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Mittwoch, 10.08.2005

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Innovationsfonds fördert Lübecker Forschung mit über 700.000 Euro

Projektleiter Peters, Hüttmann, Uhlig, Lamprecht und Solbach, Minister Austermann (v.l.n.r.)

Projektleiter Peters, Hüttmann, Uhlig, Lamprecht und Solbach, Minister Austermann (v.l.n.r.)

Zentrum für Medizinische Struktur- und Zellbiologie an der Universität zu Lübeck gegründet

Mit insgesamt 706.917 Euro fördert der Innovationsfonds des Landes Schleswig-Holstein vier Forschungsprojekte an der Universität zu Lübeck. Die Übergabe der Bewilligungsbescheide findet am Mittwoch, dem 10. August 2005, um 13 Uhr im Rektorat der Universität statt. Minister Dietrich Austermann wird den erfolgreichen Projektleitern die Zuwendungsbescheide persönlich überreichen. Die Fördersummen gehen an Prof. Dr. rer. nat. Thomas Peters, Institut für Chemie (Cryoprobenkopf für die Strukturmedizin), Prof. Dr. med. Werner Solbach, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Entzündungsdynamik in Biokompartimenten), Prof. Dr. med. Peter Lamprecht, Poliklinik für Rheumatologie (T-Zell Epitope-Mapping bei der Wegener"schen Granulomatose), sowie an Prof. Dr. rer. nat. Stefan Uhlig, Forschungszentrum Borstel, und Dr. rer. nat. Gereon Hüttmann, Institut für Biomedizinische Optik der Universität Lübeck (Multiphotonen-Fluoreszenzmikroskopie in der biomedizinischen Forschung und der Medizin).

Cryoprobenkopf für die Strukturmedizin

Prof. Dr. rer. nat. Thomas Peters, Institut für Chemie, erhält für die Anschaffung eines Cyroprobenkopfes für ein 500 MHz NMR Spektrometer 159.942 Euro. Mit dem neuen Cryoprobenkopf für die NMR-Spektroskopie können noch in diesem Jahr im neu gegründeten Zentrum für Medizinische Struktur- und Zellbiologie (ZMSZ) der Universität zu Lübeck erste Messungen mit höchster Empfindlichkeit an nativen Viren durchgeführt werden (siehe "Stichwort: Strukturmedizin in Lübeck" am Ende dieser Pressemitteilung). Ziel der Untersuchungen ist es, den Eintritt von Viren in humane Wirtszellen mit molekularer Auflösung zu beobachten und auf dieser Grundlage neuartige so genannte "Entry-Inhibitoren" gegen Viren zu entwerfen. Die Forschergruppe um Prof. Peters hat dafür in den vergangenen Jahren eine Reihe hochleistungsfähiger Techniken entwickelt.

Entzündungsdynamik in Biokompartimenten

Prof. Dr. Werner Solbach, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, wird als Sprecher der SFB-Initiative für den Sonderforschungsbereich "Kompartimente der Entzündung" (SFB 679/1) mit 42.975 Euro gefördert. Dafür haben sich 25 hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kliniken und Instituten der Universitäten Lübeck und Kiel sowie dem Forschungszentrum Borstel entschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um in gemeinsamer Anstrengung in einem Sonderforschungsbereich die Regeln der entzündlichen Reaktion grundlegend zu verstehen. Sie werden dabei besonderes Augenmerk auf die Entzündungen der Haut, der Lunge und des Darmes legen. Dieser neue Forschungsschwerpunkt wird im September durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft begutachtet.

T-Zell Epitope-Mapping bei der Wegener"schen Granulomatose

Prof. Dr. med Peter Lamprecht, Poliklinik für Rheumatologie, wird mit 168.000 Euro für das Projekt "T-Zell Epitope-Mapping bei der Wegener"schen Granulomatose" gefördert. Die Wegener"sche Granulomatose, benannt nach ihrem Erstbeschreiber, dem Lübecker Pathologen Friedrich Wegener, gehört zur Gruppe der Vaskulitiden, die wiederum zu den rheumatischen Erkrankungen zählen. Allen Vaskulitiden ist gemeinsam, dass sie mit Entzündungen der Blutgefäße einhergehen. Das Projekt aus dem Sammelantrag "Autoimmunvaskulitis und -dermatitis" gilt einer der Kernfragen der Entzündungsforschung: Welche Peptidsequenzen eines Autoantigens werden als fremd erkannt und führen zu einer Entzündungsreaktion und Immunvaskulitis? Das Projekt ist Ausgangspunkt einer gemeinsamen, aus dem Vaskulitiszentrum gestarteten Initiative zur Gründung einer klinischen Forschergruppe "Frühpathogenese der (Auto-) Immunvaskulitiden", die sich in den Zusammenhang des Exzellenzclusters "Entzündung" einfügt. Das Vaskulitiszentrum am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein stellt ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal in der Erforschung dieser seltenen Erkrankungen und in der Versorgung dieser besonderen Patientengruppe dar.

