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Holstentor und Salzspeicher von Thomas Kleemann, 2019/2020

Holstentor und Salzspeicher

Thomas Kleemann 2019/20

Auf den ersten Blick unschwer erkennbar: das Holstentor und die Salzspeicher aus der Warte des Turms der Universitätskirche St. Petri. Doch schon beim zweiten Blick stellt sich Irritation ein. Die hell- bis dunkelrote Ziegelpracht des Holstentors leicht löchrig in grauen Farbtönen? Die real in Rottönen schimmernden Fassaden und Dächer der Salzspeicher als bläulich-graue Baumasse? Die Straßenzüge als entleerte Farbbahnen? Seine Objekte, mal Häuser und Hangars, mal Bahnhöfe, Stadien, Bücherstapel – oder, wie auf diesem Blatt, die zwei Lübecker Wahrzeichen – sind Thomas Kleemann quasi Trampolin, auf dem er den malerischen Hochsprung übt: die künstlerische Kür. Und in dieser Kür entstehen keine Abbilder der Realität, keine Erzählungen, sondern eigene, autonome Bildwelten.

Diese Malerei ist weder figurativ noch abstrakt. Sie findet einen eigenwillig-eleganten Weg zwischen diesen Antipoden – und ist ein fabelhaftes Produkt freien, malerisch-kompositionellen Wollens und Könnens. Ein Beispiel zugleich für die Fähigkeit sensibler Wahrnehmung und unerschöpflicher Fantasie, auf denen kreatives Tun basiert – ausnahmslos in allen Professionen.

Der Maler Thomas Kleemann, 1954 in Geesthacht geboren, Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin, Meisterschüler von Professor Johannes Geccelli, vielfach ausgezeichnet, in zahlreichen Sammlungen vertreten und seit 1985 erfolgreich freischaffend tätig, nimmt sich die Freiheit der Verfremdung. Er benötigt das konkrete Motiv, die Orientierung am Sichtbaren, um nicht in abstrakte Beliebigkeit zu verfallen. Aber das Objekt seiner malerischen Begierde richtet sich nie auf das Reale an sich, sondern immer auf seine Grundstrukturen, auf das Gewebe der Elemente, auf ihr besonderes Geflecht.

Björn Engholm

Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein a.D.

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