Experten aus acht Wissenschaftsfeldern und sechs Nationen diskutieren in Lübeck über Künstliches Leben
Über 50 Teilnehmer aus aller Welt kommen vom 18. bis 20. März 2002 zu einer der größten nationalen Tagungen über "Artificial Life - Künstliches Leben" nach Lübeck. Veranstalter des fünften "German Workshop on Aritificial Life" (GWAL-5) ist das Institut für Neuro- und Bioinformatik (Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Thomas Martinetz) der Medizinischen Universität zu Lübeck.
Der Lübecker Workshop wird zusammen mit dem Arbeitskreis "Artificial Life" der Gesellschaft für Informatik (GI) durchgeführt. Beginn ist am 18. März um 9 Uhr im Innovationszentrum Lübeck am Koberg. Die Tagung endet am 20. März um 12:30 Uhr.
Am Montag, dem 18. März, um 12.30 Uhr laden die Veranstalter zum Pressegespräch mit Teilnehmern des Workshops ins Innovationszentrum Lübeck (Breite Straße 6-8) ein. Alle Journalistinnen und Journalisten sind herzlich willkommen. Um kurze Anmeldung wird freundlichst gebeten (Tel. 49 451 500 3004, Fax 49 451 500 3016).
"Wichtig ist uns beim Thema Artificial Life und dem Lübecker Workshop vor allem die Interdisziplinarität", sagt Dr. rer. nat. Daniel Polani vom Institut für Neuro- und Bioinformatik der MUL, Mitorganisator des GWAL-5. In etwa 30 Vorträgen werden sich Experten aus Indien, Russland, England, Dänemark, Schweden und Deutschland mit der Frage "Was ist Leben?" auseinandersetzen.
Der durchaus philosophische und breit gefächerte Ansatz der Tagung ist gewollt: Neben der Informatik und der Biologie beschäftigen sich auch Physik, Mathematik, Chemie, Ingenieurwissenschaften und Psychologie mit Artificial Life. Der Austausch mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen wird laut Daniel Polani im Vordergrund stehen. "Für uns ist es unmöglich, sich nur mit einem wissenschaftlichen Feld zu beschäftigen", betont Polani. Es soll versucht werden, Definitionen für das Leben zu finden. Dabei wird zum Beispiel auch die Frage untersucht, ob ein Spiel wie das "Game of Life" des amerikanischen Mathematikers Conway, in dem sich kleine Zellen in nicht vorhersehbaren Strukturen vermehren, eine Art von Leben ist.
In den Vorjahren fand der "German Workshop on Artificial Life" in St. Augustin, Dortmund, Bochum und Bayreuth statt. "Muss Leben so aussehen, wie wir es kennen? Das heißt kohlenstoff- und DNA-basiert", fragt Polani. In den Diskussionen geht es um Prinzipien, das Leben zu imitieren, chemische und lebensähnliche Prozesse zu untersuchen sowie technische Anwendungen zu finden. Der GWAL-5 will Forum sein, um zu zeigen, wie Experten unterschiedlichster Couleur in der Artificial-Life-Forschung kooperieren.
Die Lübecker Forscher arbeiten in den Bereichen Sensorevolution (Simulation von Reizaufnahmen im Computer) und regulatorische Netzwerke von Genen. Weiterhin beteiligt sich das Institut für Neuro- und Bioinformatik am internationalen "Robocup"-Wettbewerb, in dessen Rahmen software- und hardwarebasierte Roboter gegeneinander interaktiv Fußball spielen. Die langjährige Tätigkeit der Lübecker Wissenschaftler in dem Bereich Artificial Life wurde mit der Austragung des GWAL-5 honoriert.
Die Tagung ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich: Studenten zahlen 35 € Tagungsgebühr, alle anderen 80 €. Auch kurzfristige Anmeldungen sind möglich (Tel. +49 451 3909 585). "Wir werden wohl Platzprobleme bekommen", meint Daniel Polani. Schließlich sei Artificial Life wegen seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ein hochaktuelles Forschungsgebiet. Kommen wird auch Prof. Dr. Hans Meinhardt vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie aus Tübingen, der durch seine Forschungen zur Musterbildung bei Tieren bekannt wurde (Vortrag "The Freshwater Polyp Hydra - a Living Fossil to Study the Evolutionary Invention of the Head and of the Bilateral Body Plan of Higher Organisms").
für die Ukraine