Preis für die Erforschung visueller Lenkungssysteme in der Neuro- und Bioinformatik
Neuro- und Bioinformatiker der Universität Lübeck wurden für ihre Forschungen zu neuartigen Kommunikationssystemen auf der Europäischen Konferenz für Zukunftstechnologien "Science beyond Fiction" ausgezeichnet. Das Team um Priv.-Doz. Dr.-Ing. Erhardt Barth erhielt am 23. April 2009 einen 2. Preis für das in Prag präsentierte Exponat zu ihrem Projekt GazeCom. In dem europaweiten Forschungsvorhaben geht es um die Messung der Blickrichtung und die Lenkung der visuellen Aufmerksamkeit. Ein Großteil heutiger Nachrichten wird durch Bilder übertragen. Die Empfänger jedoch sind oft durch die Flut optischer Informationen überfordert, weil das menschliche visuelle System nur einen Bruchteil der Informationen bewusst verarbeiten kann. Unter Federführung des Instituts für Neuro- und Bioinformatik der Universität zu Lübeck (Direktor Prof. Dr. rer. nat. Thomas Martinetz) entwickelt ein europäisches Konsortium daher die Kommunikationssysteme der Zukunft.
Mit Hilfe eines so genannten Eye-Trackers wird die Blickrichtung des Benutzers beim Betrachten eines Videos mehr als 1000-mal pro Sekunde gemessen. Dadurch kann festgestellt werden, welchen Aspekten einer Szene der Benutzer gerade Aufmerksamkeit widmet. Stellt das System eine Abweichung vom gewünschten, optimalen Blickmuster fest, wird das Video in Sekundenbruchteilen verändert, um den Blick des Benutzers auf die wesentlichen Bereiche zu lenken.
Eine langfristige Anwendungsperspektive eröffnet sich besipielsweise im Auto. So könnte das Automobil der Zukunft den Blick des Fahrers automatisch zurück auf die Straße lenken, wenn die seine Aufmerksamkeit zu lange auf das Navigationssystem gerichtet ist.
Alle von der Europäischen Kommission geförderten Projekte im Programm "Future and Emerging Technologies", das besonders visionären und zukunftsträchtigen Forschungsvorhaben vorbehalten ist, wurden zur Teilnahme an der Konferenz in Prag und zur Ausstellung ihrer Ergebnisse aufgefordert. Nach einem Auswahlprozess durch die Europäische Kommission beteiligten sich 30 Projekte.
Die rund 800 Konferenzteilnehmer, vornehmlich
Wissenschaftler aller Disziplinen, aber auch Journalisten und Politiker, konnten ihre Stimme für das beste Exponat abgeben. Die besten drei wurden durch Geldpreise in Höhe von insgesamt 8.000 Euro und eine Trophäe prämiert.
Über die Ausstellung hinaus beteiligte sich das GazeCom-Projekt auch mit einem Symposium an der Zukunftskonferenz. Zum Thema "Aufmerksamkeitsmodellierung und -lenkung in einer immer komplexeren Welt" diskutierte ein interdisziplinäres Panel mit Vertretern der Sehforschung, der Film- und Medienwissenschaft und der Autoindustrie.
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* Auf dem Foto links Projektkoordinator Erhardt Barth und in der Mitte Eleonora Vig und Michael Dorr, Doktoranden am Institut für Neuro- und Bioinformatik der Uni Lübeck
für die Ukraine