1,4 Millionen Euro für innovative Technologien aus Lübeck
Mit 1,4 Millionen Euro fördert die Possehl-Stiftung während einer Anschubphase von vier Jahren drei Kompetenzzentren von Universität und Fachhochschule Lübeck. Der Stiftungsvorstand hat den von den Hochschulen vorgelegten Anträgen im Rahmen der Initiative "Plädoyer für eine stärkere Förderung technisch-naturwissenschaftlicher Innovationen aus Lübeck" nach ausführlichen Beratungen zugestimmt. Die Förderung durch die Possehl-Stiftung ermöglicht die Einwerbung zusätzlicher öffentlicher Finanzmittel für die drei Zentren, die im neuen Multifunktionscenter des Hochschulstadtteils (Innovationscampus Lübeck) aufgebaut werden sollen.
Die Possehl-Stiftung verfolgt mit dieser Zuwendung das Ziel, den Hochschulstandort Lübeck zu fördern und die Kooperation zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze zu stärken. Die Rektoren von Universität und Fachhochschule, Prof. Dr. Alfred X. Trautwein und Prof. Dr. Wilhelm Orth, begrüßen dieses Engagement der Possehl-Stiftung außerordentlich. Es sei von großer Bedeutung für die Stärkung und weitere Entwicklung des Standorts Lübeck.
Die hochinnovativen Arbeitsgebiete der Kompetenzzentren sind
In den Zentren werden die Hochschulen gemeinsam mit der Wirtschaft bereits vorhandenes Know-how bündeln, um beschäftigungswirksame Impulse für die Weiterentwicklung der in der Region ansässigen und für in Zukunft entstehende Unternehmen über einen kompetenten Wissens- und Kompetenztransfer auszulösen. Weitere Zielsetzung der Zentren ist es, bei der Entwicklung von Innovationen komplexe Entwicklungsaufgaben zu lösen, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen, wie Medizin, Molekularbiologie, Biochemie, Chemie und Physik sowie Verfahrenstechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informations- und Werkstofftechnologie, Sicherheitstechnik und Qualitätsmanagement, erfordert.
Angesichts dieser von intensiver Kooperation geprägten Entwicklungsprozesse ist der Wissens- und Kompetenztransfer aus Forschungs- und Entwicklungsbereichen der Hochschulen zu den Unternehmen eine zwingende Voraussetzung und ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Gründung, die Weiterentwicklung und das Wachstum von Unternehmen. Um die Kooperationsaktivitäten initiieren und koordinieren zu können, ist der Aufbau und der Betrieb eines Netzwerkes für Entwicklungskooperationen auch ein erklärtes Projektziel und Aufgabe der Kompetenzzentren.
Drug Design und Target Monitoring
Zahlreiche schwere Erkrankungen sind durch fehlgesteuerte oder infektionsbedingte Genexpression verursacht. Das Ziel der Forscher ist es jetzt, kausale Therapieansätze und damit "Targets" für einen modernen Wirkstoffentwurf auf molekularer und genetischer Ebene zu suchen. Das Kompetenzzentrum "Drug Design und Target Monitoring" wird seitens der Universität von den Instituten für Chemie und für Informatik betrieben. Seitens des Universitätsklinikums sind die Institute für Molekulare Medizin und für Immunologie und Transfusionsmedizin beteiligt. Wirtschaftpartner sind zum Beispiel die Abbott Laboratories, die A3D International GmbH, Lübeck, die Firma Euroimmun, Lübeck, und die Firma Evotech, Hamburg. Projekte des Zentrums sind "Neuartige NMR-Verfahren zum gezielten Entwurf von pharmakologischen Wirkstoffen", "Automatisierter Entwurf von Nukleinsäure-Wirkstoffen - Antisense Oligonukleotide" und "Target- und Wirkstoff-Monitoring über extrazelluläre Nukleinsäuren".
Das Zentrum leistet praxisnahen Know-how-Transfer und qualifiziert für hochinnovative Arbeitsplätze. Es entspricht mit seinen Zielsetzungen in hervorragender Weise der Technologie- und Strukturpolitik des Landes Schleswig-Holstein.
