„Who cares?“ - Die Universität zu Lübeck beginnt ihr Vortragsprogramm des Wintersemesters mit einer Podiumsdiskussion am 25. Oktober
Der Pflegenotstand ist eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die Politik reagiert mit Modellen zur Aufwertung der Pflege- und Fürsorgearbeit. An den Universitäten werden Pflegewissenschaften aufgebaut, und in Schleswig-Holstein wurde als einem der ersten Bundesländer 2018 eine Pflegeberufekammer eingerichtet.
In diesem aktuellen Kontext stellt die Universität zu Lübeck ihr öffentliches Vortragsprogramm „Studium generale“ diesmal unter das Thema „Who cares? – Die Zukunft von Pflege und Arbeit als Herausforderung der Gegenwart“. Die Veranstaltungsreihe beginnt am Donnerstag, dem 25. Oktober, mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion (19:15 Uhr Audimax).
Es nehmen teil die Präsidentin der neuen Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein, Patricia Drube, die Geschäftsführerin des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte, Dr. Nadja Rakowitz, und die wissenschaftliche Mitarbeiterin im dualen Bachelorstudiengang Pflege an der Universität zu Lübeck Dr. Stefanie Mentrup. Die Moderation hat Prof. Dr. Christoph Rehmann-Sutter aus dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, ein Grußwort spricht die Präsidentin der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach.
Interessierten Journalistinnen und Journalisten ermöglichen wir bei der Veranstaltung gern Einzelinterviews und O-Töne. |
Pflege ist eine gesellschaftlich hochrelevante Tätigkeit, die, auch wenn sie im Privaten stattfindet, im öffentlichen Raum diskutiert werden muss. Zudem lässt die verschärfte Rationalisierung des Arbeitsmarktes soziale Tätigkeiten und besonders die Fürsorge im Generationenvertrag immer mehr zum Problem werden. Produktionsarbeit als Motor der Wirtschaft scheint die soziale Welt zu strangulieren, denn Fürsorge kostet nicht einfach mehr Zeit, sondern sie lebt gewissermaßen von Zeitverschwendung. Es reicht deshalb nicht aus, nur neue sozialpolitische Maßnahmen zu diskutieren. Mit der mangelnden Marktfähigkeit von Fürsorge steht vielmehr die Grundordnung unserer Gesellschaft auf dem Spiel.
Brennende Fragen liegen auf der Hand: Brauchen wir eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Systemänderung, um die Sorge für unsere Mitmenschen – seien sie groß oder klein, alt oder jung – angemessen zu leisten? Liegt im Konzept der Sorgearbeit – „care“ – gar eine politische Sprengkraft, weil es unvereinbar ist mit der gegenwärtigen Dominanz eines ökonomischen Denkens im Sozialsystem?
Die weiteren Veranstaltungen des Lübecker Studium generale in diesem Semester finden am 1. und 15. November sowie am 31. Januar jeweils um 19:15 Uhr im Audimax statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das vollständige Programm der Reihe ist unter https://www.uni-luebeck.de/aktuelles/oeffentliche-vorlesungen/studium-generale/wintersemester-201819.html abrufbar. Die Leitung des Studium generale hat Prof. Dr. Cornelius Borck, der Direktor des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, beteiligt sind außerdem Prof. Dr. Christina Schües und Dr. Birgit Stammberger
Den Bachelorstudiengang Pflege führt die Universität zu Lübeck seit 2014 durch. Zusammen mit den weiteren Studiengängen Physiotherapie, Hebammenwissenschaft sowie seit diesem Herbst Logopädie und Ergotherapie ist Lübeck deutschlandweit Vorreiter bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. Im kommenden Jahr soll auch ein weiterführender Masterstudiengang für die Gesundheitswissenschaften eingerichtet werden.
für die Ukraine