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Dienstag, 27.10.2020

Forschung

Pflegeeinrichtungen und Hospize werden digital

Prof. Dr. Jost Steinhäuser

HLTeleHeim: Pflegeheimen und Hospizen in Schleswig-Holstein wird die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeit durch den Einsatz von Telemedizin zu unterstützen und zu ergänzen

Im Projekt „HLTeleHeim“ wird interessierten Einrichtungen im Raum Lübeck und dem ländlichen Raum in Schleswig-Holstein die erforderliche Technik kostenfrei zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist in Zusammenarbeit zwischen der Professur für Allgemeinmedizin der Universität zu Lübeck, dem Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, und dem Lübecker Palliativnetz Travebogen entstanden.  „Kernstück des Projektes ist über das reine zur Verfügung stellen von Tablets hinaus die gezielt an alltäglichen Anwendungsbarrieren orientierte Schulung der beteiligten Gesundheitsberufe“ erklärt Prof. Jost Steinhäuser, Facharzt für Allgemeinmedizin und Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin.

Möglich macht das Projekt eine Förderung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familien und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, welches das Projekt mit insgesamt 163.000 Euro fördert. “Dieses Projekt ermöglicht es Pflegeeinrichtungen selber telemedizinische Beratungen und Behandlungen einzuleiten und diese in den Arbeitsalltag zu integrieren. Ich hoffe, gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, dass die Akzeptanz dieser ergänzenden Versorgungsform auf diese Weise deutlich gesteigert werden kann“, betont Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg.

„Mit Blick auf eine nicht auszuschließende erneute starke Einschränkung der Kontakte im Rahmen des durch die SARS-Cov2-Pandemie notwendigen Infektionsschutzes in den kommenden Monaten kann die Telemedizin eine zusätzliche Unterstützung für die Versorgung in den Einrichtungen sein“ erläutert Thomas Schell, Geschäftsführer des Lübecker Palliativnetzes Travebogen. So ermöglicht ihr Einsatz zum Beispiel Videokonferenzen, die Pflegefachkräfte vor Ort bei medizinischen und pflegerischen Fragen helfen können. Die Grundidee ist interessierte Heime und Hospize im Raum Lübeck mit Tablets inklusive SIM-Karten auszustatten und das Personal zu befähigen Konsile eigenständig einzuleiten. Dies erfolgt dann unabhängig von der Qualität des lokalen WLAN.

Die zum Einsatz kommende Software ist von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung anerkannt und ermöglicht die datenschutzkonforme Durchführung von Videogesprächen zwischen den Einrichtungen und dem Travebogen, bei denen bei Bedarf auch behandelnde Hausarzt*innen, Spezialisten*innen oder Angehörige hinzugezogen werden können. So können die Behandler*innen einen unmittelbaren Eindruck vom Zustand des*der Patienten*innen bekommen. Auch den Austausch von Dokumente ermöglicht die Software.

Aktuell werden die Mitarbeiter*innen des Travebogens und anderer Einrichtungen in der Anwendung geschult. Interessierte Einrichtungen aus Schleswig-Holstein können sich gern noch am Projekt beteiligen. (Kontakt: allgemeinmedizin@uksh.de).

Das 2009 gegründete Palliativnetz Travebogen ist ein Zusammenschluss aus Ärzten*innen, Pflegediensten, ambulanten Hospizdiensten, stationären Einrichtungen und Ehrenamtlichen, die eine umfassende  palliative Betreuung gewährleisten. Das Ziel ist es, schwerstkranken Menschen ein angst- und schmerzfreies Sterben in vertrauter Umgebung zu ermöglichen. Travebogen ist in Lübeck und Teilen von Ostholstein sowie in den Kreisen Segeberg und Stormarn aktiv. Das Palliativnetz hat im vergangen Jahr  rund 1400 sterbende Menschen begleitet. 

Das Institut für Allgemeinmedizin (IfA) der Universität zu Lübeck engagiert sich in der Ausbildung von Studierenden der Universität in verschiedenen Studiengängen, in der allgemeinmedizinischen Forschung und in der Versorgungsforschung. Ein Forschungsschwerpunkt des IfA beschäftigt sich dabei mit implementierungswissenschaftlichen Fragen zum Thema E-Health.