Über Ergotherapie ins Gespräch kommen und auf das aktuelle Thema der Akademisierung aufmerksam machen
Am 27. Oktober 2020 fand der Welttag der Ergotherapie unter dem Motto „Reimagine doing“ statt. Weltweit nutzen Ergotherapeut*innen diesen Tag, um auf ihren Beruf und ihre damit verbundenen Kompetenzen und Potentiale aufmerksam zu machen. Der Fachbereich Ergotherapie des Institutes für Gesundheitswissenschaften der Universität zu Lübeck war an mehreren Aktionen an diesem Tag beteiligt bzw. hat diese initiiert, um über Ergotherapie ins Gespräch zu kommen und auf das aktuelle Thema der Akademisierung der Ergotherapie aufmerksam zu machen.
Vortrag für Schüler*innen der Berufsfachschulen
Prof. Katharina Röse und Tabea Böttger, M.Sc., hielten am Nachmittag online einen Vortrag für Berufsfachschüler*innen der Ergotherapie mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Reimagine doing – Betätigung neu überdenken“. Die Auszubildenden erhielten Einblicke in die historischen Wurzeln sowie in die aktuellen nationalen wie internationalen Entwicklungen der Ergotherapie. So wurden Beispielsweise kritische Perspektiven auf das Konstrukt der Betätigung aus der Occupational Science, einer zentralen Bezugswissenschaft der Ergotherapie, vorgestellt. Im anschließenden Austausch wurden diverse Nachfragen beantwortet wie zu den Vorteilen eines Hochschulabschlusses für Ergotherapeut*innen.
Einladung an die Studierenden der Universität zu Lübeck
Am Abend luden die Studierenden und Lehrenden der Fachrichtung Ergotherapie des Bachelorstudiengangs Ergotherapie/Logopädie Studierende anderer Studiengänge der Universität zu Lübeck zu einem virtuellen Meeting ein, um unter der Fragestellung „Was machen eigentlich Ergotherapeut*innen?“ miteinander ins Gespräch zu kommen. Es beteiligten sich Studierende aus den Studiengängen Medizin, Physiotherapie und Gesundheits- und Versorgungswissenschaften und diskutierten ein breites Spektrum an Themen von spezifischen therapeutischen Interventionen im Arbeitsfeld Rheumatologie, über Aufbau des Studiengangs Ergotherapie/Logopädie bis hin zu Fragestellungen der Akademisierung der Ergotherapie.
Offener Brief von Ergotherapieprofessor*innen zur Akademisierung der Ergotherapie
Mit dem Titel: „Ergotherapie in Deutschland – ein Beruf in der Sackgasse?“ veröffentlichten gestern Ergotherapieprofessor*innen der öffentlichen Hochschulen in Deutschland einen offenen Brief, um auf die aktuell besorgniserregende Situation der Ergotherapie in Deutschland aufmerksam zu machen. Während weltweit die Berufsqualifikation Ergotherapie regulär ein Hochschulstudium erfordert, gehört Deutschland zu den letzten vier der 101 im Weltverband der Ergotherapie (WFOT) organisierten Länder, in denen ein grundständig akademischer Ergotherapieabschluss noch kein Standard ist. Damit zählt Deutschland zu den Schlusslichtern der Akademisierung der Ergotherapie in der Welt. Dies hat fatale Konsequenzen nicht nur für das Potential des Berufes, sondern auch für die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Zusätzlich wird damit die internationale Anschlussfähigkeit von deutschen Ergotherapeut*innen gefährdet.
Mit diesem Brief fordern die Ergotherapieprofessor*innen die Entscheidungsträger*innen auf den verschiedenen Ebenen dazu auf, das geplante Vorgehen zur Neuordnung der Therapieberufe in Deutschland zur Priorität zu machen und zeitnah hinsichtlich der Akademisierung zu überdenken und sich für eine primärqualifizierende hochschulische Qualifikation von allen Ergotherapeut*innen einzusetzen. Dieser offene Brief wird durch den Weltverband der Ergotherapie (WFOT) unterstützt und veröffentlicht. Der vollständige Wortlaut des offenen Briefes kann hier heruntergeladen werden.
Fazit
Der Welttag der Ergotherapie wurde vielfältig genutzt, um über den Beruf, seine Potentiale und die Notwendigkeit der Akademisierung inner- und außerhalb der Profession und der Universität zu informieren. Der Fachbereich Ergotherapie des Institutes für Gesundheitswissenschaften bedankt sich für die rege Teilnahme an den Online-Veranstaltungen und freut sich auf weiteren interdisziplinären Austausch bei zukünftigen Treffen.
für die Ukraine