Meine Würde und Deine Würde

Die Foto-Grafik der Ute Friederike Jürß

Das Kunstwerk für Absolventinnen und Absolventen stammt von der Künstlerin Ute Friederike Jürß. Im Gespräch mit Dieter Witasik erläutert die Preisträgerin des focus:ART 2023 einige Aspekte ihrer Arbeit.

Frau Jürß, Sie befassen sich seit geraumer Zeit mit Erinnerungskultur und Themen der Menschenwürde. Was hat Sie dazu bewogen?
Kunst ist die kritische Praxis zur Reflexion des Selbst wie auch der Gesellschaft. Das heißt für mich: Zeigen und Fragen. Wenn ich mich in der Welt und in der Zeit umschaue, dann fallen krasse Ungerechtigkeiten im Umgang mit der Würde des Menschen auf. Historisch und aktuell. Es liegt in unserer Verantwortung, konkret im Sinne der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu handeln und die menschlichen Abgründe der Vergangenheit nicht wieder aufflammen zu lassen. Kurzum: die Themen stehen im Raum. 

Die Frage nach MEINER und DEINER Würde spielt auf mögliche Vergleiche und Unterschiede an. Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Würde?
Ich gebe keine Antwort vor, sondern stelle eine Frage  an die Betrachterinnen und Betrachter, um sie damit in einen Dialog zum Thema der Gleichbehandlung der Würde des Menschen in unserem Zusammenleben zu ziehen, privat, aber auch weltweit. Grundsätzlich ist die Würde aller Menschen unantastbar. Wie es sich damit in der Realität verhält, ist die Folgefrage, die sich der Ursprungsfrage anschließt. Die Antwort liegt in unser aller Verhalten.

Wieso haben Sie für die figürlichen Abbildungen auf Ihre frühen Fotos von mitteralterlichen Madonnen aus dem Lübecker St. Annen-Museum zurückgegriffen?
Die fiktiven Portraits sind ein Ausschnitt Lübecks. Der Vergangenheit enthoben sind sie zeitlos heutig in der zarten Direktheit des Blicks, der uns zum Dialog einlädt.

Was wünschen Sie den jungen Absolventinnen und Absolventen an Erlebnissen und Erkenntnisgewinn mit Ihrem Kunstwerk?
... dass ihre Würde und die des jeweiligen Gegenübers, ob nun in An- oder Abwesenheit, nie aus dem Blick gerät - auch nicht in Konfliktsituationen.

Ute Friederike Jürß, geboren 1962 in Wiesbaden, lebt als Künstlerin in Lübeck. Studium und Diplom an der Akademie für Bildende Künste München. Lehraufträge an der Hochschule für Gestaltung / ZKM Karlsruhe und der HAW Hamburg. Einzelausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum im In- und Ausland.

Für die Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck begleitet Dieter Witasik die Initiative fokus:ART.