Vom 3. – 5. Juni 2015 findet in Lübeck zum 10. Mal die weltweit anerkannte und größte Tagung zum Blutbildungshormon Erythropoietin statt
120 renommierte Grundlagenforscher und Kliniker aus dem In- und Ausland werden zur „10th International Luebeck Conference on the Pathophysiology and Pharmacology of Erythropoietin and other Hemopoietic Growth Factors“ in der Hansestadt erwartet. Veranstalter ist das Lübecker Institut für Physiologie (Prof. Wolfgang Jelkmann, Prof. Horst Pagel), Veranstaltungsort die Lübecker Musik- und Kongresshalle (MuK).
Erythropoietin ist ein Hormon (und gentechnisch hergestellt ein Medikament) von ungewöhnlich großer medizinischer Bedeutung. Es wird normalerweise in den Nieren produziert, zirkuliert dann im Blut und fördert im Knochenmark die Bildung junger roter Blutzellen. Erythropoietin-Mangel führt zwangsläufig zur Blutarmut („Anämie“, vor allem bei chronisch nierenkranken Patienten und bei Krebspatienten, die chemotherapeutisch behandelt werden). Erythropoietin-Überschuss führt zur Erythrozytose, wobei das Blut gefährlich eingedickt ist (wie z.B. bei der chronischen Bergkrankheit). Im Sport wird gentechnisch gewonnenes Erythropoietin („EPO“) missbräuchlich verwendet, um die Leistungsfähigkeit zu steigern.
Am Lübecker Institut für Physiologie wurden in den vergangenen Jahren die Transkriptionsfaktoren („Hypoxie Induzierbare Faktoren“, HIF) charakterisiert, die die sauerstoffabhängige Expression des Erythropoietin-Gens und anderer Gene steuern. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der molekularen Mechanismen des “O2-Sensing“ geliefert.
Neben den Grundlagenarbeiten über “O2-Sensing“ werden auf der Lübecker Tagung neue Medikamente vorgestellt werden, die noch in der klinischen Prüfphase sind. Prof. Anatole Besarab aus San Francisco wird über oral wirksame Stoffe berichten, die die HIF stabilisieren und gegen Anämien wirksam sind. Dr. Karen Gottwald aus Bayreuth und Eugenia Hoffmann aus Konstanz werden synthetische EPO-Analoga vorstellen. Offenbar ist EPO nicht nur für die Bildung roter Blutzellen notwendig, sondern beeinflusst auch andere Gewebe. Hierzu gehören Gehirnzellen, die Ergebnisse einer multizentrischen Schweizer Studie an frühgeborenen Kindern werden diskutiert werden. Dr. Kamilla Miskowiak aus Kopenhagen wird Studien zu Depressionen und Schizophrenien vorstellen. Frau Dr. Christina Günter aus München wird die Ergebnisse der multizentrischen Studie an Brandverletzten (“EPO in Burns“) darlegen.
Die „schlechte“ Seite von EPO darf nicht vergessen werden. Prof. Zbigniew Szygula aus Krakau wird die roten Blutzellen durchleuchten, und neueste Erkenntnisse über Trainingseffekte, Höhenaufenthalt und Blutdoping erläutern.
für die Ukraine