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Donnerstag, 28.09.2023

Forschung

Neuer Therapieansatz für akute myeloische Leukämie

Forschungsteam aus Lübeck und Kiel veröffentlicht Studie über Wirksamkeit eines neuen Medikaments bei potenziell lebensbedrohlichem Blutkrebs.

Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität zu Lübeck hat einen neuen Ansatz der gezielten Therapie gegen die akute myeloische Leukämie (AML) gefunden, der künftig einer bestimmten Patientengruppe eine Chemotherapie ersparen könnte. Federführend beteiligt sind Prof. Dr. Cyrus Khandanpour und Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, Klinik für Hämatologie und Onkologie, Campus Lübeck, Prof. Dr. Hauke Busch, Institut für Experimentelle Dermatologie, Campus Lübeck, sowie Prof. Dr. Friedrich Stölzel, Klinik für Innere Medizin II, Campus Kiel. Die Studie wurde unter anderem von der Deutschen Krebshilfe unterstützt und im renommierten Journal Blood publiziert.

DNA-Reparaturweg als Ziel 

Im Fokus der Arbeit stehen bestimmte Krebszellen, die einen Defekt in der Reparaturfähigkeit ihres Erbgutes aufweisen. Etwa 15 Prozent der AML-Patientinnen und -Patienten sind Träger dieser genetischen Variante (genannt GFI1-36N) und haben damit in der Regel eine schlechtere Prognose für den Krankheitsverlauf. Das Forschungsteam fand nun einen Weg, den Defekt der bösartigen (malignen) Zellen in der Therapie zu nutzen. Das Team konnte in Zellkultur mit humanen Leukämieproben nachweisen, dass durch den Einsatz eines sogenannten PARP-Inhibitors, eines Arzneistoffes, der einen DNA-Reparaturweg blockt, diese Zellen in den Zelltod getrieben werden, da sie Defekte im Erbgut nicht mehr reparieren können. Auf die nicht-malignen Zellen hatte das Vorgehen keinen wesentlichen Einfluss.

Gutes Therapie-Ansprechen bei Erkrankten

Die rückblickende Analyse einer Studiengruppe von AML-Patientinnen und -Patienten, die einen PARP-Inhibitor erhalten haben, zeigte, dass 80 Prozent aller Erkrankten, die diese Variante aufwiesen, auf die Therapie ansprachen. Das vielversprechende Ergebnis muss nun in einer kontrollierten Studie bestätigt werden.

Akute Leukämien sind Formen von Blutkrebs, die ohne Behandlung meist innerhalb von Wochen tödlich verlaufen. Die Therapie besteht bislang aus einer Chemotherapie, oft gefolgt von einer Stammzelltransplantation.

Internationale Forschungskooperation

Erstautorin der Studie ist Dr. Daria Frank, Universitätsklinikum Münster (zuvor Mitglied der Arbeitsgruppe Prof. Khandanpour). Die Arbeit entstand in Kooperation mit Prof. Dr. Matthias Mann, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried, Dr. Ashok Kumar Jayavelu, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) sowie weiteren Universitätskliniken (Hannover, Dresden, Essen), dem MLL-Labor München, Prof. Dr. Eunice Wang, Roswell Park Comprehensive Cancer Center, New York, und Prof. Dr. Tarik Möröy, Institut de recherches cliniques de Montréal. Am Campus Lübeck beteiligt waren außerdem Dr. Pradeep Patnana (Arbeitsgruppe Prof. Khandanpour) und Dr. Axel Künstner (Institut für Experimentelle Dermatologie).

Prof. Khandanpour und Prof. von Bubnoff sind Vorstandsmitglieder des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH), einem Zusammenschluss aller onkologisch tätigen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck.

Originalpublikation

Daria Frank et al., Germline variant GFI1-36N affects DNA repair and sensitizes AML cells to DNA damage and repair therapy. Blood 2023; blood.2022015752

 

Ansprechpartner

Prof. Dr. Cyrus Khandanpour
Universität zu Lübeck
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Universitäres Cancer Center Schleswig-Holstein
Tel.: 0451 500-44152
Email: cyrus.khandanpour(at)uni-luebeck(dot)de

Prof. Dr. Cyrus Khandanpour aus der Klinik für Hämatologie und Onkologie, Campus Lübeck, und geschäftsführender Vorstand des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH) ist korrespondierender Autor der Studie. (Foto: Alexandra Klenke-Struve, Universität zu Lübeck)