Multiphotonen-Fluoreszenzmikroskopie in der biomedizinischen Forschung und der Medizin

Prof. Dr. rer. nat. Stefan Uhlig, Forschungszentrum Borstel, und Dr. rer. nat. Gereon Hüttmann, Institut für Biomedizinische Optik der Universität Lübeck, etablieren die Multiphotonen-Fluoreszenzmikroskopie in der Lübecker biomedezinischen Forschung und Medizin. Das Projekt wird mit 336.000 Euro gefördert. Durch moderne Lasertechnik gelingt jetzt die Darstellung einzelner Zellen in lebendem Gewebe. Mit extrem kurzen Laserpulsen, deren Dauer nur noch den 20-billionsten Bruchteil einer Sekunde beträgt, können Zellen und deren Strukturen bis zu einer Gewebetiefe von einigen Zehntel Millimeter sichtbar gemacht werden. Die Lichtpulse tasten das Gewebe Schicht für Schicht ab und stellen die Zellen des Gewebes in ihrer Gestalt und in ihrer zeitlichen Veränderung "live" und auch über längere Zeit dar. Dieses neue mikroskopische Verfahren bedeutet sowohl für die biologisch-medizinische Forschung als auch für die Medizin einen großen Fortschritt. Zusammen mit den Lübecker Kliniken für Dermatologie und Venerologie, für Neurochirurgie und für Augenheilkunde sollen unter anderem die Diagnostik von Tumoren verbessert und neue Therapien von Erkrankungen der Horn- und Bindehaut entwickelt werden. Das Gerät am Forschungszentrum Borstel ermöglicht die Darstellung sehr schneller Vorgänge und soll unter anderem dazu eingesetzt werden, Mechanismen des Asthmaanfalls und den mechanischen Stress bei künstlicher Beatmung zu untersuchen.

Stichwort:

Strukturmedizin in Lübeck - Zentrum für Medizinische Struktur- und Zellbiologie an der Universität zu Lübeck

Die Ursachen von Krankheiten lassen sich in vielen Fällen bis auf die molekulare Ebene zurückverfolgen. Dabei spielen sich die krankheitsauslösenden Prozesse immer in oder an Zellen ab. Dies hat die Universität zu Lübeck dazu bewogen, die Forschungsanstrengungen zur Aufklärung der strukturellen und zellulären Ursachen von Krankheiten durch die Gründung eines "Zentrums für Medizinische Struktur- und Zellbiologie" (ZMSZ) zu bündeln und zu verstärken. Seit vielen Jahren forschen mehrere Institute der Universität intensiv auf diesem Gebiet, das sich prägnant unter dem Begriff der "Strukturmedizin" zusammenfas-sen lässt. Ziel der Forschungsbemühungen ist es, die zellulären und strukturellen Ursachen von Krankheiten zu entschlüsseln, um mit diesen Informationen neue Wege in der Therapie und Diagnostik beispielsweise viraler Infektionen zu beschreiten. Innerhalb des letzten Jahrzehnts hat die Universität große Anstrengungen unternommen, um im Bereich der Strukturmedizin Spitzenleistungen zu ermöglichen. So verfügt das ZMSZ im gesamten norddeutschen Raum über die empfindlichste apparative Ausstattung im Bereich der kernmagnetischen Resonanz (NMR), der hochauflösenden Massenspektrometrie sowie über eine hochmoderne Röntgenstrukturanalytik und stellt damit für die beteiligten Forscher eine exzellente zentrale Infrastruktur zur Verfügung. Erste weithin sichtbare Erfolge sind bei der Bekämpfung von SARS und bei der Entwicklung neuer antiviraler Medikamente, die schon das Eindringen von Viren in Zellen verhindern können, erzielt worden. In der Zukunft wird das ZMSZ schwerpunktmäßig das Verhalten von Zellen bei viralen und anderen Infektionen erforschen und Strukturen daran beteiligter Moleküle entschlüsseln. Daneben wird das Zentrum auch dem Bereich des so genannten "Tissue Engineering" große Aufmerksamkeit widmen, da es hier ebenfalls gilt, auf molekularer und zellulärer Ebene krankheitsverursachende Prinzipien zu enträtseln. Mit der Gründung des Zentrums werden nicht zuletzt die beiden Exzellenzclusterinitiativen der Universität zu Lübeck nachhaltig gestärkt.

Alleinstellungsmerkmal in der Rheumaforschung

Alleinstellungsmerkmal in der Rheumaforschung