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Donnerstag, 12.10.2023

Forschung

Musikerinnen und Musiker mit Auftrittsangst leiden häufiger unter Depressionen

Gemeinsame Forschung an Musikhochschule und Universität

Music Performance Anxiety (MPA) − zu Deutsch Auftrittsangst − ist ein Thema, das viele Musikerinnen und Musiker betrifft, aber immer noch ein vernachlässigtes Thema in der Ausbildung und Beschäftigung von Musizierenden ist. Lübecker Forscherinnen und Forscher unter der Leitung von Prof. Daniel Scholz haben sich an der Musikhochschule Lübeck und der Universität zu Lübeck deshalb mit diesem Thema beschäftigt und ihre Erkenntnisse in „Medical Problems of Performing Artists“, einer bedeutenden Fachzeitschrift für Musizierendengesundheit veröffentlicht.

Im Rahmen der Studie untersuchten die Forschenden den Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl, Auftrittsangst und Depression innerhalb einer deutschsprachigen Stichprobe mit Musikerinnen und Musikern verschiedener Berufe. Die zugrundeliegende Frage dieser Studie, ob ein Zusammenhang von Selbstwertgefühl, Auftrittsangst und Depression besteht, wurde während der psychotherapeutischen Behandlung von Musikerinnen und Musikern mit Depression und MPA generiert.

Über die Studie

Befragt wurden für die Stichprobe fast 300 Musikerinnen und Musiker in Deutschland. Mithilfe der Fragebögen „Rosenberg-Self-Esteem-Scale“, „Kenny Music-Performance-Anxiety-Inventory“ und dem „Beck-Depression-Inventory“ untersuchte Christine Sickert, Doktorandin im Bereich Musizierendengesundheit, die Zusammenhänge zwischen Selbstwertgefühl, Auftrittsangst und Depressivität. Sie fand heraus, dass insbesondere Musikstudentinnen und -studenten ein signifikant niedrigeres Selbstwertgefühl im Vergleich zu angestellten Profis und Amateurinnen oder Amateuren hatten.

Im Vergleich zu angestellten Musizierenden hatten die Studierenden auch mehr Auftrittsangst. Wenn ein geringes Selbstwertgefühl und Auftrittsangst zusammenfallen, steigt die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Depression laut der Forschergruppe signifikant. Die Forschenden rund um den neuen Professor für Musizierendengesundheit an der Musikhochschule Lübeck und der Universität zu Lübeck, Daniel Scholz, sind sicher, dass die Ergebnisse dieser Untersuchung einmal mehr unterstreichen, wie bedeutend Aufklärung und psychotherapeutische Behandlung von Musizierenden ist, die unter Auftrittsängsten leiden. „Es ist extrem wichtig, flächendeckend Präventionsarbeit zu leisten und die psy-chotherapeutischen Behandlungsmethoden konsequent anzuwenden und weiter zu entwickeln um die Gesundheit von Musiker*innen im Allgemeinen zu erhalten und insgesamt zu verbessern.“ erklärt Prof. Dr. Daniel Scholz.

Link zur Originalpublikation:

https://doi.org/10.21091/mppa.2022.4031

Kontakt für wissenschaftliche Rückfragen:

Prof. Dr. rer. nat. Daniel S. Scholz,  Professor für Musizierendengesundheit, Psycholog. Psychotherapeut (VT), BA Jazz-Komposition,  Musikhochschule Lübeck / Universität zu Lübeck, Große Petersgrube 21, 23552 Lübeck, T: +49 (0)451-1505-450, Daniel.scholz@mh-luebeck.de

Christine Sickert, Doktorandin im Bereich Musizierendengesundheit an der Musikhochschule Lübeck und der Universität zu Lübeck. Foto: Lynn Kinzel