"Das Erbe der Narren", eine "Comedia infernale" von Michael Ende
Die studentische Theatergruppe Lübeck führt in diesem Semester "Die Spielverderber" von Michael Ende auf. Premiere ist am Freitag, dem 4. Dezember 2009 (20 Uhr, Altes Kesselhaus auf dem Unigelände), weitere Aufführungen sind am 5., 8. und 10. Dezember.
Mit dem "Erbe der Narren", so der Untertitel des Stückes, geht das Studierendentheater Lübeck in seine zweite Spielzeit. Die Gruppe theaterbegeisterter Studentinnen und Studenten der Universität und der Fachhochschule Lübeck besteht seit Herbst 2007. Ihre bisherigen Aufführungen waren "King Kongs Töchter" von Theresia Walser und "Ein Inspektor kommt" von John Boynton Priestley.
Michael Ende schrieb "Die Spielverderber" 1967. Im Mittelpunkt dieser "Comedia infernale", wie er das Stück nannte, steht ein geheimnisvolles Testament. Zehn Erben werden in das Schloss des kürzlich verstorbenen Johannes Philadelphia geladen. Es gibt nur einen Haken: Das Testament besteht aus zehn Teilen und kann nur eröffnet werden, wenn alle ihren Anteil zu einem Ganzen zusammenlegen.
Doch Misstrauen hat sich schon breit gemacht, Habgier und Intrigen verzögern die Auflösung. Was weiß der alte Diener und warum kannte niemand den Toten? Während sich die Situation immer weiter zuspitzt, scheint sich das Haus gegen die Bewohner zu wenden: Die Türen verschwinden, und es wird immer heißer. Gibt es noch ein Entrinnen?
Michael Ende (1929-1995) wurde vor allem als Autor der beliebten Kinderbücher "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", "Momo" und "Die unendlichen Geschichte" bekannt. Nur selten und kaum wahrnehmbar scheint in diesen phantastischen und ernsten Werken der so genannten Kinderliteratur eine Facette Endes durch, die in den "Spielverderbern" zum Tragen kommt: die des mit der Wirklichkeit hadernden Zynikers.Ende suchte nach einer Parabel für eine Gesellschaft, deren Individuen aus Machtgier, Selbstliebe und Gewohnheit sich der Solidarität untereinander verweigern und so der Selbstzerstörung sehenden Auges Tür und Tor öffnen. Er wollte ein Märchen schaffen, das der in egoistischen Interessen sich auflösenden menschlichen Gemeinschaft den Spiegel vorhielt. Dabei nutzte er aber nicht den seinerzeit noch gängigen distanzierenden Stil Bertolt Brechts, sondern griff auf die in seinen Kinderbüchern erpobten Szenerien zurück: das alte Schloss, die verwunschenen Requisiten, die skurrilen Erscheinungen und die mystische Sprache der durch biblische Anleihen angereicherten Poesie.
In der Inszenierung des Studierendentheaters Lübeck spielen (in der Reihenfolge ihres Auftretens) Kristin Schlichting, Matthias Salzenberg, Lena Hennings, Christoph Otte, Anna Lücke, Simone Braun, Christian Strauß, Melanie Pohl, Maren Sievert, Katja Broer, Christian Glöckl und Christian Krumrey, außerdem als Geister Sabine Braun, Lena Schmidt, Stefanie Reigl und Steffen Wankmüller. Die Regie führt Altje Parbel.
für die Ukraine