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Samstag, 25.07.2015

Forschung

Klinische Forschergruppe zu blasenbildenden Erkrankungen der Haut

Prof. Dr. Detlef Zillikens

Fünf Millionen Euro der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Grundlagen- und kliniknahe Forschung für neue Therapieansätze beim bullösen Pemphigoid

An der Universität zu Lübeck wird eine Klinische Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu blasenbildenden Autoimmunerkrankungen der Haut neu eingerichtet. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG im Rahmen der Jahresversammlung 2015 in Bochum. In der ersten Förderperiode erhält die Klinische Forschergruppe "Pemphigoid Diseases - Molecular Pathways and Their Therapeutical Potential" (KFO 303) über einen Zeitraum von drei Jahren insgesamt rund fünf Millionen Euro. Sprecher ist Prof. Dr. Detlef Zillikens, Vizepräsident für Forschung der Universität zu Lübeck und Direktor der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.

Pemphigoid-Erkrankungen sind besonders schwerwiegende chronische Autoimmunerkrankungen, die zur Blasenbildung auf der Haut mit anschließender Ablösung des betroffenen Hautareals führen. Grund für die Blasenbildung ist eine Entzündungsreaktion nach Bindung von Autoantikörpern zwischen der obersten Hautschicht, der Epidermis, und der darunterliegenden Dermis. Bei dieser Entzündungsreaktion kommt es zur Einwanderung von Immunzellen, die schließlich die Haftungskomplexe zwischen Dermis und Epidermis auflösen. Klinisch spiegelt sich dies auf der Haut in der Bildung einer Blase wider. Welche molekularen Mechanismen diesen Entzündungsprozess in Gang setzen und ihn anschließend dauerhaft aufrechterhalten, ist nur teilweise bekannt und soll in der neuen Klinischen Forschergruppe erforscht werden.

Die häufigste Pemphigoid-Erkrankung, das bullöse Pemphigoid, betrifft hierbei insbesondere Menschen über 75 Jahre. Die Therapiemöglichkeiten für das bullöse Pemphigoid sowie für andere Pemphigoid-Erkrankungen sind eingeschränkt, und die Hautveränderungen treten nach Absetzen der Medikament oft nach kurzer Zeit  wieder auf. Insgesamt ist das bullöse Pemphigoid mit einer dreifach erhöhten Sterblichkeit in den ersten beiden Jahren nach erstmaligen auftreten verbunden und bedarf daher dringlich neuer Therapieansätze.

Am Standort Lübeck verbinden die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Grundlagenforschung an bereits etablierten Modellen mit klinischer Forschung am Patienten. So gibt es am Klinikum  zahlreiche Pemphigoid-Patienten, an denen neue Therapieansätze evaluiert werden sollen. Zudem wird die Klinische Forschergruppe eine Biomaterialbank mit Pemphigoid-Patientenproben anlegen und das erste Patientenregister für diese Erkrankungen weltweit etablieren. Letztere sollen dazu beitragen, auch nach Ablauf der DFG-Förderung nach sechs Jahren die klinische Forschung und Versorgung auf diesem Gebiet weiter zu verbessern.

Designierter Koordinator der neuen Klinischen Forschergruppe ist Dr. Christian D. Sadik aus der Lübecker Universitäts-Hautklinik. Direkte Verbindungen innerhalb der Universität bestehen zu den zentralen Forschungsbereichen „Infektion und Entzündung“, „Gehirn, Hormone und Verhalten“ und „Biomedizintechnik“. Die Klinische Forschergruppe "Pemphigoid Diseases" arbeitet fächerübergreifend, aber ortsgebunden, wie es bei diesem DFG-Förderinstrument vorgegeben ist. Eine externe Kooperation besteht allein mit dem nahe gelegenen Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, mit dem die Antragssteller schon in der Vergangenheit erfolgreich zusammenarbeiteten.

Die Einrichtung der KFO 303 ist bereits der zweite Erfolg der Universität zu Lübeck bei der Einwerbung von Drittmitteln der DFG innerhalb weniger Wochen. Kurz zuvor war das Graduiertenkolleg 1727 „Modulation von Autoimmunität“ in Lübeck und am Forschungszentrum Borstel erfolgreich begutachtet worden. Mit einer Fördersumme von insgesamt 5,2 Millionen Euro kann es seine Arbeit in einem zweiten Förderzeitraum bis 2020 fortführen. Sprecher des Graduiertenkollegs ist ebenfalls Prof. Dr. Detlef Zillikens. Während das Graduiertenkolleg primär ein Instrument der Ausbildung von Doktoranden ist und sich thematisch mit dem zentralen Verlust und der Wiederherstellung von Immuntoleranz beschäftigt, fokussiert die Klinische Forschergruppe auf die Ausbildung von wissenschaftlich tätigen Ärzten („Clinician Scientists“) und verfolgt als wissenschaftliches Ziel die Aufklärung der Mechanismen der Gewebeschädigung, die nach Bindung der Autoantikörper zur Entzündung und letztlich zur Blasenbildung führen. Die Aufklärung dieser Mechanismen wird nicht nur für die Dermatologie von Bedeutung sein, sondern auch für andere Bereiche der Medizin, da beispielsweise auch in Niere, Nervengewebe, Gelenken und Schilddrüse, durch die Bindung Autoantikörpern und anschließender Einwanderung von Entzündungszellen schwere Erkrankungen entstehen können.

Die DFG beschloss in Bochum insgesamt die Einrichtung zehn neuer Forschergruppen, unter denen das Lübecker Konsortium die einzige Klinische Forschergruppe ist. Im Ganzen fördert die DFG damit jetzt 189 Forschergruppen, darunter 18 Klinische Forschergruppen.