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Mittwoch, 26.10.2022

Internationales

Zur wissenschaftlichen Kooperation mit der University of Sharjah

Internationales Austauschprogramm

Bereits seit 2017 besteht ein Austauschprogramm zwischen der University of Sharjah (UOS) und der Universität zu Lübeck (UzL). Der Austausch steht unter der Schirmherrschaft der Präsidentin der Universität zu Lübeck, Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, und dem Kanzler der University of Sharjah, Prof. Hamid Al- Naimiy. Bisher fokussierte sich die wissenschaftliche Kooperation auf die Medizin und hier vor allem auf ein strukturiertes Promotionsprogramm: das „Lübeck-Sharjah Dual Degree Program“.

Der Staat Sharjah hat sich durch die Gründung zweier Universitäten zu einem bedeutenden Bildungsstandort in der Golfregion entwickelt. Die Lübecker Kooperation besteht mit der 1997 gegründeten University of Sharjah (UOS), bei der derzeit noch die Lehre im Vordergrund steht. Langfristig wird der Ausbau der Forschung angestrebt. Im Rahmen des bisher bestehenden Programms werden Doktorandinnen und Doktoranden des College of Medicine der University oh Sharjah gemeinsam von Professoren und Professorinnen aus Sharjah und Lübeck betreut.

Über das Dual Degree Program

Im Laufe ihrer Promotionszeit besuchen die Studierenden aus Sharjah für Insgesamt sechs Monate die Universität zu Lübeck, um zu forschen und ein vertiefendes Kursprogramm zu besuchen. Hauptziele des Programms sind die exzellente Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und auch der interkulturelle Austausch. Sechs Promovierende haben ihre Promotion im Rahmen dieses Programmes bisher abgeschlossen, sieben weitere sind aktuell ins Programm eingeschlossen. Die Promotionsarbeiten der Teilnehmenden am Dual Degree Program werden regelmäßig sowohl in Lübeck als auch in Sharjah eingereicht und an beiden Orten mündlich verteidigt.

Geplante Ausweitung der Kooperation

Aufgrund der bisher positiven Erfahrungen mit diesem Programm unterzeichneten Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach und Prof. Hamid Al-Naimiy in Sharjah im Dezember 2021 einen neuen Kooperationsvertrag für weitere vier Jahre. Die beiden Universitäten möchten zudem die Kooperation auf den Bereich Informatik und insbesondere auf das Themenspektrum „Künstliche Intelligenz“ ausweiten. Es ist angedacht, die Ausweitung mit einem KI-Forschungsprogramm zu starten, in dem vier gemeinsame Projekte inbegriffen sind, von denen jedes jeweils auf beiden Seiten mit 20.000 Euro gefördert werden soll. Außerdem wird das Konzept für ein gemeinsames grünes KI-Rechenzentrum entwickelt, das mit Wind- und Sonnenenergie betrieben werden soll.

Senatsbeschluss über die wissenschaftliche Kooperation

Im Senat der Universität zu Lübeck wurde die Fortführung und geplante Ausweitung der Kooperation im Hinblick auf die politische Lage und gesellschaftliche Situation in dem arabischen Emirat Sharjah, das eines der sieben Vereinigten Arabischen Emirate ist, intensiv diskutiert. Nach einer offenen Aussprache einigte sich der Senat darauf, die Kooperation als eine Chance auf eine bilaterale Ausbildung und einen interkulturellen Austausch zu verstehen, aber auch vorhandene menschenrechtsverletzende Praktiken in Sharjah im Blick zu behalten. Im Leitbild der Universität heißt es, „Sie (die UzL, Anmerkung d.Red.) fühlt sich kommenden Generationen unabhängig von ihrer Herkunft in einer freiheitlichen Welt verpflichtet. Sie erwartet Offenheit gegenüber dem Neuen und Andersartigen.“ Die Ausweitung der Kooperation mit Sharjah versteht der Senat als praktische Umsetzung dieses Leitbildes. Es ist geplant, insbesondere den Gleichstellungsausschuss des Senats verstärkt einzubeziehen.

Als positiv wurden vom Senat Anzeichen einer Öffnung gegenüber demokratischen Werten gesehen und der hohe Frauenanteil an Studierenden der Partneruniversität in Sharjah genannt. Kritisch gesehen wurden hingegen die fehlende Meinungs- und Pressefreiheit in Sharjah sowie das dort bestehende Verbot von Homosexualität, Transfeindlichkeit so-wie die Verletzung allgemeiner Menschenrechte vor Ort. Der Senat der Universität zu Lübeck wünscht sich hier einen langfristigen Diskurs in Bezug auf diese gesellschaftspoli-tisch relevanten Wertediskrepanzen. Die Universität zu Lübeck hält eine aktive Förderung qualifizierter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im interkulturellen Kontext für wichtig und sieht darin eine große Chance, Ideen und Werte im Rahmen beständiger Kommunikation und Diskussion auszutauschen.