Symposium anlässlich des 60. Geburtstages von Dietrich v. Engelhardt
"Medizin im Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaften" ist das Thema eines Symposiums, das das Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der Medizinischen Universität Lübeck am Sonnabend, dem 5. Mai 2001, veranstaltet. Das Symposium findet aus Anlass des 60. Geburtstages von Institutsdirektor Prof. Dr. phil. Dietrich v. Engelhardt statt. Alle Interessierten sind zu der Veranstaltung herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei (9 - 18.30 Uhr, Kesselhaus, Haus 34, Ratzeburger Allee 160).
Das Thema der Medizin im Spannungsverhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften ist in besonderer Weise für die vielfältige wissenschaftliche Tätigkeit Prof. v. Engelhardts kennzeichnend. Fachkollegen und Freunde des Jubilars u.a. aus Aachen, Berlin, Göttingen, Heidelberg, Köln und Padua bieten auf dem Symposium ein hochkarätiges Spektrum von Vorträgen dazu.
Die Themen und Referenten im einzelnen sind: "Gedächtnis - Vom Mythos zum Molekül" (Prof. Dr. Hannah Monyer, Heidelberg), "Philosophische und medizinische Wurzeln der Psychotherapie" (Prof. Dr. Dr. Wolfram Schmitt, Saarbrücken), "'Am Leitfaden des Leibes' - Die Anthropologische Medizin als Zukunftsprogramm?" (Prof. Dr. Ernst R. Petzold, Aachen), "Natur und Geist bei Schelling und Hegel" (Prof. Dr. Gian Franco Frigo, Padova), "Alexander von Humboldt im Urteil der Natur- und Geisteswissenschaften" (Prof. Dr. Nicolaas A. Rupke, Göttingen), "Vom Umgang mit der Natur aus philosophischer Sicht" (Dr. Stefan Summerer, Berlin), "Ist die menschliche Natur ein Wert an sich?" (Prof. Dr. Kurt Bayertz, Münster), "Genomforschung und Ethik im öffentlichen Diskurs der Medien" (PD Dr. Giovanni Maio, Lübeck), Altern aus kriminologischer Sicht" (Prof. Dr. Manfred Oehmichen, Lübeck), "Die Literatur und die Wissenschaften" (Prof. Dr. Horst-Jürgen Gerigk, Heidelberg), "Körperwahrnehmung in der Literatur" (Prof. Dr. Elena Agazzi, Pavia), "Die Pest in der italienischen Malerei der Renaissance" (Prof. Dr. Dr. Klaus Bergdolt, Köln).
Prof. Dr. phil. Dietrich v. Engelhardt, am 5. Mai 1941 in Göttingen geboren, studierte zunächst zwei Semester Chemie und Mathematik, wechselte dann aber zu den Geisteswissenschaften über. In Tübingen, München und Heidelberg studierte er Philosophie, Geschichte und Slavistik, doch blieb er seinem Interesse an den Naturwissenschaften treu. 1969 promovierte er an der Universität Heidelberg in Philosophie mit der Arbeit "Wissenschaftliche Chemie um 1800 und Hegels Philosophie der Chemie im Rahmen der zeitgenössischen Wissenschaft und Philosophie der Natur" und verband damit in für ihn charakteristischer Weise die Natur- mit der Geisteswissenschaft. Diese Arbeit ist mittlerweile ständiger Referenzpunkt der Forschung zur Naturphilosophie geworden. Nach seiner Promotion wurde Dietrich v. Engelhardt Mitarbeiter eines interdisziplinären Forschungsprojektes am Heidelberger Institut für Kriminologie, in dem er sich mit kriminellen Lebensverläufen und ihre Veränderbarkeit auseinandersetzte. So ließ sich Dietrich v. Engelhardt zunächst zum Kriminologen und Kriminaltherapeuten ausbilden. Der Aspekt des Therapeutischen ist ihm wesentliches Anliegen gewesen, ein Anliegen. Die Methoden und Erfahrungen aus dieser Zeit flossen später beispielsweise in seine Untersuchungen zur Coping-Struktur des Patienten ein, die 1986 unter dem Titel "Mit der Krankheit leben" veröffentlicht wurden. 1971 kam v. Engelhardt an das medizinhistorische Institut von Heinrich Schipperges und habilitierte 1976 mit der Arbeit "Historisches Bewußtsein und Geschichtsbegriff in der Naturwissenschaft von der Aufklärung bis zum Positivismus".
Ende 1983 wurde Dietrich v. Engelhardt auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte an der Medizinischen Universität zu Lübeck berufen, das einzige Institut der Bundesrepublik mit dieser Fächerkombination. 1987 lehnte v. Engelhardt den Ruf nach Heidelberg als Nachfolger von Heinrich Schipperges ab und konnte in der Folge den Ausbau des Lübecker Institutes vorantreiben. Heute ist das Institut in einem neugotischen Bau in der historischen Altstadt beheimatet und verfügt auch über die wertvolle, 30 000 Werke umfassende ehemalige Bibliothek des Lübecker Ärztevereins.1995 wurde v. Engelhardt in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina berufen, 1998 zum Präsidenten der Akademie für Ethik in der Medizin gewählt und 2000 in seinem Amt bestätigt, 2000 wurde ihm die Leitung der Ethikkommission in Lübeck übertragen.
Dietrich v. Engelhardts besonderes wissenschaftliches und persönliches Interesse gilt Fragen der Ethik in der Medizin. Er genießt nicht nur nationales, sondern auch internationales Ansehen. So ist er nicht nur in Italien ein so illustrer Wissenschaftler, dass die Tageszeitung "Il Corriere della Sera" ihm eine ganze Seite widmete, er ist gleichzeitig in den osteuropäischen Ländern genauso präsent wie in den skandinavischen oder südamerikanischen Staaten - dort wurde er in das "International Advisory Board" des "Regional Program on Bioethics" der "Pan Amarican Health Organization" berufen, eine südamerikanische Initiative, die die Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen auf dem Gebiet der Bioethik zum Ziele hat.
Ein zentrales Anliegen Dietrich v. Engelhardts ist der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Hervorzuheben sind das von ihm geleitete Studium generale der Medizinischen Universität (Thema zur Zeit: "Risiko") und die Einrichtung des Lübecker Hochschultages, der in diesem Jahr (am 15. November in der Musik- und Kongresshalle Lübeck) zum 4. Mal stattfindet. Mit seiner humorvollen, begeisterungsfähigen Art und seiner Lust an der geistreichen Diskussion hat er sein Publikum immer wieder beeindruckt und in den Bann gezogen.
Prof. v. Engelhardt ist verheiratet und hat fünf Kinder.
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