Veröffentlichung aus dem Exzellenzcluster Entzündungsforschung in Nature Medicine
Wie das Wissenschaftsmagazin "Nature Medicine" in seiner Maiausgabe berichtet, sind Forscher des Exzellenzclusters "Entzündungsforschung" neuen Ansätzen zur Therapie des Sepsis-Syndroms auf der Spur. Gemeinsam mit Forschern aus den USA, Kanada und Deutschland entdeckte das Team um den Lübecker Immunologen Prof. Dr. Jörg Köhl, dass die gemeinsame Aktivierung der beiden Rezeptoren für das Eiweiß C5a, C5a Rezeptor und C5L2, auf verschiedenen Immunzellen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung einer schweren Sepsis spielt. Die Sepsis stellt eine schwere systemische Entzündungsreaktion dar infolge einer mikrobiellen, meist bakteriellen Infektion, z.B. als Folge einer Lungenentzündung. In Deutschland erkranken jährlich ca. 150.000 Menschen an einer Sepsis mit einer Sterblichkeit von bis zu 50%. Damit liegt die Sterblichkeit auf dem gleichen Niveau wie bei Tumorerkrankungen der Lunge, des Darms oder der Brust. Trotz der Verfügbarkeit potenter Antibiotika und hochmoderner intensivmedizinischer Betreuung ist die Tendenz der Sepsis-Sterblichkeit weltweit steigend.C5a ist ein Aktivierungsprodukt des so genannten Komplementsystems, welches als Teil des angeborenen Immunsystems wesentliche Funktionen bei der Infektabwehr erfüllt. C5a entfaltet seine biologischen Wirkungen durch Bindung an den C5a Rezeptor (C5aR), der auf nahezu allen Immunzellen vorhanden ist. Kürzlich wurde ein zweiter Rezeptor für C5a entdeckt, namentlich C5L2. Die Rolle dieses Rezeptors für die biologischen Wirkungen von C5a ist bisher kaum verstanden. Die jetzt in "Nature Medicine" (Nat Med. 2008 May; 14:551-7) veröffentlichten Befunde legen nahe, dass die Aktivierung beider Rezeptoren für die Entwicklung einer schweren Sepsis notwendig ist. In der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jörg Köhl, der vor kurzem die Leitung des Institutes für Systemische Entzündungsforschung (ISEF) an der Universität Lübeck übernommen hat, wurde das Molekül A8Δ71-73 entwickelt, welches die einzigartigen Fähigkeit aufweist, die Interaktion von C5a mit C5aR und C5L2 zu blockieren. Im Mausmodel einer schweren Sepsis konnten die Forscher zeigen, dass die Behandlung der Mäuse mit A8Δ71-73 die Űberlebensrate von 0% auf nahezu 75% verbessert. Die weiteren Forschungsarbeiten zielen nun darauf ab, neue Therapieformen auf der Basis dieses Inhibitors für den Menschen zu entwickeln, erläutert Institutsleiter Prof. Köhl.
Mit dem ISEF soll am Campus Lübeck ein international konkurrenzfähiges immunologisches Zentrum entstehen, das zentral in den Schwerpunkt "Infektion und Entzündung" der Hochschule und das "Netzwerk Entzündungsforschung" in Schleswig-Holstein eingebunden ist. Inhaltlich fokussiert das Forschungsprogramm des Instituts auf Wechselwirkungen des angeborenen Immunsystems mit dem adaptiven Immunsystem und seine Auswirkungen auf die Entwicklung von Toleranz/Autoimmunität, Allergie und Infektion.
für die Ukraine