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Donnerstag, 08.07.2010

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Universität zu Lübeck lädt zu Gespräch am "Runden Tisch"

Erläuterung und Diskussion des Alternativkonzepts

Die Universität zu Lübeck hat mit heutigem Schreiben die für die Kooperation in der schleswig-holsteinischen Hochschulmedizin Verantwortlichen Prof. Fouquet, Präsident der CAU, Prof. Scholz, Vorstandsvorsitzender des UK S-H, Prof. Müller-Hermelink, Vorsitzender des Medizin-Ausschusses, und Prof. Schreiber, Dekan der Medizinischen Fakultät Kiel, zu einem Gespräch eingeladen. "Wir wollen umgehend die offensichtlich vorhandenen Irritationen ausräumen und unser Konzept den Partnern näher erläutern", begründet Prof. Dr. Peter Dominiak, der Präsident der Universität, diesen Schritt. "Offensichtlich werden der Grund für und der Inhalt des Alternativkonzepts noch verkannt."

 

Die Universität zu Lübeck war nach ihren vehementen Protesten gegen den Regierungsbeschluss zur Schließung der Medizin in Lübeck von der Landesregierung aufgefordert worden, ein Alternativkonzept vorzulegen, das die Einsparsumme in Höhe von insgesamt 150 Mio. € bis 2020 und 26 Mio. € pro Jahr ab 2018 bei Erhalt der Medizinerausbildung in Lübeck erbringt. Über das Konzept war Vertraulichkeit vereinbart worden.

Das von der Universität nun am Dienstag dieser Woche veröffentlichte Konzept wurde im Sinne der von der Landesregierung formulierten Vorgaben erstellt. Es ist sauber durchgerechnet und rechtlich wie tatsächlich umsetzbar, stellt aber keine "Wunschkonzeption" der Universität zu Lübeck dar. Eine solche hatte die Universität bereits Anfang Mai in völliger Unkenntnis des nahenden Regierungsbeschlusses in ihrem Struktur- und Entwicklungsplan für die nächsten fünf Jahre dargelegt.

Das Präsidium der Universität hat sich dennoch zur Erarbeitung eines Alternativkonzepts aus Gründen der Abwehr unmittelbar drohender Gefahren für die Universität entschieden: Hochkarätige Wissenschaftler drohen abzuwandern; Forschungsprojekte, wie die am 12. und 13. Juli zur Wiederbegutachtung anstehende Klinische Forschergruppe "KFO 170 - Frühpathogenese der Wegenerschen Granulomatose" können nur bei klarer Beschlusslage über den Erhalt der Medizin in Lübeck weiterbewilligt werden.

Grundzüge des Alternativkonzepts hatten Präsident und Kanzler den Vertretern der Landesregierung bereits im so genannten "Bargteheider Gespräch" am 6.6.2010 dargelegt. Das fertige Konzept, das den Regierungsvertretern dann am 25.6.2010 vorgelegt wurde, enthielt insofern keine Überraschungen. Diese Woche wurde das Konzept auch der hochschulinternen wie externen Öffentlichkeit präsentiert.

Die vom Gesetzgeber vorgegebene Konstruktion der schleswig-holsteinischen Hochschulmedizin sieht eine Verbindung der Universität Kiel und Lübeck mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein über den Medizin-Ausschuss vor. Dieser ist Empfänger des gesamten Landeszuschusses in Höhe von rund 128 Mio. €. Einschnitte in der Hochschulmedizin betreffen daher immer alle Partner. So führt das Regierungskonzept nicht nur zu verheerenden Folgen in Lübeck, sondern auch zu einer erheblichen Belastung der beiden anderen Partner - CAU und UK S-H. Die CAU wird mit der Verpflichtung zur Aufnahme zahlreicher weiterer Studierender konfrontiert. Hierauf hat der LRH in der letzten Woche noch einmal hingewiesen. Das UK S-H hätte bereits bei der ersten Einsparstufe in Höhe von 24 Mio. € ab dem Jahr 2015 13 Mio. der Einsparsumme aufbringen müssen.

Auch ein Alternativkonzept zur Einsparung von Mitteln aus dem Landeszuschuss für Medizin kann zwangsläufig nicht auf Belastungen aller Beteiligten verzichten. Nur fällt diese Belastung in unserem Modell für die Partner moderater aus: Zwar muss die Zahl der Studierenden zwangsläufig an beiden Standorten reduziert werden, wenn es gilt, beide Standorte zu erhalten und gleichzeitig die Vorgabe des Landes, weniger Studierende als es dem Bundesdurchschnitt entspricht, auszubilden. Doch bekommt Kiel künftig pro Studierendem 5.000 € mehr als heute. Der Landeszuschuss an die Universität Kiel bleibt im übrigen vollkommen unangetastet. In Strukturen der CAU wird nicht eingegriffen.

Das UK S-H wird bei der maximalen Einsparsumme von 26 Mio. € ab 2018 im Alternativkonzept lediglich mit einem Anteil von 10,4 Mio. € belastet. Pro Studierendem nimmt der Anteil des UK S-H an beiden Campi sogar um 4.000 € zu.

Das Alternativkonzept orientiert sich an den Empfehlungen des Erichsen-Gutachtens (2003), das für beide Campi eine Studierendenzahl von jeweils 160 empfohlen hatte. Dies wurde in den nachfolgenden Zielvereinbarungen des Landes mit den beiden Universitäten Kiel und Lübeck rechtsverbindlich festgelegt.

Das Konzept entspricht also insofern der langjährigen Strategie des Landes für die Hochschulmedizin in Schleswig-Holstein. Es reduziert die Medizinstudienplätze auf ein für beide Seiten vertretbares Niveau, das zwei Medizinstandorte exzellenter Forschung und Lehre beibehält. Es ermöglicht der Universität Kiel eine erfolgreiche Bewerbung im Exzellenzprogramm des Bundes und der Länder bei allen drei Förderlinien und entzieht der Universität zu Lübeck nicht die Grundlage, sich mit den Kooperationspartnern im gemeinsamen Wissenschaftscampus als der Medizintechnikstandort des Landes weiter erfolgreich profilieren zu können. Das Konzept ermöglicht es zudem beiden Standorten, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Borstel das Exzellenzcluster "Entzündung an Grenzflächen" fortzusetzen und fördert damit weiterhin die Reputation Schleswig-Holsteins, Medizin auf höchstem Universitätsniveau zu betreiben.

Das Präsidium der Universität zu Lübeck versteht den Unmut der Verantwortlichen der Universität Kiel und des UKSH über die nicht erfolgte Abstimmung des Alternativkonzepts, macht aber die vereinbarte Vertraulichkeit dafür verantwortlich.

Das Präsidium der Universität zu Lübeck hat den Präsidenten und den Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU, den Vorstandsvorsitzenden des UKSH und den Wissenschaftsdirektor des Medizinausschusses zu einem "Runden Tisch" eingeladen, um das Konzept gemeinsam zu diskutieren.