Tissue Engineering
"Tissue Engineering" (TE) ist die Züchtung und gezielte Veränderung menschlicher Zellen, Gewebe und Organe zur Verbesserung oder zum Ersatz von Körperteilen, die durch Verletzung oder Krankheit geschädigt sind. Es bietet ein großes Potenzial zur Entwicklung völlig neuartiger Therapieansätze. TE soll im Lübecker Kompetenzzentrum als Dienstleistungsbereich und eigenständiges Forschungsgebiet etabliert werden. Es steht im Einklang mit den Bemühungen der Landesregierungen Schleswig-Holstein und Hamburg um die Etablierung und das Wachstum der Biotechnologie in der Region. Das Zentrum wird im wesentlichen durch die Kliniken für Orthopädie, für Herzchirurgie, für Plastische Chirurgie und für Dermatologie und Venerologie sowie durch das Institut für Medizinische Molekularbiologie der Lübecker Universität getragen. Darüber hinaus sind die Kliniken für Urologie und für Kinderchirurgie sowie die Institute für Pharmakologie und Toxikologie und für Immunologie und Transfusionsmedizin stark an der Arbeit und den Ergebnissen des Zentrums interessiert und werden sich entsprechend beteiligen. Das Kompetenzzentrum "Tissue Engineering" wird eine bedeutsame Signalwirkung auf die pharmazeutische und die Life Science-Industrie entwickeln. Interessierter Industriepartner ist zum Beispiel die Bionethos Alphacells GmbH.
Wasserstoff- und Brennstofftechnologie
Im Rahmen umweltfreundlicher nachhaltiger Energietechnik verfügt der Energieträger Wasserstoff, der in Brennstoffzellen je nach Typ entweder in rein elektrische Energie oder in Wärme und elektrische Energie gewandelt werden kann, ein großes innovatives Potenzial für die zukünftige Energieversorgung der Gesellschaft. Dies gilt um so mehr, wenn berücksichtigt wird, dass der Energiewandlungsprozess in Brennstoffzellen emissionsfrei und mit hohem Wirkungsgrad abläuft. Die Brennstoffzellentechnologie steht absehbar vor der kommerziellen Nutzung. Ihre Anwendungsgebiete liegen in der Antriebstechnik von Fahrzeugen, in der Stromversorgung von Kleinverbrauchern und in der gekoppelten Strom- und Wärmeversorgung von Gebäuden.
Die Region Lübeck bietet mit bereits vorhandenem Know-how auf diesem Gebiet sehr günstige Ausgangsvoraussetzungen. In der Brennstoffzellentechnologie besteht seit längerem ein Verbund von Einrichtungen und Unternehmen in Schleswig-Holstein, die sich in dieser Technologie engagieren, so u. a. bei dem im Jahr 2001 veranstalteten Symposium "Energietechnik mit Wasserstoff und Brennstoffzellen". In dem Kompetenzzentrum sollen das vorhandene Wissen und die vorhandenen Kompetenzen gebündelt und systematisch ausgebaut werden, um sie dann den Netzwerkpartnern zur Innovationsentwicklung zur Verfügung stellen zu können.
Einzelne Unternehmen können in diesen komplexen und investitions- und kostenintensiven Entwicklungsprozessen eigenständig nur Teilaufgaben erfüllen, so dass sie bei der Entwicklung marktfähiger Produkte auf eine Zusammenarbeit mit anderen Partnern wie Hochschulen, Forschungseinrichtungen und anderen Unternehmen angewiesen sind.
Ziel des Kompetenzzentrums ist es, über die Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen Beschäftigungseffekte in der Region in dem technologie- und damit zukunftsorientierten Bereich der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik zu schaffen. Darüber hinaus soll über diese Innovationsanstrengungen hinaus ein grundsätzlicher und nachhaltiger Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung in der Region geleistet werden. Das Kompetenzzentrum wird damit maßgeblich zum Strukturwandel in der Region beitragen und einen deutlichen Schritt zur Entwicklung des Technologiestandortes Lübeck bewirken.
für die Ukraine