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St. Petri zu Lübeck von Friedel Anderson

St. Petri zu Lübeck

Die Grafik von Friedel Anderson

Das Kunstwerk für Absolventinnen und Absolventen stammt vom Künstler Friedel Anderson. Im Gespräch mit Dieter Witasik erläutert der Preisträger des focus:ART 2025 einige Aspekte seiner Arbeit.

Herr Anderson, Sie werden im Kunstkontext als „Realist“ bezeichnet. Was macht für Sie realistische Malerei aus, was fasziniert Sie daran?

Mir behagte der Begriff „Realist“ nie. Ich bin Maler, und halte mich eher für einen unrealistischen Zeitgenossen. Es scheint aber, daß es für alles Schubladen braucht. Die Schublade „Realismus“ ist allerdings sehr voll, und sie wurde auch nie richtig aufgeräumt. Naturalismus, Surrealismus, Hyperrealismus, Verismus, Fotorealismus u.v.m. Im Ursprung des Wortes geht es um res, Dinge, Sachen. Gegenständliche Malerei bedeutet für mich, sich von einem optischen Gegenüber anregen lassen; das Malen nach Sicht ist für mich die sinnlichste Form der Auseinandersetzung in der Kunst.

Sie arbeiten in vielfältigen Sujets: Landschaft, Architektur, Stillleben, Portrait. Wie beeinflussen Objekt und Umgebung Ihre Malerei?

Ich möchte mich einfach nicht auf nur ein Sujet beschränken, ich nähme mir zu viel. Die uns umgebende Vielfalt ist so viel Anregung und Herausforderung. Durch die Welt gehen, und feststellen: „…das alles gibt es also!“. Im Alltäglichen, im Gewöhnlichen das Besondere sehen. Daraus entstehen meine Bilder. Dabei ist mir das Licht um und auf den Dingen wesentlicher Antrieb, ich bin hoffnungsloser Atmosphäriker. Björn Engholm hat mich einen „Ästhetischen Weltvermesser“ genannt. Das ist ein treffendes Wort.

Sie waren schon häufig in Lübeck bildnerisch tätig. Was zeichnet für Sie die Lübecker
Kirchen, speziell St. Petri, aus?

Der Blick auf Lübeck von Westen kommend hat sich mir früh eingeprägt. Er wird von dem rhythmischen Stakkato der Kirchen bestimmt. Grundiert von der jeweiligen wetter- und tageszeitabhängigen Beleuchtung. Eine schöne Vedute. In St. Jacobi, im Dom, und in St. Petri habe ich innen arbeiten können. Die Kargheit läßt den Innenraum von St. Petri so hell und klar strukturiert erscheinen. Der Kontrast zwischen weißen Pfeilern, Wänden und erdrotem Boden ist je nach Lichteinfall malerisch aufregend.

Woran spüren Sie, dass ein Bild abgeschlossen und fertig ist?

Wirklich sicher bin ich eher selten. „Spüren“ trifft es wohl ganz gut. Tatsächlich gibt es die Instanz nicht, die im richtigen Moment eine Hand auf die Schulter legt, und sagt: „Lass es so!“ Manchmal „reifen“ Leinwände im Atelier länger, ohne dass an ihnen sichtbar weitergearbeitet wurde, und sie malen sich selbst fertig.

Wie gehen Sie in Ihrer Arbeit mit Hochgefühlen und Krisen um?

Weitermalen.

Friedel Anderson, geboren 1954 in Oberhausen, Studium und Diplom an der Gesamthochschule Kassel, seit 1985 freischaffender Künstler; Lehrauftrag an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg; zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, Auszeichnungen und Preise, seit 2009 Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg. Anderson lebt in Itzehoe.

Dieter Witasik begleitet für die Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck die Initiative focus:ART.

 

 

focus:ART