Lübecker Universitäts-Augenklinik führte ersten klinischen Einsatz der photodynamischen Therapie durch
Für die altersbezogene Makuladegeneration steht ein neues Therapieverfahren unmittelbar vor der Einführung. Es handelt sich um die photodynamische Therapie (PDT), bei der sich der injizierte Farbstoff Verteporfin in den krankhaft neugebildeten Blutgefäßen der Netzhaut anreichert und durch eine Laserbestrahlung aktiviert wird. Damit wird ein kompletter Verschluss der Gefäßpathologien erzielt, ohne dass gesunde Netzhautstrukturen in unmittelbarer Nachbarschaft der erkrankten Areale geschädigt werden. Bei einem weltweit ersten klinischen Einsatz der Methode haben Wissenschaftler der Universitäts-Augenklinik Lübeck (Direktor Prof. Dr. med. Horst Laqua) die PDT bei 97 Patienten mit einer ausgedehnten Gefäßneubildung im Netzhautzentrum und schon fortgeschrittenem Sehkraftverlust mit Erfolg durchgeführt. Erstmals wurde dabei gezeigt, dass ein weiterer Verlust des Sehvermögens aufgehalten werden konnte und der bei der konventionellen Laserbehandlung (Laserkoagulation) sonst typische zusätzliche Netzhautschaden nicht auftrat. In Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School, Boston, und der Johns Hopkins Universität, Baltimore, wurde eine sichere, nebenwirkungsfreie Behandlungsdosis bestimmt. Die Lübecker Untersuchungen auf diesem Gebiet wurden von Priv.-Doz. Dr. med. Ursula Schmidt-Erfurth in enger Kooperation mit dem Medizinischen Laserzentrum Lübeck geleitet.
Langzeitbeobachtungen zeigen, dass der chronische Verlauf der Erkrankung durch eine einmalige Therapie nicht grundsätzlich beeinflusst wird. Entsprechend wurde in weiteren Studie die Wirksamkeit und Sicherheit von Wiederholungsbehandlungen untersucht.
Lübeck, Lausanne, Baltimore und Boston koordinierten eine große internationale Studie, an der 22 Netzhautzentren in den USA und in Europa beteiligt waren. Der Behandlungserfolg der PDT wurde dabei über zwei Jahre mit einer Kontrollgruppe von Patienten verglichen, die Placebo erhielten. In dieser TAP-Studie ("Treatment of age-related macular degeneration with photodynamic therapy") wurden 609 Patienten in dreimonatigen Abständen augenärztlich untersucht und bei noch bestehender Aktivität des Krankheitsprozesses wiederbehandelt, bis keine Aktivität mehr nachweisbar war.
Die inzwischen analysierten Einjahresergebnisse der TAP-Studie zeigen, dass in der Gesamtpopulation 61 Prozent der PDT-behandelten Augen im Vergleich zu nur 46 Prozent der Augen in der Kontrollgruppe eine Stabilisierung des Sehvermögens aufwiesen. Bei doppelt so vielen Patienten wie in der Kontrollgruppe ergab sich eine Verbesserung des Sehvermögens.
Es zeigte sich auch, dass der Behandlungserfolg durch PDT um so deutlicher ausfiel, je höher der primäre Anteil einer "klassischen" Gefäßneubildung im Makulabereich war. Unter einer klassischen Gefäßmembran versteht man eine in der frühen Angiographie eindeutig nachweisbare vaskuläre Struktur am Augenhintergrund. Läsionen mit ausschließlich klassischem Gefäßprozess zeigten einen fast 80-prozentigen Behandlungserfolg. Nebenwirkungen traten bei sachgerechter Dosierung und adäquater Verabreichung des Farbstoffes nicht auf. Zu berücksichtigen ist lediglich ein konsequenter Lichtschutz der behandelten Patienten innerhalb der folgenden zwei Tage nach Therapie.
Weitere Studien evaluieren momentan den Einfluss der PDT mit Verteporfin auf Gefäßneubildungen bei Kurzsichtigkeit und isolierten, nicht gut abgrenzbaren ("okulten") Gefäßprozessen im Rahmen der altersbezogenen Makuladegeneration. Die Resulate dieser Studien werden im Laufe dieses Jahres erwartet, ebenso wie die Zweijahresergebnisse der TAP-Studie. Sie werden zeigen, ob sich auch über einen längeren Behandlungszeitraum Erfolge nachweisen lassen. Vorerst empfehlen die Lübecker Ophthalmologen, die PDT auschließlich bei der Patientengruppe mit vorwiegend klassischer Pathologie anzuwenden.
Hintergrund:
für die Ukraine