Internationales Symposium "Intersexualität - Vom Gen zur Geschlechtsidentität"
Vom 1. bis 3. April 2004 findet an der Universität zu Lübeck eine internationale Fachkonferenz "Intersexualität - Vom Gen zur Geschlechtsidentität" statt. Ausrichter ist die Klinische Forschergruppe (Sprecher: Prof. Dr. med. Olaf Hiort) der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, in Kooperation mit dem Institut für Sexualforschung des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf.
Intersexualität ist eine Variante der normalen Geschlechtsentwicklung, bei der eine Abweichung des äußerlichen Geschlechts vom üblichen Chromosomensatz besteht. Bei intersexuellen Kindern wissen die Ärzte oft nach der Geburt nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Diese Situation ist für Eltern extrem belastend und stellt die Wissenschaftler vor viele Rätsel. Von besonderer Bedeutung ist die Geschlechtszuweisung und auch das Vorgehen bezüglich genitaler Operationen bei betroffenen Kindern und Erwachsenen.
In der letzten Zeit wurde eine heftige Diskussion sowohl in Öffentlichkeit und Politik als auch in der Medizin und Grundlagenwissenschaft geführt, da die Vorgehensweisen der Medizin von einigen Betroffenenorganisationen kritisiert wurden. Bei der Lübecker Konferenz werden etwa 150 Experten aus der ganzen Welt die neuesten Erkenntnisse zur Geschlechtsentwicklung sowohl aus dem Blickwinkel der molekularen Medizin, der Genetik, der Hormonforschung, aber auch der Psychologie und Ethik diskutieren.
Ziel der Veranstaltung ist es, das Wissen der einzelnen grundlagenwissenschaftlichen Fächer mit den medizinischen Belangen der Betroffenen zu verknüpfen. Hierzu werden internationale Fachleute in Vorlesungen Stellung nehmen. Die Themen reichen dabei von der genetischen Steuerung der Geschlechtsentwicklung durch Hormone bis hin zur biologischen Prägung der Geschlechtsidentität. Weitere Vorträge betreffen die diagnostischen Möglichkeiten zur Unterscheidung verschiedener Ursachen der Intersexualität sowie die Implikationen zur Geschlechtszuweisung betroffener Menschen. Eine Besonderheit sind zwei Podiumsdiskussionen, bei denen neben Fachvertretern auch Betroffene die Themen "Was ist Intersexualität" und "Möglichkeiten des interdisziplinären Managements" diskutieren.
An der Universität zu Lübeck besteht seit 2001 ein Forschungsschwerpunkt zur Intersexualität. Nach Bewilligung der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft wurde in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen vom Institut für Sexualforschung des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine Klinische Forschergruppe eingerichtet. Zusätzlich wird seit kurzem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung der Aufbau eines Netzwerkes zur klinischen Forschung bei Störungen der Geschlechtsentwicklung gefördert.
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