"Drei Welten treffen sich": Kernphysik, industrielle Forschung und Entwicklung und universitäre Medizintechnik
Prof. Dr. rer. nat. Ewald Konecny, Direktor des Instituts für Medizintechnik der Universität zu Lübeck, geht in den Ruhestand. Zu seiner Verabschiedung findet an der Universität am Freitag, dem 19. September 2003, ein internationales Symposium "Drei Welten treffen sich" statt (13.00 - 18.30 Uhr, Hörsaal Z 1/2, Zentralklinikum).
Prof. Konecny repräsentiert in seiner beruflichen und wissenschaftlichen Laufbahn die drei Bereiche der Kernphysik, der industriellen Forschung und Entwicklung und der universitären Medizintechnik. Er hat das Lübecker Universitätsinstitut für Medizintechnik aufgebaut und elf Jahre erfolgreich geleitet. Die Medizintechnik hat sich in Lübeck, besonders mit den Aktivitäten von Universität, Universitätsklinikum, Fachhochschule und Industrie, zu einem der herausragenden Standortfaktoren entwickelt, der für das gesamte Schleswig-Holstein und über die Landesgrenzen hinaus von wachsender wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Bedeutung ist. Prof. Konecnys vielfältige Tätigkeiten haben insgesamt zum Entwurf einer Vision für die Medizintechnik im norddeutschen Raum geführt, an der sich die weiteren Entwicklungen der kommenden Jahre orientieren werden.
Grußworte der Landesregierung und der Hansestadt Lübeck zur Verabschiedung von Prof. Konecny überbringen Wirtschaftsminister Dr. Bernd Rohwer und Bürgermeister Bernd Saxe. In den Vorträgen des Symposiums stellen Weggefährten und Kollegen von Prof. Konecny die wissenschaftlichen und beruflichen Stationen seiner Laufbahn dar. Die Referenten kommen unter anderem aus Paris, London, München, Heidelberg, Karlsruhe, Greifswald, Berlin, Mannheim, Bochum, Bonn und Rostock.
Ewald Konecny wurde 1935 im tschechischen Troppau, im Sudetenland, geboren. 1954 legte er in Nürnberg das Abitur ab und studierte als Staatsstipendiat des Landes Bayern Physik an der Technischen Universität München. 1959 erlangte er das Diplom, 1963 promovierte er mit einer Arbeit über "Massenspektrometrische Trennung von Kernspaltungsfragmenten" zum Dr. rer. nat. Die Untersuchungen dazu erfolgten am ersten deutschen Kernspaltungsreaktor.
In der Folgezeit forschte er in München insbesondere zur Verteilung der Kernladung bei der Kernspaltung und zur Wechselwirkung schwerer Ionen beim Durchgang durch Materie. 1967 habilitierte Prof. Konecny an der Universität Gießen mit einer Arbeit über symmetrische und asymmetrische Kernspaltung von Radium. Seine anschließenden Experimente zur Untersuchung hochdeformierter Kernspaltungsisomere als Professor für Kernphysik an der TU München fanden starke internationale Beachtung sowohl in Fachkreisen als auch in der naturwissenschaftlichen Öffentlichkeit und zählen auch heute noch zu den spektakulärsten deutschen Beiträgen zur Kernphysik der Nachkriegszeit. 1974 folgten ausländische Forschungsaufenthalte, unter anderem am amerikanischen Los Alamos Scientific Laboratory.
1975, auf dem Höhepunkt seines Wirkens in der Kernphysik, erfolgte der Wechsel in die Welt der Industrie. Die Drägerwerk AG in Lübeck gewann ihn für den Aufbau der Grundlagenentwicklung und eines Labors für angewandte Forschung. Dabei ging es um die Entwicklung mittelfristiger Unternehmensstrategien, welche Technologien in die Dräger-Produkte integriert und weiterentwickelt werden sollten.
Wesentliche Tätigkeitsfelder in der Grundlagenentwicklung bei Dräger waren die Entwicklung von infrarotoptischer Technik, von elektrochemischer Sensortechnik, die systematische Untersuchung von Halbleiteroberflächen zur Detektion von Schadstoffen in der Luft und die schnelle und präzise Dosierung und Messung von Gasflüssen.
1981 erfolgte die Berufung zum Chef der gesamten Entwicklung bei Dräger. In der Medizintechnik waren damals die vornehmlichen Aufgaben die Einführung der Sensorik und elektronisch gesteuerter Aktuatorik in die Anästhesie- und Beatmungsgeräte, die Einführung einfacher elektronischer Intelligenz durch Mikroprozessoren und die Verbindung von Therapie- und Monitoringgerät zu so genannten "integrierten Arbeitsplätzen".
1992 unterstützte Dräger die Erweiterung des Fächerspektrums der Lübecker Universität und die Zusammenarbeit der Hochschulen und der Industrie mit der Einrichtung einer Stiftungsprofessur Medizintechnik, auf die Prof. Konecny berufen wurde. Schwerpunkte der Institutsarbeit waren in enger Kooperation mit dem Klinikum die Weiterentwicklung optischer Sensoren in der klinischen Anwendung, die Entwicklung von Verfahren zur instrumentellen Kalibration von Pulsoximetern sowie zum Nachweis des Befalls mit dem Bakterium helicobacter pylori, die Messung der spontanen und evozierten elektrischen Gehirnaktivität zur Bestimmung einer adäquaten Anästhesietiefe und die Messung und Simulation des Temperaturverhaltens von Frühgeborenen.
Als Bestätigung für eine erfolgreiche Aufbauarbeit durch Prof. Konecny darf gewertet werden, dass die Expertenkommission zur Hochschulentwicklung in Schleswig-Holstein ("Erichsen-Kommission") im Frühjahr 2003 die Medizintechnik in Lübeck besonders hervorhob und deren weiteren Ausbau empfahl.
für die Ukraine