Kontinuität und herausragende Sachkompetenz - 24 Jahre im Rektorat der Universität zu Lübeck
Wolf-Dieter v. Detmering, Kanzler der Universität zu Lübeck, geht mit dem 14. Februar 2004 in den Ruhestand. Nach drei Amtszeiten kandidiert er für das Amt des Universitätskanzlers altersbedingt nicht ein weiteres Mal. Von Detmering war von 1976 bis 1984 und, nach einer Tätigkeit als Kanzler der Freien Universität Berlin, seit 1989 Kanzler der Universität zu Lübeck.
Wolf-Dieter v. Detmering, 1941 in Posen geboren, studierte 1964 Rechts- und Staatswissenschaften und schloss das Studium 1968 mit der 1. juristischen Prüfung am Oberlandesgericht Schleswig und 1973 mit der 2. juristischen Prüfung am Oberlandesgericht Hamburg ab. Von 1973 bis 1976 war er Dezernent und Syndikus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, bevor er sich aus der Position des Kanzlers der Fachhochschule Dortmund 1976 erfolgreich auf die Kanzlerstelle der damaligen Medizinischen Hochschule Lübeck bewarb.
Der Universitätskanzler ist Wahlbeamter. Im Rektorat, der vierköpfigen kollegialen Universitätsleitung, ist er das einzige hauptberufliche Mitglied neben dem Rektor und den beiden Prorektoren, die ihr Amt ehrenamtlich ausüben und gleichzeitig weiter ihre Aufgaben als Hochschullehrer wahrnehmen. Der Kanzler leitet die Zentrale Universitätsverwaltung. Die Amtszeit beträgt sechs (zuvor: neun) Jahre. Kanzler v. Detmering sah sein Amt in Nachfolge des 1973 abgeschafften Kuratorenamtes als janusköpfiger Vertreter des Landes in der Universität und andererseits als besonders herausgestelltes hochschulpolitisches Mitglied seiner Hochschule.
Von Detmering prägte den Ausbau der Universität, die sich während seiner Kanzlerschaft von der Medizinischen Hochschule zur Universität zu Lübeck entwickelte. Er versah seine Aufgaben als Kanzler mit Präsident Erhard D. Klinke und den Rektoren Professor Dr. med. Dr. h.c. Peter C. Scriba, Professor Dr. med. Wolfgang Henkel, Professor Dr. med. Dr. h.c. mult. Wolfgang Kühnel, Professor Dr. med. Hans Arnold und Professor Dr. rer. nat. Alfred X. Trautwein.
Herausragende Entwicklungen der Lübecker Universität während seiner 24 jährigen Lübecker Amtszeit waren die Aufnahme des vollständigen Medizinstudiums nach Aufbau der damaligen Naturwissenschaftlichen Fakultät 1983 und die Einführung der neuen Studiengänge in der heutigen Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät seit 1993 (Informatik, Molekulare Biotechnologie/Molecular Life Science und Computational Life Science).
Eine Vielzahl der Neu- und Umbauten auf dem Campusgelände an der Ratzeburger Allee hat v. Detmering prägend beeinflusst.
Von Detmering legte in seiner Amtsführung großes Gewicht auf eine durchgreifende Modernisierung und Dienstleistungsorientierung der Universitäts- und Klinikumsverwaltung. Gleichzeitig war er uneingeschränkt den Grundsätzen der Wissenschaftsfreiheit und der akademischen Selbstverwaltung verpflichtet. Das gute Verhältnis zu den Personalräten war ihm ein besonderes Anliegen. Vorrangiges Augenmerk richtete er auf die Evaluation der Leistungen in Forschung und Lehre und auf die Weiterentwicklung des Universitätsprofils. Eine eindrucksvolle Bestätigung fanden die Bemühungen der Universität mit den Empfehlungen des Wissenschaftsrates 1993 und 1999 sowie im Frühjahr 2003 mit dem Bericht der Expertenkommission für die Hochschulentwicklung in Schleswig-Holstein (Erichsen-Kommission), der der Universität eine ausnehmend erfolgreiche Schwerpunktsetzung und Zukunftsplanung in der Medizin und den medizinnahen Fächern bescheinigt.
In den Jahren 1983 und 2000 richtete v. Detmering überregional bedeutsame Fachtagungen in Lübeck aus (Universitätskanzlerkonferenz für Deutschland, Kanzlerfortbildungsveranstaltung zur Hochschulmedizin und Fortbildungsveranstaltung zum neuen Dienst- und Besoldungsrecht an Hochschulen für den Verein für Wissenschaftsrecht, dem er als Gründungsmitglied angehört).
In besonderer Weise lagen ihm die Beziehungen der Universität zu ihren Freunden und Förderern sowie zu den Ehemaligen am Herzen (Aufbau der "Alumni Lübeck" als Sektion der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck 2003). Die Rolle der Universität als wichtiger Teil der kulturellen Öffentlichkeit Lübecks wurde beispielhaft durch die von ihm angeregte Einrichtung einer Gastprofessur und der Sonntagsvorlesungen im Rathaus der Hansestadt unterstrichen.
Von Detmering war ehrenamtlicher Richter am OVG Schleswig und am Arbeitsgericht Lübeck. Seit 1992 war er Mitglied im Sprecherkreis und in zahlreichen Arbeitskreisen der Universitätskanzler in Deutschland. Er organisierte und begleitete Delegationsreisen der Universitätskanzler und Generalsekretäre der Länder Dänemark, Österreich und der Schweiz durch Deutschland.
Rektor Professor Dr. rer. nat. Alfred X. Trautwein würdigte die von hoher und herausragender Sachkompetenz geprägte Amtsführung von Detmerings. Mit seinem Weggang gehe eine Ära in der Leitung der Universität zu Lübeck zu Ende, in der nicht nur überaus erfolgreich die Geschicke der Universität gelenkt, sondern auch wichtige und nachhaltige Grundlagen gelegt wurden, von denen die weitere Entwicklung der Universität noch sehr lange profitieren werde.
Die Ausschreibung der Amtsnachfolge hat stattgefunden, die Bewerbungen liegen vor. Das Konsistorium der Universität zu Lübeck wird den neuen Kanzler bzw. die neue Kanzlerin voraussichtlich im April wählen.
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