Pressekonferenz am 12. November, 12 Uhr
In jeder Schulklasse ist im Durchschnitt mindestens ein Kind anzutreffen, das unter einem Aufmerksamkeits-Defizit bzw. einer Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) leidet. Ein Symposium zu diesem Thema veranstalten die Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie und der Arbeitskreis Überaktives Kind (AÜK) Lübeck am 12. und 13. November in der Medizinischen Universität zu Lübeck. Das Thema: "Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) - Fakten, Mythen, Probleme und Lösungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene" (Hörsaal Z 1/2).
Eine Pressekonferenz findet im Rahmen des Symposiums am Freitag, dem 12. November 1999, um 12 Uhr im Hörsaal Z 1/2 des Zentralklinikums statt. Sie wird von Prof. Dr. med. Ulrich Knölker, dem Direktor der Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der MUL, geleitet. Alle Journalistinnen und Journalisten sind herzlich eingeladen.
Fünf Prozent aller Kinder sind nach neuen Zahlen direkt von Hyperaktivität betroffen. Fachleute gehen aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen heute davon aus, dass es sich bei der ADHS um eine primär biologisch verursachte Störung handelt, bei der chemische Abläufe im Gehirn beeinträchtigt sind. Die Störung betrifft fast ausschließlich Jungen (im Verhältnis 6:1). Außerdem haben ADHS-Kinder etwa viermal häufiger hyperkinetische Geschwister, Eltern oder andere Verwandte, so dass auch auf die Bedeutung genetischer Aspekte zu schließen ist.
Die Hyperaktivitäts-Störung ist gekennzeichnet durch drei Hauptkriterien: 1. Unaufmerksamkeit, Unkonzentriertheit, leichte Ablenkbarkeit; 2. starke Impulsivität, Steuerungsschwäche, Handeln ohne nachzudenken; 3. motorische Unruhe, Umtriebigkeit, "Zappeligkeit". ADHS-Kinder, die nicht frühzeitig genug als solche diagnostiziert werden, stellen eine Risikogruppe dar für die Entwicklung einer gescheiterten Schulkarriere, häufigen Schulwechsel und nicht selten auch für eine dissoziale Entwicklung mit späteren Heimeinweisungen oder gar delinquentem Verhalten. Fast alle nehmen Schaden an ihrem Selbstbewusstsein.
Bei Verdacht auf eine ADHS sollten Eltern ihr Kind einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einem ADHS-erfahrenen Kinderarzt überweisen. Diese können durch sorgfältige körperliche, neurologische und kinderpsychiatrische Untersuchungen mit Erhebung der Vorgeschichte, Fragebögen und testpsychologischen Untersuchungen feststellen, ob eine ADHS vorliegt oder nicht.
In der Therapie der ADHS hat sich ein mehrdimensionales Konzept unter Einbeziehung der Eltern und der Schule bewährt. Es gibt eine Reihe von klinisch erprobten Trainingsprogrammen, die Eltern und Kind gemeinsam durchführen können. Vielen Kindern kann mit Medikamenten, die gezielt in den gestörten Hirnstoffwechsel eingreifen, nachhaltig geholfen werden. Zusätzlich können Behandlungen mit Ergotherapie oder Psychomotorik erfolgen.
Auf dem Lübecker ADHS-Symposium wird das gesamte Spektrum dieser Störungen von namhaften Experten aus verschiedenen Berufsgruppen wissenschaftlich fundiert dargestellt und in Arbeitsgruppen praxisorientiert vertieft. Referenten sind u.a. Dipl.-Psych. Dr. Uwe Ruhl, Bremen (diagnostische Methoden), Priv.-Doz. Dr. med. A. Marcus, Trier (Bewertung von Diät-Therapien), Hans Biegert, Bonn (pädagogische Ansätze in der Schulpraxis), Dipl.-Psych. Cordula Neuhaus, Esslingen (pädagogische Hilfen bei der Alltagsbewältigung), Prof. Dr. phil. Ernst Kiphard, Rosbach (das hyperaktive Kind aus Sicht der Psychomotorik), Priv.-Doz. Dr. med. Frank Häßler, Rostock (Möglichkeiten und Grenzen der Psychopharmakotherapie), Prof. Dr. sc. human. Manfred Döpfner, Köln (Trainingsprogrammen, Verhaltensmodifikationen und Verhaltenstherapien) und Dr. Johanna Krause, Ottobrunn (Hyperaktivität im Erwachsenenalter).
Zum Abschluss der Tagung führt die Kartäuserwall Road Show das Theaterstück "Ihr habt doch keine Ahnung" auf.
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