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Donnerstag, 11.11.2010

Forschung

Lübeck als Partnerstandort für neue Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung ausgewählt

Uni- und Klinikumscampus Lübeck

Eine Entscheidung von hoher Bedeutung und ein enormer Erfolg für Lübeck

Die Universität und das Universitätsklinikum in Lübeck sind als Partnerstandort für die neu eingerichteten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung ausgewählt worden. Damit steht die kleine Universität zu Lübeck, der noch im Sommer die Schließung drohte, in Augenhöhe mit den großen Standorten für biomedizinische Spitzenforschung in Deutschland wie München, Heidelberg, Berlin oder Hannover.

Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung werden derzeit mit Geldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in einem dreistelligen Millionenbereich gegründet. Sie sollen der besseren Erforschung und Bekämpfung häufiger Volkskrankheiten dienen. Lübeck wurde von der Expertenjury des BMBF zum Standort in den Deutschen Zentren für Herz-Kreislaufforschung (DZHK, zusammen mit Hamburg und Kiel), für Lungenforschung (DZL, zusammen mit Borstel) und für Infektionsforschung (DZI, zusammen mit Hamburg und Borstel) gewählt.

Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung

Die von der Expertenjury des BMBF ausgewählten Partnerstandorte sind Frankfurt am Main, München, Heidelberg, Hamburg/Lübeck, Göttingen, Berlin und Greifswald.

Die Universitäten zu Lübeck, Hamburg und Kiel haben sich erfolgreich mit ihrem Konzept eines „Nordic Center for Cardiovascular Research“ (NCCR) um einen von sieben Standorten im zukünftigen DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung) beworben.

An dem sehr kompetitiven zweistufigen Auswahlverfahren haben sich in der ersten Runde 26 kardiologische Zentren beworben. Alles, was Rang und Namen in der deutschen Kardiologie hat, war bei dieser Ausschreibung dabei. Die jeweiligen Konzepte wurden von einem international hochkarätig besetzten Gremium begutachtet. Nur zehn Anträge wurden nach dieser ersten Runde der Evaluierung in die zweite Runde des Auswahlverfahrens aufgenommen, welches vergangene Woche in Berlin stattfand.

In einer mündlichen Aussprache konnten dort die verbliebenen zehn Standorte ihre Konzepte präsentieren und in einer Diskussion mit den Gutachtern verteidigen. Für den loka-len Standort gingen Prof. Heribert Schunkert von der Universität Lübeck und Prof. Thomas Eschenhagen aus Hamburg gemeinsam ins Rennen.

Am Ende schlug das Gremium die genannten sieben Standorte für das geplante DZHK vor. In der Endausbaustufe werden dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung 45 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen, die zwischen den Standorten aufgeteilt werden sollen.

Zudem hat das Gutachtergremium entschieden, dass Prof. Schunkert und Prof. Eschenhagen in den nächsten Wochen und Monaten das Gesamtkonzept für das bundesdeutsche Zentrum erarbeiten sollen. „Dies ist eine große Ehre für unser Team“, berichtet Prof. Schunkert und freut sich mit der ganzen Universität über den herausragenden Erfolg.

Die Universität zu Lübeck ist innerhalb des zukünftigen NCCRs mit insgesamt acht Kliniken und Instituten beteiligt: der Medizinischen Klinik II (Prof. Heribert Schunkert, Prof. Jeanette Erdmann), dem Institut für Medizinische Biometrie und Statistik (Prof. Andreas Ziegler, Prof. Inke König), dem Institut für Humangenetik (Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach), der Klinik für Herzchirurgie (Prof. Hans H. Sievers), dem Institut für Molekulare Medizin (Prof. Georg Sczakiel), dem Institut für Physiologie (Prof. Cor de Wit), dem Institut für Immunogenetik (Prof. Saleh Ibrahim) und dem Institut für Neuro- und Bioinformatik (Prof. Thomas Martinetz).

Für den hiesigen Standort ist diese Entscheidung von sehr großer Bedeutung, denn
1.) es ermöglicht den bereits heute sehr erfolgreichen Forschungsschwerpunkt „Kardiovaskuläre Genomik“ in Lübeck langfristig zu etablieren, da ein neues Institut für genau diesem Thema gegründet werden kann
2.) es platziert die Medizinische Klinik II in Augenhöhe mit den großen nationalen Herz-zentren in Berlin, München und Heidelberg
3.) es zeigt, dass internationale Gutachter und das Bundesministerium für Bildung und Forschung Lübeck ganz vorne sehen, auch wenn noch im vergangenen Sommer die Medizinische Fakultät der Universität zu Lübeck geschlossen werden sollte.

