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Dienstag, 02.07.2013

Forschung

Können Herzen wirklich brechen?

Antrittsvorlesung von Dr. med. Christof Burgdorf zur stressinduzierten Kardiomyopathie am 9. Juli (17 Uhr s.t., Hörsaal T 1)

Die Tako-Tsubo Kardiomyopathie („stressinduzierte Kardiomyopathie“, „Syndrom des gebrochenen Herzen“, TTC) ist eine seltene, primäre Herzmuskelerkrankung, die sich klinisch als akutes Koronarsyndrom manifestiert. Ätiopathogenetisch ist eine überschießende, inadäquate Aktivierung des sympathischen Nervensystems von zentraler Bedeutung, die in der Mehrzahl der Erkrankungsfälle in einem engen zeitlichen Zusammenhang zu einer vorausgegangenen extremen psychischen oder physischen Belastungssituation steht. Die sichere differentialdiagnostische Abgrenzung zum „klassischen Myokardinfarkt“ kann nur mittels Herzkatheteruntersuchung erfolgen, bei der mehrheitlich keine signifikanten Koronarstenosen gefunden werden.

Circa 90 Prozent der von einer TTC betroffenen Patienten sind Frauen im postmenopausalen Alter. In circa zwei Drittel der Erkrankungsfälle findet sich in der Akutphase eine apikale Ballonierung des linken Ventrikels (typische Form der TTC), bei circa ein Drittel der Patienten findet sich eine inverse linksventrikuläre Kontraktionsstörung mit basaler und/oder mittventrikulärer A-/Dyskinesie unter Aussparung der apikalen Wandsegmente (atypische Form der TTC). Beiden Formen anheim ist eine in der Akutphase mitunter hochgradig eingeschränkte linksventrikuläre Globalfunktion. Pathophysiologisch gilt ein reversibles „myokardiales Stunning“ als funktionelles Substrat der eingeschränkten linksventrikulären Funktion.

Vornehmlich in der Akutphase der Erkrankung sind eine Vielzahl möglicher Komplikationen beobachtet worden, so dass die initiale hämodynamische Überwachung und Therapie zumeist auf einer Intensivstation vorgenommen werden sollte. Mangels fehlender prospektiver, randomisierter Therapiestudien orientiert sich die Therapie an den Richtlinien für die Therapie einer Herzinsuffizienz. Bei koinzidenteller koronarer Herzerkrankung sollte die zusätzliche Gabe von Acetylsalicylsäure und eines CSE-Hemmers erfolgen. Die kardiale Prognose von Patienten mit TTC wird im Allgemeinen als gut erachtet. Dies beruht im Wesentlichen auf einer raschen Normalisierung der in der Akutphase gestörten linksventrikulären Funktion und der geringen kardialen Krankenhaussterblichkeit.

Hinsichtlich des Langzeitüberlebens scheint jedoch, dass Patienten mit TTC, verglichen mit Herzinfarktpatienten, eine eingeschränkte Langzeitprognose haben. Ursächlich hierfür sind häufig vorhandene Prognose-limitierende nichtkardiale Komorbiditäten. Insbesondere durch die Beobachtung einer erhöhten Prävalenz und Inzidenz von Krebserkrankungen bei Patienten mit TTC, sollte bei diesen eine konsequente Tumorsuche vorgenommen werden sowie die geschlechtsspezifischen Krebsvorsorgeuntersuchungen empfohlen werden.

(Fachgebiet Innere Medizin)

Mehr: Antritts- und Abschiedsvorlesungen 

Dr. Christof Burgdorf