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Freitag, 13.07.2018

Studium

Universität zu Lübeck Vorreiter bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe

Prof. Dr. Christiane Schwarz leitet den Studiengang Hebammenwissenschaft

Richtlinie der Europäischen Union zur Hebammenausbildung muss bis 2020 umgesetzt sein – Schleswig-Holstein ist hervorragend aufgestellt

Die Universität zu Lübeck ist unter den Universitäten bundesweit Vorreiter bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. Damit ist Schleswig-Holstein im nationalen Vergleich hervorragend aufgestellt, während Deutschland ansonsten gegenüber der europäischen Entwicklung einen deutlichen Nachholbedarf hat.

Den aktuellen Stand der Akademisierung der Hebammenausbildung hat die Bundesregierung in Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen dargestellt (Bundestagsdrucksache 19/2295). Danach wird bereits in allen Ländern der Europäischen Union eine akademische Hebammenausbildung umgesetzt – außer in Deutschland. Alle übrigen Länder der EU haben mittlerweile die Konsequenzen aus einer EU-Richtlinie gezogen, welche eine zwölfjährige Schulbildung als Voraussetzung für die Zulassung zur Hebammenausbildung vorschreibt (2013-55-EU). Die EU begründet dies mit den für die Berufsausübung erforderlichen wissenschaftsbasierten Kenntnissen und der Notwendigkeit, unabhängig und in eigener Verantwortung Gesundheitsfürsorge leisten zu können.

Die Universität zu Lübeck hat als erste Universität in Deutschland zum Wintersemester 2017/18 den Studiengang Hebammenwissenschaft in Kooperation mit der UKSH-Akademie eingeführt. Die erste deutsche Universitätsprofessorin für dieses Fach ist Prof. Dr. Christiane Schwarz in Lübeck. Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe haben die Universität und das Land Schleswig-Holstein bereits 2014 mit der Einführung des dualen Studiengangs Pflege begonnen. Der primärqualifizierende Bachelorstudiengang Physiotherapie folgte 2016, und in diesem Herbst starten die Studiengänge Logopädie und Ergotherapie.

Alle Gesundheitsstudiengänge der Universität Lübeck zeichnet die unmittelbare Nachbarschaft und Vernetzung mit dem Universitätsklinikum und dem Studium der Humanmedizin aus. Für die Interprofessionalisierung der Gesundheitsfachberufe bereits im Studium bestehen damit die bestmöglichen Bedingungen.

Vorherrschend ist in Deutschland weiterhin die Hebammenausbildung an beruflichen Fachschulen. Für die Absolventinnen bedeutet dies nicht nur eine Benachteiligung im Hinblick auf die Anerkennung ihres Berufsabschlusses innerhalb der EU. Es bedeutet auch, dass wichtige Impulse für die Qualität der gesundheitlichen Versorgung von Frauen und ihren Familien ausbleiben, die durch eine wissenschaftsbasierte Ausbildung an Hochschulen und Universitäten zu erwarten sind. Nicht zuletzt werden weiterhin die Karriere- und Erwerbschancen in einem klassischen Frauenberuf beschnitten, obwohl die Sachverständigenkommission zum Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung explizit auf das Gleichstellungsproblem hingewiesen hat.

Die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft fordert daher vor dem Hintergrund der aktuellen Versorgungsengpässe in der Geburtshilfe und der immer noch ausstehenden Gleichstellung von Frauen die zeitnahe Umsetzung und finanzielle Sicherstellung der hochschulischen Hebammenausbildung in Deutschland. In Deutschland bestehe zwar seit 2009 die Möglichkeit, über eine Modellklausel primärqualifizierende Studiengänge für Hebammen anzubieten (dies wird zurzeit an fünf Hochschulen umgesetzt). Zudem könnten Hebammen in ausbildungsintegrierenden oder additiven Studiengängen einen akademischen Abschluss erwerben (weitere acht Standorte). Auf eine gesetzliche Grundlage für die vollständige Akademisierung der Hebammenausbildung hätten sich Bund und Länder jedoch bisher nicht einigen können. Die Zeit dränge, denn bis zum 18. Januar 2020 muss die EU-Richtlinie umgesetzt sein.