Stellungnahme des Universitätsrats zu den Zielvereinbarungen der Universitäten Flensburg, Kiel und Lübeck mit der Landesregierung
Der Universitätsrat Schleswig-Holstein hat zu den Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen den Universitäten Flensburg, Kiel und Lübeck und der Landesregierung für die Jahre 2009 bis 2013 Stellung genommen. Er verabschiedete seine Empfehlungen unter dem Titel "Perspektiven schaffen" am Freitag, dem 8. August 2008, auf seiner Sitzung an der Universität zu Lübeck. Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen den Universitäten und der Landesregierung dienen der Festlegung gemeinsamer strategischer Entwicklungsziele für einen Zeitraum von fünf Jahren. Der Universitätsrat legt die in seiner Stellungnahme enthaltenen Empfehlungen jetzt vor, um rechtzeitig vor dem Abschluss von Vereinbarungen Einfluss auf deren Inhalt nehmen zu können.
Die bisher mit den drei Universitäten Schleswig-Holsteins abgeschlossenen Zielvereinbarungen sind aus Sicht des Universitätsrats stark auf einen Katalog operativer Maßnahmen orientiert, sprechen aber eine strategische, mittel- bis längerfristige Zielsetzung deutlich weniger an. Der Universitätsrat stellt demgegenüber in seiner Stellungnahme die Frage in den Vordergrund, wie das Universitätssystem Schleswig-Holsteins im Jahre 2013 aussehen soll, und legt Eckpunkte eines Konzepts zur Neugestaltung des Hochschul- bzw. Wissenschaftssystems im Lande vor.
In seiner Analyse der Ausgangslage stellt der Universitätsrat fest, dass "das Universitätssystem des Landes unterdimensioniert und unterfinanziert ist". Die Gehälter der Professoren sind an den schleswig-holsteinischen Universitäten des Landes um bis zu 20 Prozent niedriger als in allen anderen Bundesländern. Das Land bietet selbst den eigenen Abiturienten keine gesicherte Chance auf eine akademische Ausbildung. Bei der Quote der Hochschulabsolventen nimmt es mit Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg einen der letzten drei Plätze unter den 16 Bundesländern ein.
"Angesichts der Bedeutung des Qualifikationsniveaus insbesondere seiner jungen Bevölkerung für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft ist das Engagement des Landes für seine Zukunftssicherung erschreckend gering", konstatiert der Universitätsrat. Dass Schleswig-Holstein Haushaltsprobleme habe, sei "nicht nur Ursache, sondern auch Folge des geringen Engagements früherer Landesregierungen für die Themen Bildung und Wissenschaft".
Zur Realisierung der neuen Entwicklungsperspektive bedürfe es, so der Universitätsrat, 1. "einer klaren Prioritätenentscheidung der Politik zu Gunsten der Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) und Forschungseinrichtungen des Landes (und damit zu Gunsten seines Innovationspotentials)" und 2. "der Bereitschaft von Hochschulen und außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen zu einer verstärkten, Strategie-geleiteten Koordination und Kooperation in einem Leistungsverbund".
Der Universitätsrat empfiehlt die Verständigung auf die Schaffung eines "Exzellenz-Verbundes Schleswig-Holstein", an dem die leistungsstarken Bereiche der Hochschulen sowie der außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Fraunhofer-Gesellschaft sowie andere dafür geeignete Einrichtungen des Bundes bzw. Landes beteiligt sein sollten. Auch die Wirtschaft und der private Sektor sollten für ein verstärktes Engagement gewonnen werden. -
Der gemeinsame Universitätsrat der Universitäten Flensburg, Kiel und Lübeck wurde entsprechend der Neufassung des schleswig-holsteinischen Hochschulgesetzes vom Februar 2007 gebildet. Er wirkt auf eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung der drei Universitäten untereinander hin.
Vorsitzender des Universitätsrates ist Prof. Dr. Peter Gaehtgens (Freie Universität Berlin und 2003 - 2005 Präsident der Hochschulrektorenkonferenz). Stimmberechtigte Mitglieder sind Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Berschauer (Vorstandsvorsitzender der Bayer CropScience AG), Prof. Dr. Ursula Brandstätter (Universität der Künste Berlin), Prof. Dr. Eike Jessen (Technische Universität München), Prof. Dr. Doris Kolesch (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Karin Lochte (Direktorin des Alfred-Wegner-Instituts Bremerhaven), Prof. Dr. Martin Röllinghoff (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Prof. Dr. Gert G. Wagner (Technische Universität Berlin).
Angehörige mit beratender Stimme und Antragsrecht sind die Präsidenten, die Gleichstellungsbeauftragten und Studierendenvertreter der Universitäten Flensburg, Kiel und Lübeck sowie der Wissenschaftsdirektor des Medizinausschusses.
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* Foto v.l.n.r.: Prof.es Dr.es Martin Röllinghoff, Peter Gaehtgens, Doris Kolesch, Friedrich Berschauer, Eike Jessen (Foto HL-live)
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