Website
Aktuelles
Dienstag, 26.04.2005

importierte Nachrichten

Neue Wege in der Behandlung von Knorpeldefekten

Querschnitt der Kollagenmatrix - oben die glatte, unten die rauhe Seite, an die sich die Knochenmarkszellen anheften.

Querschnitt der Kollagenmatrix - oben die glatte, unten die rauhe Seite, an die sich die Knochenmarkszellen anheften.

"Autogene Matrixinduzierte Chondrogenese" (AMIC)

An der Lübecker Universitätsklinik für Orthopädie ist es gelungen, Knorpeldefekte durch lokale Reparaturmechanismen zu behandeln. Dieses als "Autogene Matrixinduzierte Chondrogenese" (AMIC) bezeichnete Verfahren nutzt die im Knochen vorkommenden mesenchymalen Stammzellen zur Knorpelreparatur. Es bedarf keiner vorherigen Anzüchtung von Knorpelzellen, wie bei der so genannten Autologen Chondrozytentransplantation (ACT, ACI), sondern die Knorpeldefektbehandlung kann sofort in einer Operation erfolgen.

Zunächst wird bei Vorliegen eines Knorpeldefektes die Arthroskopie durchgeführt. Damit kann die Knorpelverletzung beurteilt werden. Die AMIC-Technik kann bei Knorpeldefekten durchgeführt werden, die größer als 2 cm2 sind. Es erfolgt zunächst in der arthroskopischen Operation die Abtragung von defekten und losen Knorpelanteilen. Dann wird durch einen kleinen Hautschnitt (minimalinvasive Operationstechnik) das Kniegelenk eröffnet.

Der knorpelfreie Knochen wird dann mit einem spitzen Instrument ähnlich einer Kugelschreibermine impaktiert/durchbrochen (Mikrofrakturierung). Hierdurch werden die in dem subchondralen Knochen liegenden mesenchymalen Stammzellen (MSC) aktiviert, die mit dem Blut in den Defektbereich transportiert werden.Der Defekt wird mit einer Kollagenmatrix abgedeckt (Abbildung). Kollagen ist ein Hauptbestandteil von unterschiedlichsten Geweben und wird aufgrund seines natürlichen Vorkommens in unserem Körper von den Zellen wiedererkannt. Die Kollagen Matrix wird mit einem Fibrinkleber eingeklebt und anschließend das Gelenk wieder verschlossen. Postoperativ wird das Kniegelenk für sieben Tage in einer Knieorthese ruhiggestellt. Anschließend beginnt dann die Motorschienenbehandlung (CPM), unterstützend Krankengymnastik zum Muskelaufbau, der wichtig ist für die Kniegelenksführung. Eine Entlastung an Unterarmgehstützen hat für sechs Wochen zu erfolgen, anschließend dann innerhalb von weiteren zwei Wochen zunehmender Belastungsaufbau und ab der achten Woche Vollbelastung.Für dieses Verfahren kommen Patienten in Betracht, die zwischen 18 und 50 Jahre alt sind, einen oder zwei lokale Knorpeldefekte haben und sonst noch intakte Knorpelverhältnisse aufweisen.

Seit Ende 2003 wird diese neue autologe regenerative Knorpeldefektbehandlung durchgeführt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen ein reizfreies Einwachsen der Matrix in den Defekt, was auch die MRT Verlaufskontrollen belegen. Die Patienten gaben eine deutliche Verbesserung der Beschwerden an. In den angewendeten Cincinatti- und ICRS-Scores zeigte sich eine Verbesserung postoperativ gegenüber präoperativ. Die autologe matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC®) stellt eine neue Behandlungsmöglichkeit von Knorpeldefekten dar. Die Kosten sind deutlich geringer als bei der ACT/ACI und es ist nur ein einzeitiges operatives Vorgehen notwendig.