Wissenstransfer zwischen Forschenden und Polizei
Die Landespolizei Schleswig-Holstein und das Institut für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck haben heute in Kiel vereinbart, gemeinsam technologiegetriebene Zukunftshemen anzugehen und die Herausforderungen in der Cyberkriminalität zu bewältigen. Mit der zunehmenden Nutzung von digitalen Diensten in allen Bereichen des täglichen Lebens haben auch die Verbrechen im digitalen Raum deutlich zugenommen. Zuletzt hat der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Zunahme von Angriffen auf die Netze von Unternehmen und Organisationen, die Verwundbarkeit der digitalen Infrastruktur hervorgehoben. Um diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen, haben das Institut für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck und die Landespolizei Schleswig-Holstein eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.
Im Zentrum der Kooperationsvereinbarung stehen der bidirektionale Wissenstransfer zwischen den Forschenden und den beteiligten Polizeiabteilungen. In der konkreten Ausgestaltung öffnen sich die Kooperationspartner für Praktika in beide Richtungen, um einerseits die konkreten Herausforderungen der Polizeiarbeit besser zu verstehen und andererseits Einblick in die aktuellen Entwicklungen und die Forschung in der Cybersicherheit zu erhalten. Innenstaatssekretärin Magdalena Finke sagte dazu: „Mit der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Institut für IT Sicherheit der Universität zu Lübeck und dem Innenministerium verbinden wir Wissenschaft und Praxis im Bereich der IT-Sicherheit und stärken die Polizistinnen und Polizisten bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität. Schwerpunkte der Kooperation werden Lehrveranstaltungen zu polizeilichen Cybersicherheitsthemen, die Konzipierung von spezifischen Aus- und Fortbildungsformaten und gemeinsame Workshops zu praxisorientierten Problemstellungen sein. Neben der Einstellung von externen IT-Expertinnen und IT-Experten, ist die Weiterbildung bereits in digitalen Arbeitsfeldern eingesetzter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Ermittlungen im digitalen Raum, der Auswertung von Datenträgern und in Fragen von Netzwerksicherheit für die erfolgreiche Bekämpfung von Straftaten im digitalen Raum elementar.“
Gemeinsame Lehrveranstaltungen und Workshops
In einem ersten gemeinsamen Praktikum wurde die Zusammenarbeit in der IT-Forensik vertieft und gemeinsam an effektiven Methoden zur Sicherung von Daten untersucht. Darüber hinaus stehen den Polizeidienststellen nun spezialisierte Lehrveranstaltungen zu Systemsicherheit, zu Reverse Engineering als auch zu KI-Sicherheit zur Verfügung, die die Polizist*innen über das Fortbildungsprogramm der Polizei besuchen können. „Wir entwickeln durch die neue Kooperationsvereinbarung mit der Universität zu Lübeck das Fortbildungsangebot der Landespolizei SH in eine sinnvolle Richtung weiter und ermöglichen den Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei im ersten Schritt die Teilnahme an allgemeinen wie auch vertiefenden Lehrveranstaltungen des Instituts für IT-Sicherheit“, so Herr Dr. Christoph Meinzer als Leiter der IT Aus- und Fortbildung der Landespolizei SH.
Darüber hinaus sind gemeinsame Workshops sowie ein Seminar zu Möglichkeiten von Open Source Intelligence (OSINT) in der Früherkennung von Gefahrensituationen geplant. Bei Open Source Intelligence werden öffentlich zugängliche Medien wie Blogs oder soziale Netzwerke automatisiert ausgewertet, um potenzielle Risiken bewerten zu können und präventive Maßnahmen zu ergreifen oder anderweitig zu reagieren. „Für einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit modernen KI-basierten Werkzeugen ist es wichtig, inhärente Schwachstellen der zugrundeliegenden Verfahren zu kennen.“, ist Prof. Dr. Esfandiar Mohammadi vom Institut für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck überzeugt. Eine erste Zusammenarbeit in der Lehre mit Dr. Kai Brehmer vom LKA Schleswig-Holstein läuft schon für eine Veranstaltung über KI-getriebene Schreibstilanalyse zur Autor*innenerkennung und ihrer Anwendung in der Polizeiarbeit.
Künstliche Intelligenz in der Forensik und der Datenauswertung
Längerfristig ist zudem eine gemeinsame Erforschung relevanter Themenbereiche, wie zum Beispiel der Einsatz von KI in der Forensik und der Datenauswertung, geplant. „Nur durch konsequente Weiterentwicklung der Fähigkeiten im digitalen Raum können Ver-brechen im digitalen Raum erkannt und verhindert werden. Universität und Polizei können hier viel voneinander lernen.“, ergänzt Prof. Dr. Thomas Eisenbarth, Direktor des Instituts für IT-Sicherheit der Universität zu Lübeck.
für die Ukraine