Deutsches Zentrum für Lungenforschung

Die Partnerstandorte sind Gießen/Marburg, München, Heidelberg, Hannover und Borstel/Lübeck (an dem gemeinsamen Antrag sind außerdem die Christian-Albrechts-Universität Kiel und das Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie der Klinik Großhansdorf beteiligt).

Die wesentliche Aufgabe der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung besteht darin, durch Stärkung der translationalen Forschung zur Verbesserung der Vorbeugung, Diagnose und Behandlung bedeutender Volkskrankheiten beizutragen. Die besten Köpfe des Landes werden über traditionelle Institutsgrenzen hinweg noch effektiver forschen und den Transfer von Forschungsergebnissen in den klinischen Alltag beschleunigen können. Das Forschungszentrum Borstel (FZB) konnte gemeinsam mit den regionalen Standortpartnern eine internationale Gutachtergruppe von der Leistungsfähigkeit und der Konzeptionsstärke bei der Gestaltung deutscher Gesundheitszentren überzeugen und gehört in der Infektions- und Lungenforschung zu den Besten.

„Airway Research Center North“ ist der Name des Zusammenschlusses norddeutscher Experten, koordiniert vom FZB. Mediziner und Naturwissenschaftler aus dem Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie Klinik Großhansdorf, den Universitäten Lübeck und Kiel und dem FZB werden sich gemeinsam dem allergischen Asthma und Begleiterkrankungen wie der Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und dem Lungenkarzinom widmen. Dazu sagte Prof. Silvia Bulfone-Paus, Direktorin am Forschungszentrum Borstel und Koordinatorin des Airway Research Center North: „Die translationale Lungenforschung des Nordens wird durch die Partnerschaft im nationalen Zentrum für Lungenforschung neue Impulse erhalten. Gemeinsam mit den Partnern wird es durch Bündelung der Expertisen und Ressourcen möglich sein ein breiteres Spektrum an Lungenerkrankungen umfassend zu erforschen. Ziel ist die Definition innovativer Strategien für die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, die auf den Patienten passgenau/individuell zugeschnitten sind.“

Das „Airway Research Center North“ wird mit weiteren vier Standorten das Deutsche Zentrum für Lungenforschung konzeptionieren.

Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

Die Universität zu Lübeck und das Universitätsklinikum haben zusammen mit Hamburger und Borsteler Wissenschaftlern den Zuschlag für einen Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung erhalten. Die weiteren Partnerstandorte sind Braunschweig/Hannover, Köln/Bonn, Tübingen, München, Heidelberg und Gießen.

Die Wissenschaftler wurden nach einer internationalen Begutachtung ausgewählt. Im August waren insgesamt 23 Universitäten und andere Forschungseinrichtungen ins Rennen gegangen.

Das regionale Konsortium „Hamburg Region: global and emerging infections“, koordiniert durch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (Hamburg), wird mit weiteren sechs Partnern den Kern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung bilden. Das Forschungszentrum Borstel (FZB)  hat durch seine umfassende Expertise in der klinischen und grundlagenorientierten Erforschung sowie in der Epidemiologie der Tuberkulose zum Erfolg des Konsortiums beigetragen. „Das Tuberkulose-Zentrum Borstel soll dafür sorgen, dass die gefährliche multiresistente Tuberkulose schneller diagnostiziert und besser therapiert wird und sich in Deutschland nicht weiter verbreitet“, so Prof. Stefan Ehlers, Koordinator im FZB.

"Das ist ein riesiger Erfolg für Lübeck, da hierdurch langfristig Forschungsgelder auf diesem Gebiet gesichert werden und der Bereich weiter ausgebaut werden kann", sagte der Lübecker Sprecher der Forschungsgruppe, Prof. Werner Solbach. „Es ist auch ein eindrucksvolles Beispiel für die internationale Anerkennung der Exzellenz der Infektionsforschung an der Universität zu Lübeck.“ -

Außer den Zentren mit Lübecker Beteiligung wird im kommenden Jahr das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung eingerichtet. Partnerstandorte sind Tübingen, Heidelberg, München, Frankfurt/Main, Essen/Düsseldorf, Dresden und Berlin.

Bereits 2009 hatte die Bundesregierung die ersten beiden Zentren als Basis für die biomedizinische Spitzenforschung gegründet: die Deutschen Zentren für Neurodegenerative Erkrankungen und für Diabetesforschung.