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Montag, 09.01.2017

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Kulturwissenschaft: Thomas Mann und die Neurasthenie

"Es ist eine beständige, unbestimmte Qual" (Illustration von Heinz-Joachim Draeger aus seinem Buch "Ich, Christian Buddenbrook. Skizzen eines Lübecker Kaufmannssohns"; Copyright: Boyens Buchverlag)

Lesung, Workshop und Vernissage im Rahmen einer Veranstaltung des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck

  • Eine Veranstaltung des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) in Kooperation mit dem Buddenbrookhaus Lübeck - Vom 10.-11. Februar 2017 im Buddenbrookhaus, Mengstraße 4 und ZKFL, Königstraße 42.

„Wer könnte sich das Meisterwerk der Buddenbrooks ohne Christian vorstellen?“, heißt es in einer Zeitungsnotiz der Täglichen Rundschau im Jahre 1926. Christian Buddenbrook, von Natur aus neurasthenisch und leidend, habe unter den Bäumen der Anstalt nun seine letzte Ruhestätte gefunden. Doch nicht von Christian Buddenbrook, sondern von Friedrich Mann ist hier die Rede. Der Onkel des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann hatte viele Jahre in psychiatrischen Anstalten verbracht, wurde entmündigt und verstarb in der Heilanstalt Strecknitz. Noch zu Lebzeiten hatte Thomas Mann in der Figur des Christian Buddenbrook der Erkrankung seines Onkels ein literarisches Denkmal gesetzt.

Mit einer Lesung, einem Workshop und einer Vernissage beleuchtet die Veranstaltung „Thomas Mann und die Neurasthenie“ die vielfältigen Facetten der Neurasthenie im Spannungsfeld von Medizin und Literatur. Den Auftakt im Buddenbrookhaus bildet ein sensationeller Archivfund: Am Freitag, den 10. Februar um 19:00 Uhr widmet sich die Literaturwissenschaftlerin Sophie Strelczyk in ihrem Vortrag „Friedrich Mann und Christian Buddenbrook“  der literarischen Verarbeitung der Krankenakte des Friedrich Mann in der Romanfigur des Christian Buddenbrook. Flankiert wird der Vortrag mit einer Lesung der Originaldokumente von Jan Bovensiepen.

Am Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) findet am Samstag, den 11. Februar ein eintägiger Workshop zu „Krankheit der Moderne. Thomas Mann, Neurasthenie und literarische Anthropologie“ statt. Nicht nur Mediziner vor und nach 1900 haben sich intensiv mit den physiologischen Voraussetzungen menschlicher Wahrnehmungs- und Denkweisen auseinandergesetzt. Auch für Schriftsteller und Literaten wurde die Neurasthenie zum Einsatzort, um sich die „Sache mit den Nerven“ für ihr eigenes Schreiben einzuverleiben. Als Knotenpunkt von Kultur, Ästhetik und Medizin widmet sich der Workshop mit Vorträgen dem Verhältnis von literarischem und medizinischem Wissen um 1900 und geht der Frage nach, ob uns heute unter dem Stichwort „Burnout“ ein ähnliches Problem beschäftigt.

Die Veranstaltung endet am Samstagabend mit einer Vernissage und Buchpräsentation im Buddenbrookhaus. Um 19:00 Uhr stellt der Illustrator Heinz-Joachim Draeger sein Buch „Ich, Christian Buddenbrook. Skizzen eines Lübecker Kaufmannssohns“ vor. Mit einer Einführung von Birte Lipinski und einer ergänzenden Lesung von Jan Bovensiepen. Die Zeichnungen werden in einer Sonderausstellung bis zum 28. Mai 2017 im Buddenbrookhaus gezeigt.

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