„noro 2016“: Influenza und Norovirus - Zuckerketten könnten der generelle Schlüssel zur Bekämpfung aller viralen Infektionen sein
Über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt sind vom 17. – 19. März zur Tagung „noro 2016“ über aktuelle Fragen der Virusforschung im Bereich der Noroviren in Lübeck zu Gast. An der Konferenz „Noroviruses and Beyond - Glycans as Drivers in Viral Infection” in den Media Docks nehmen Virologen, Biologen, Biochemiker, Chemiker und Mediziner aus Ländern Europas, den USA, Kanada, Australien und Asien teil.
Bei der Tagung, die zum ersten Mal 2012 in Lübeck stattgefunden hat, geht es um die Bedeutung von Zuckerketten (Glycanen) für den Verlauf viraler Infektionen. Aus der Universität zu Lübeck wird die Tagung von Prof. Rolf Hilgenfeld (Institut für Biochemie), Prof. Thomas Peters (Institut für Chemie), Prof. Stefan Taube und Prof. Norbert Tautz (beide Institut für Virologie und Zellbiologie) ausgerichtet. An der Organisation ist außerdem Prof. Gregor Meyers vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit auf der Insel Riems beteiligt.
Die Bedeutung von Zuckerketten wird bei der Infektion mit Grippeviren (Influenza) deutlich, bei der die Interaktion viraler Hüllproteine mit Glycanen auf der Oberfläche von Wirtszellen ein entscheidender Schritt für die Infektion ist. Tamiflu, einer der wenigen verfügbaren antiviralen Wirkstoffe, setzt an dieser Stelle an, indem er die Ablösung reifer Viruspartikel (Virionen) von der Wirtszelle unterbindet und damit die Infektion stoppt.
Die Forscher vermuten, dass diese Art der antiviralen Therapie ein generelles Prinzip für die Bekämpfung aller viralen Infektionen darstellt, bei denen Glycane als Schlüssel für den Eintritt der Viren in die Wirtszelle dienen. Eine der Tagungssitzungen ist daher dem Thema „Antiviral Drug Design“ gewidmet. Prominenter Gastredner ist der Entdecker des Wirkprinzips von Tamiflu, Prof. Mark von Itzstein von der Griffith University in Brisbane, Australien.
Ein weiterer Fokus der Tagung richtet sich auf die hochansteckende Norovirusinfektion. Sie gilt mittlerweile als Hauptursache viraler Magen-Darm-Entzündungen (Gastroenteritis), gegen die derzeit weder antivirale Medikamente noch Impfstoffe verfügbar sind. Möglichkeiten der Bekämpfung von Norovirusinfektionen sind daher von außerordentlich hohem Interesse und zählen zu den besonderen Forschungsfeldern an der Universität zu Lübeck.
„Indem die Tagung an neueste Ergebnisse auf dem Gebiet der Norovirusforschung heranführt und diese mit verwandten Fragestellungen der Glycobiologie verknüpft, besteht die begründete Hoffnung, dass wir im wissenschaftlichen Diskurs auf Neuland stoßen“, sagte Prof. Dr. Thomas Peters, Direktor des Instituts für Chemie der Universität zu Lübeck, für die Tagungsleitung zur Eröffnung der „noro 2016“. Mit Bezug auf das Motto der Universität fügte er hinzu: „Im Focus das Leben - Im Visier die (Noro)viren".
Viele der Tagungsthemen werden auch im Rahmen der Forschergruppe ViroCarb bearbeitet. Die Gruppe mit Standorten in Lübeck, Hamburg, Münster, Düsseldorf, Heidelberg und Tübingen wird seit Anfang 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert (siehe Pressemitteilung „Neue DFG-Forschergruppe ViroCarb“ der Universität zu Lübeck vom 26. Januar 2016). Erste Ergebnisse aus der Forschergruppe werden auf der Lübecker Tagung einem internationalen Fachpublikum vorgestellt.
Die „noro 2016“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Fonds der Chemischen Industrie, Boehringer Ingelheim International, Takeda, R-Biopharm und dem Verein zur Förderung der Glycowissenschaften unterstützt.
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