Neue physiologische Erkenntnisse über die Blutplättchenbildung beim Menschen
Dr. rer. nat. Eva-Maria Wolber erhält den Professor-Otto-Roth-Preis 2001. Der mit 5000 Mark dotierte Preis wird Frau Dr. Wolber am Montag, dem 29. Oktober 2001, vom Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Medizinischen Universität zu Lübeck, Konsul Dr. Dietrich Schulz, in einer Feierstunde überreicht (Dat Hoghehus, Koberg, 19 Uhr).
Frau Dr. Wolber erhält den Preis für ihre Dissertation "Steuerung der menschlichen Thrombopoietin-Genexpression", die sie am Institut für Physiologie der Medizinischen Universität angefertigt hat. Doktorvater ist Prof. Dr. med. Wolfgang Jelkmann.
Die Untersuchungen von Frau Dr. Wolber haben wichtige Aufschlüsse über die Mechanismen der Blutplättchenbildung beim Menschen gegeben. Die Blutplättchen (Thrombozyten) sind kleine, kernlose Scheibchen, die alarmbereit im Blut zirkulieren. Sie werden bei Zerstörungen der Gefäßwand aktiv und bewirken, dass der Defekt geschlossen wird. Die Bildung der Blutplättchen im Knochenmark (Thrombopoiese) wird hormonell gesteuert. Das hat man bereits seit etwa 40 Jahren vermutet, aber die Isolation und Charakterisierung dieses Hormons (Thrombopoietin) gelang erst 1994.
Thrombopoietin wird vorwiegend in der Leber gebildet. Im November 1996, als Frau Wolber mit ihren Untersuchungen begann, waren die Mechanismen der Steuerung der Thrombopoietin-Genexpression beim Menschen unbekannt. Heute weiß man, dass der Blutplättchenmangel bei Lebererkrankungen zumindest teilweise auf einer eingeschränkten Thrombopoietin-Genexpression beruht. Erste klinische Versuche haben gezeigt, dass die Thrombopoietin-Therapie bei Tumorpatienten, die eine Chemotherapie erhalten, den Blutplättchenmangel lindert. Bislang ist das Präparat jedoch noch nicht als Arzneimittel zugelassen.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Prof. Dr. rer. nat. Peter K. Müller aus der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität (Institut für Medizinische Molekularbiologie). Frau Wolber ist für ihre außerordentlich anspruchsvolle Doktorarbeit in diesem Jahr auch bereits mit dem Doktoranden-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) ausgezeichnet worden.
Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der MUL vergibt den Otto-Roth-Preis einmal im Jahr für eine wissenschaftlich herausragende Doktorarbeit aus Lübeck. Der Namenspatron des Preises ist Professor Otto Roth, der erste Fachchirurg in Lübeck. Von 1897 bis 1933 leitete er die Chirurgische Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus der Hansestadt. Zusammen mit Heinrich Dräger entwickelte er den weltbekannten Roth-Drägerschen Narkoseapparat, der am Beginn der modernen Beatmungstechnik steht.
Im Anschluss an die Preisverleihung hält Prof. Dr. med. Jochen Löhr, neuer Direktor der Lübecker Universitätsklinik für Orthopädie, einen Vortrag über das Thema "Orthopädie im Wandel der Zeit". Der Studentische Kammerchor zu Lübeck unter Leitung von Eva-Maria Salomon singt Chorstücke aus Renaissance und Romantik. Gäste sind herzlich willkommen.
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