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Sonntag, 08.10.2017

Karriere

Kompetenz für junge Hausärztinnen und Hausärzte

Prof. Dr. Jost Steinhäuser

Neues Zentrum stärkt die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin und trägt zur Sicherung der ärztlichen Versorgung bei

Im Kampf gegen den Hausarztmangel in Schleswig-Holstein arbeiten Ärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung und die Lehrstühle für Allgemeinmedizin an den Universitäten in Kiel und Lübeck eng zusammen. Gemeinsam wurde nun die vertragliche Grundlage für das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin geschaffen. Ziel des Kompetenzzentrums ist es, die Qualität der Weiterbildung Allgemeinmedizin für den ärztlichen Nachwuchs zu optimieren und so die hausärztliche Versorgung im Land langfristig zu sichern.

Das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin begleitet bereits jetzt 120 angehende Hausärztinnen und Hausärzte in ihrer Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Die jungen Ärztinnen und Ärzte schätzen dabei, dass sie in Kernkompetenzen ihres Faches zusätzlich geschult werden, sie einen intensiven Austausch untereinander pflegen und damit die hausärztliche Identität schon in jungen Jahren stärken können. Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, die bislang nur stationäre Abschnitte durchlaufen, bekommen zudem über das Kompetenzzentrum früher wertvolle Einblicke in die hausärztliche Tätigkeit.

Die ganztägigen Schulungen für die Nachwuchsärzte werden viermal im Jahr angeboten. Im interaktiven Unterricht wird außer auf fachliche Aspekte auch Wert auf das Thema Praxismanagement gelegt, um bestehende Vorbehalte in Bezug auf Niederlassungen in einer Hausarztpraxis abzubauen. Außerdem wird ein Train-the-Trainer-Kurs für Weiterbil-dungsbefugte angeboten, um diese bei ihrer wichtigen Aufgabe zu unterstützen. Ab dem kommenden Jahr wird es zudem ein Mentoringprogramm geben, bei dem erfahrene Allgemeinmediziner junge Kolleginnen und Kollegen durch wesentliche Etappen ihrer Weiterbildung begleiten.

„Mit dem Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin gestalten wir qualifizierte Weiterbildung für die nächste Hausarztgeneration aktiv mit, die wir so dringend brauchen“, sagt Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der KVSH. Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein, betont: „Weiterbildung ist eines der Kernthemen der Kammerarbeit. Das Kompetenzzentrum ermöglicht der Ärztekammer in idealer Weise, langjährige Kompetenz einzubringen und gleichzeitig den Puls der Zeit zu tasten."

„Durch die vorhandene Expertise im Bereich Weiterbildungsforschung werden wir ge-meinsam auch weitere Elemente für die Weiterbildung zukünftiger Allgemeinärztinnen und -ärzte entwickeln können. In Schleswig-Holstein kommen so Faktoren zusammen, die unser Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin zu einem Leuchtturm in Deutschland werden lassen können“, ergänzt Prof. Jost Steinhäuser, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin, UKSH, Campus Lübeck.

Prof. Hanna Kaduszkiewicz, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin an der CAU in Kiel, betont schließlich das Potenzial des Kompetenzzentrums zur Überwindung von Leerläufen in der Weiterbildung: „Zusätzlich wollen wir interessierte Studierende frühzeitig über die Weiterbildung Allgemeinmedizin informieren und für alle angehenden Hausärztinnen und Hausärzte ein übersichtliches Informationsportal schaffen, um Verzögerungen der Weiterbildung aus organisatorischen Gründen zu reduzieren.“

Das Kompetenzzentrum besteht aus den beiden Instituten für Allgemeinmedizin in Kiel und Lübeck und dem Institut für Ärztliche Qualität in Schleswig-Holstein (Bad Segeberg). Das Institut für Ärztliche Qualität wird künftig Ansprechpartner für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin im Land sein und unter anderem dazu beitragen, dass sich mehr Hausärztinnen und Hausärzte in Schleswig-Holstein niederlassen. Denn die Zeit drängt: Mehr als ein Drittel der landesweit knapp 2.000 Hausärzte ist 60 Jahre oder älter. Ausreichend Nachwuchs ist nicht vorhanden: In 2016 gab es in Schleswig-Holstein nur 54 Facharztanerkennungen für die Allgemeinmedizin.