Citizen Science: Demokratisierung oder Ausbeutung? - Vortrag von Prof. Dr. Barbara Prainsack (London) am 8. Dezember (19:15 Uhr, Hörsaal AM 4)
Schnell mal einen Nobelpreis in der Mittagspause? So werden so genannte “Citizen Science” Projekte beworben, in denen Laien zur Teilnahme an Forschungsprojekten ermutigt werden. Und das mit großem Erfolg: Hunderttausende Menschen weltweit loggen die Sichtung seltener Vögel, klassifizieren Parasiten, oder spielen Computerspiele, die dazu beitragen, die Struktur eines Proteins zu erforschen. Ist Citizen Science ein Wundermittel für die Wissenschaft, in dem sie sowohl zur Bildung als auch zur Wissensproduktion beiträgt und auch noch Spaß macht? Oder sind Citizen Scientists unbezahlte Arbeitskräfte die für die professionelle Wissenschaft nicht mehr als ein Mittel zur Kostenreduktion sind?
Barbara Prainsack ist Professorin am Department of Global Health & Social Medicine am Londoner King’s College. Ihre Forschung beschäftigt sich mit regulatorischen, sozialen und ethischen Aspekten biowissenschaftlicher Forschung und Praxis im Bereich der Medizin und der Forensik. Zuletzt erschienen “Das Solidaritätsprinzip: Ein Plädoyer für eine Rennaissance in Medizin und Bioethik” (mit Alena Buyx, Campus Verlag, 2016). Sie ist Mitherausgebern des soeben erschienenen “Investigating Interdisciplinary Collaboration: Theory and Practice Across Disciplines” (h.g. mit Scott Frickel und Mathieu Albert, Rutgers University Press, 2016). Barbara Prainsack ist Mitglied der Österreichischen Bioethikkommission, der Ethikkommission der nationalen DNA-Datenbank des Vereinigten Königreichs, und der britischen Royal Society of Arts (RSA). -
Das Studium generale unternimmt im Wintersemester 2016/2017 eine Standortbestimmung von Wissenschaften im 21. Jahrhundert und lädt ein zur Auseinandersetzung mit ihrer Zukunft: Wissenschaft und Öffentlichkeit standen immer schon in einem engen Wechselverhältnis, aber heute zeichnen sich neue Kräfteverhältnisse und Tendenzen ab.
Die Lebens-, Informations- und Technikwissenschaften reklamieren die Wirklichkeitsbeschreibung mitsamt ihrer Gestaltung für sich und lassen Geistes- und Sozialwissenschaften in die Defensive geraten; Bürgerinnen und Bürger fordern ihre Partizipation bei der Ausrichtung wissenschaftlicher Vorhaben; die Wissenschaftsförderung orientiert sich zunehmend an ökonomischer Verwertbarkeit und an die Stelle einer Freiheit von Forschung und Lehre tritt die Evaluation akademischer Produktivität nach quantifizierbaren Outputkriterien.
Aber welche Formen von Wissenschaft brauchen wir für die Welt von morgen?
für die Ukraine