvorlesung von Prof. Dr. Werner Solbach am 10. Januar

Prof. Dr. med. Werner Solbach ist der Präsidiumsbeauftragte der Universität zu Lübeck für Forschungsfragen. Er war langjähriger Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Die Sonntagsvorlesung findet am 10. Januar 2016 um 11:30 Uhr im Rathaus der Hansestadt Lübeck statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Leitung der Sonntagsvorlesungen hat Prof. Dr. rer. nat. Lüder C. Busch.

Neue Infektionen nach den Zeiten von Pest und Cholera - Sind wir gut vorbereitet?

Mikroorganismen bilden mit den übrigen Lebewesen evolutionäre Gemeinschaften, die in aller Regel zum beiderseitigen Vorteil sind. Der Mensch trägt auf seiner Haut und auf Schleimhäuten 10-mal mehr Bakterien als er Zellen hat. Wenn Mikroorganismen die natürlichen Barrieren z.B. im Darm oder in den Atemwegen überwinden, kann eine Infektionserkrankung entstehen. Je nach Art und Ausmaß des Erregers und der verfügbaren Abwehrkräfte kommt es zu unterschiedlichen Krankheiten; manche führen zum Tod. Besonders im frühen Stadium einer Infektionserkrankung vermehren sich die Erreger teilweise explosionsartig und werden Kontakt mit Ausscheidungen auf andere Organismen übertragen. Der internationale Flugverkehr verbreitet Krankheitserreger innerhalb von 24 Stunden auf der ganzen Welt.

Fortschritte in der Diagnostik und Therapie lassen hoffen, dass die großen Seuchenzüge der Geschichte sich nicht wiederholen. Dennoch kommt es immer wieder zu Infektionen mit bisher unbekannten Erregern oder bekannten Erregern im neuen Gewand. Beispiele aus den letzten Jahren sind:

  • Von Mai bis Juli 2011 kam es in Deutschland zu einem gehäuften Auftreten von Erkrankungsfällen im Zusammenhang mit einer Infektion durch EHEC.
  • Seit Juni 2012 kommt es auf der arabischen Halbinsel und 26 weiteren Ländern zu vermehrten Erkrankungen aufgrund des MERS Coronavirus. 1.600 Personen sind infiziert, rund 600 sind gestorben. Die enge Beziehung zwischen Menschen und Kamelen verhinderte den Stopp der Infektionen.
  • Im August 2014 tritt das Ebola-Virus erstmals in Westafrika auf. Die aktuelle Ebola-Epidemie begann Ende 2013 in Guinea. Eine zweite Welle erreichte Juni 2014 Monrovia (Liberia). 29.000 Menschen sind infiziert, mehr als 11.000 starben. Für die WHO war die Bedrohung durch Ebola so grundsätzlich, dass sie Anfang August 2014 den internationalen Gesundheitsnotstand ausrief. Die Epidemie ist inzwischen abgeklungen, das Virus kann jedoch jederueit wieder auftauchen.

Auch in Europa breiten sich Krankheitserreger verstärkt aus und fordern Gesundheitssysteme heraus: Resistenzen von Bakterien gegen vorhandene Antibiotika steigen, viele Menschen hegen Skepsis gegenüber Gegenmaßnahmen wie Impfungen und lehnen sie in Teilen sogar gänzlich ab. Eine Umfrage in Deutschland ergab, dass die Angst vor Infektionen im Krankenhaus die meisten Menschen tief beunruhigt.

Nicht zuletzt gilt es, immer schneller auf sich abzeichnende Krankheitsausbrüche zu reagieren. Dies alles erfordert bei Einzelpersonen und der Gesellschaft Wissen, Achtsamkeit, Wachsamkeit, und schnelle Entscheidungen, häufig auf der Basis ungenügenden Wissens.

Vor diesem Hintergrund sollen folgende Fragen beleuchtet werden: Wie gehen wir heute in Deutschland mit Bedrohungen und Infektionen um? Welches sind belastbare Entscheidungsgrundlagen? Wie hoch ist das Schutzbedürfnis des Einzelnen? Wie groß ist die Fürsorgepflicht des Staates?

Die Sonntagsvorlesungen im Wintersemester 2015/16