Studium Generale der Universität zu Lübeck
"Corona, Pest und Cholera - Wie Infektionskrisen die Gesellschaft verändern"
Bei der öffentlichen Vorlesungsreihe Studium generale der Universität zu Lübeck geht es im Wintersemester 2022/23 um ein hochaktuelles Thema: Das Studium generale verhandelt aktuelle Herausforderungen der Gegenwart und greift jetzt ein Thema auf, das uns alle in den vergangenen Jahren sehr beschäftigt hat - die Corona-Pandemie.
Der dritte Vortrag des Studium generale findet am Mittwoch, den 23. November 2022 um 19:15 Uhr im Hörsaal des IMGWF (Königstr. 42, 23552 Lübeck) statt.
Worum geht es?
Astrid Schwarz (Berlin) wird über Ökotechnologische Erkundungen zu Corona sprechen. Pandemien verändern menschliche Beziehungen und ihre ökotechnologische Umgebung von Grund auf. Die viralen Zoonosen irritieren etablierte Lebensformen und konfigurieren sie neu im Sinne einer pandemischen Technosphäre. Pandemien verändern auch das Verhältnis von Menschen zu anderen Tieren. Untersucht wird in diesem Vortrag, wie das Virus neue gesellschaftliche und technische Umwelten generiert, dabei das Verhältnis der Körper zueinander verändert und damit auch das ökotechnologische Ensemble.
Astrid Schwarz lehrt und forscht zu Technikphilosophie und Umweltanthropologie. Seit Anfang 2017 ist sie Professorin für Allgemeine Technikwissenschaft an der BTU Cottbus-Senftenberg; zuvor war sie tätig an verschiedenen Universitäten in der Schweiz, Deutschland, Frankreich und China.
Über das Studium Generale in diesem Wintersemester
„Am Anfang“, sagt Prof. Cornelius Borck, Wissenschaftshistoriker und Mitorganisator der Veranstaltungsreihe, „war Corona unheimlich und hat alle Termine im Kalender gelöscht. Dann haben wir gelernt, alles in digitale Räume zu verlegen und heute arbeiten wir verdichteter als je zuvor: Nichts davon hat direkt mit dem Virus zu tun und zeigt gerade deswegen, wie durchgreifend es unser Alltagsleben verändert hat.“
Das Konzept und die Organisation hat Prof. Cornelius Borck mit Prof. Christoph Rehmann-Sutter, Prof. Christina Schües und Dr. Birgit Stammberger umgesetzt. Zusammenhänge beleuchten Corona hat gezeigt, dass aus einfachen Infektionen auch heutzutage rasant schnell gefährliche Pandemien entstehen können. Ihre Eindämmung ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, zu deren Bewältigung es viel mehr als medizinische Kompetenzen braucht. Schon heute kann festgestellt werden, dass Corona die Gesellschaft insgesamt verändert hat: Was bedeutet dieser gesellschaftliche Wandel? Wird die Welt nach der Pandemie eine andere sein? Wie interagiert die Corona-Krise mit anderen Krisen?
„Philosophisch interessant ist die Frage“, sagt Mitorganisatorin und Philosophin Prof. Christina Schües, „aus welchen wissenschaftlichen Perspektiven eigentlich eine Pandemie und ihre Folgen betrachtet werden oder aus welchen sollten sie betrachtet werden? Sind es die der Virolog*innen und ihr Blick auf Inzidenzen? Die der Soziolog*innen, die auf gesellschaftliches Zusammenleben blicken? Die Perspektiven der Historiker*innen, die Transformation und Epochenwandel betrachten oder die von Philosoph*innen, die Verletzlichkeit und Gerechtigkeit diskutieren?“ Mit der Vorlesungsreihe werden diese und weitere Fragen und Perspektiven angegangen, um Infektionskrisen in ihren gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen zu beleuchten. Dafür sind Expert*innen aus ganz Deutschland, der Schweiz und aus Österreich nach Lübeck eingeladen worden, die insbesondere aus solchen Fächern kommen, deren Blickwinkel bislang weniger zur Sprache gekommen sind: aus den Sozialwissenschaften, der Wissenschafts- und Technikforschung, der Feministischen Theorie, den Geschichts- und Kulturwissenschaften.
„Herauszufinden, was wir aus Covid lernen können, das motiviert mich, mich mit der Pandemie unter neuen Gesichtswinkeln zu beschäftigen“, sagt der Mitorganisator und Ethiker Prof. Christoph Rehmann-Sutter. „Corona ist ja nicht nur eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, sondern eine Herausforderung für unser Denken“, so die Mitorganisatorin und Kulturwissenschaftlerin Dr. Birgit Stammberger. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe am 26. Oktober spricht der Schweizer Historiker Prof. Philipp Sarasin zum Thema „Mit Foucault die Pandemie verstehen?“.
Die öffentliche Ringvorlesung "Corona, Pest und Cholera - Wie Infektionskrisen die Gesellschaft verändern" im Studium generale der Universität zu Lübeck findet alle 14 Tage mittwochs von 19 bis 21 Uhr im Hörsaal des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königstraße 42, in Lübeck statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Genauere Infos zu den Vorträgen und zur Vortragsreihe: https://www.imgwf.uni-luebeck.de/institut/studium-generale.html
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