Verbundprojekt prüft Einsetzbarkeit für Zellersatztherapien speziell in der Verbrennungsmedizin
Multipotente Zellen aus den Schweißdrüsen der menschlichen Haut könnten für die regenerative Wundbehandlung etwa bei Verbrennungswunden geeignet sein. Dies untersucht jetzt ein Verbundprojekt der Lübecker Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie (EMB) mit Kliniken des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck und Kiel. Das Forschungskonsortium wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Ausschreibung "Förderung von Forschungsprojekten zur Gewinnung pluri- bzw. multipotenter Stammzellen" mit insgesamt 800.000 Euro gefördert.
In Schweißdrüsen gefundene Zellen weisen hoch interessante Eigenschaften für Zellersatztherapien auf. Sie sollen im Rahmen des Konsortiums auf ihre Stammzellartigkeit getestet werden. Wissenschaftlicher Koordinator ist Prof. Dr. Charli Kruse von der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie in Lübeck. Die Projektpartner sind die Arbeitsgruppe Zelldifferenzierung der EMB (Dr. Sandra Danner), die Lübecker Universitätskliniken für Dermatologie, Allergologie und Venerologie (Arbeitsgruppe Haarforschung, Prof. Dr. Ralf Paus) und für Plastische Chirurgie, Handchirurgie und Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte (Prof. Dr. Peter Mailänder) sowie die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Zentrums für Integrative Psychiatrie in Kiel (Dr. Franz-Josef Müller). Das Projekt läuft über drei Jahre.
Adulte Stammzellen können dem Patienten direkt entnommen werden. Daher sind sie in der Regenerativen Medizin für Zellersatzbehandlungen von großem Interesse. Sie können nach der Entnahme vermehrt und dem Patienten wieder eingesetzt werden, ohne dass sein Immunsystem sie abstößt. Schweißdrüsen aus humaner Haut könnten hierbei eine Quelle für multipotente Stammzellen mit einem großen Potential darstellen.
Innerhalb des neuen Forschungsprojektes sollen diese Zellen isoliert, auf ihre Stammzellartigkeit untersucht, kultiviert und Lagerungsmöglichkeiten für eine spätere Anwendung getestet werden. Dazu werden millimetergroße lebende Schweißdrüsen aus einer Hautbiopsie unter dem Mikroskop freigelegt. Die darin enthaltenen Zellen werden außerhalb des Körpers vermehrt und dazu gebracht, dass sie andere Zelltypen bilden. Die mit diesen Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse erlauben dann eine Aussage über das Therapiepotenzial dieser Zellen.
Eine umfassende Charakterisierung der Zellen im Körper und nach der Isolation gibt Aufschluss über deren Wachstums- und Differenzierungseigenschaften. Im Zuge dieser Charakterisierung werden die Schweißdrüsenzellen mit einer einzigartigen Datenbank, in der eine große Bandbreite pluri-, multipotenter und ausdifferenzierter humaner Zelltypen gespeichert ist, verglichen und so bestmöglich klassifiziert.
Parallel dazu werden die Gewebenischen in menschlichen Schweißdrüsen, die diese Zellen enthalten, charakterisiert und mit Hilfe eines 3D-Kultursystems imitiert. Hierfür verwenden die Forscher beispielsweise Kultivierungen in Mikrotropfen. Diese sollen zum einen die Kultivierung der Zellen in einem weiterhin undifferenzierten Zustand ermöglichen und zum anderen für eine gerichtete Differenzierung benutzt werden. Abschließend wird das Regenerationspotenzial dieser Stammzellen modellhaft für die Behandlung von Brandverletzungen aufgezeigt.
für die Ukraine