Appetitreduktion durch elektrische Gehirnstimulation - Erfolgreiche Kooperation von Psychoneurobiologie und Neuro- und Bioinformatik
Prof. Dr. med. Kerstin Oltmanns, Prof. Dr. rer. nat. Thomas Martinetz und Alina Kistenmacher von der Universität zu Lübeck sind im Ideenwettbewerb Schleswig-Holstein 2014 mit dem Sonderpreis in der Kategorie „BioMed“ ausgezeichnet worden. Prof. Oltmanns ist Leiterin der Sektion Psychoneurobiologie, Prof. Martinetz Direktor des Instituts für Neuro- und Bioinformatik und Alina Kistenmacher Ökotrophologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Sektion für Psychoneurobiologie.
Nach 13 Jahren auf dem Gebiet der Adipositas- und Diabetes-Forschung arbeiten die Wissenschaftler an einer Methode zur Appetitreduktion durch elektrische Gehirnstimulation. Während Diäten häufig mit dem Jojo-Effekt enden und Appetithemmer unerwünschte Nebenwirkungen haben, ist die präventive und therapeutische Unterdrückung von Hungergefühlen direkt im Gehirn nicht nur ein völlig neuer Ansatz, sondern auch die optimale Strategie, um Patienten mit Übergewicht, Bluthochdruck oder Typ 2 Diabetes langfristig zu helfen. Die Entwicklung einer Software, die individualisierte Protokolle zur elektrischen Hirnstimulation errechnet, ist in Planung. Der Sonderpreis ist mit 1.000 Euro dotiert und von der Euroimmun AG gestiftet.
Bereits zum sechsten Mal wurden am 6. November 2014 im Rahmen des Ideenwettbewerbs Schleswig-Holstein im Wissenschaftszentrum Kiel herausragende Ideen mit wirtschaftlichem Potenzial aus Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Den ersten Preis erhielten die Biologin Nadine Sydow und der Materialwissenschaftler Sandro Böhm von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Ihre Entwicklung des Schneckenschutz-Oberflächenmaterials „Schnexagon“ belohnte die Jury mit dem ersten Platz. Über den zweiten Platz für die Projektionstechnologie „EDGE“ freute sich mit Martin Fischbock, Kay Sörensen und Jonas Häutle ein Team von Absolventen aller drei Kieler Hochschulen. Der dritte Platz ging an Dr. Yousef Nazirizadeh, Prof. Dr. Martina Gerken, Dr. Pia Glorius, Sebastian Metz und Volker Behrends von der CAU für ihr mobiles Analyseinstrument für zelluläre und biochemische Untersuchungen. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 12.500 Euro ausgeschüttet.
Der Ideenwettbewerb wurde in diesem Jahr vom Dr. Werner Jackstädt-Zentrum für Unternehmertum und Mittelstand Flensburg in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) organisiert. Gesucht wurden innovative und zukunftsweisende Ideen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die in Form von Produkten, Dienstleistungen oder Verfahren das Potenzial für wirtschaftlichen Erfolg haben. Eine Expertenjury aus erfahrenen und hochrangigen Vertretern aus Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Fördereinrichtungen bewertete unter anderem die Einzigartigkeit, den Kundennutzen und das Marktpotenzial der jeweiligen Idee sowie deren Bedeutung für Schleswig-Holstein.
Staatssekretär Dr. Frank Nägele beglückwünschte die Sieger zu ihrem Erfolg: „Die Landesregierung schafft Voraussetzungen und Instrumente, um frische Ideen zu fördern und zu unterstützen“, richtete sich Nägele an die Preisträger. „Deshalb freut es mich jedes Mal besonders, wenn das riesige Gründungspotenzial in unserem Land sichtbar wird. So wie heute.“ Der Ideenwettbewerb sei nicht nur eine zentrale Plattform, um auf die große Bedeutung des Technologietransfers in Schleswig-Holstein aufmerksam zu machen, sondern habe gleichzeitig eine wichtige Netzwerkfunktion. „Wir wollen Gründer, Gründungshelfer und Fördereinrichtungen auch in Zukunft auf möglichst direktem Weg zusammenbringen“, sagte der Staatssekretär.
Die Bedeutung eines starken Gründungsnetzwerks betonte auch Dr. Meeno Schrader, Gründer der WetterWelt GmbH. Darüber hinaus ermutigte der Key Note Speaker die Preisträger, an sich und ihre Idee zu glauben und sich auch von eventuellen Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen: „Die gute Idee ist nur der erste kleine Schritt zu unternehmerischem Erfolg“, sagte der Wetter-Experte. „Bis Ihr Unternehmen erfolgreich am Markt etabliert ist, brauchen Sie vor allem Durchhaltevermögen und gute Wegbegleiter wie die WTSH."
Prof. Dr. Dirk Ludewig vom Dr. Werner Jackstädt-Zentrum sieht den Erfolg des Wettbewerbs auch teilweise als Ergebnis der engagierten Arbeit der Gründungsunterstützungszentren an den Schleswig-Holsteiner Hochschulen: „Das Gründungsinteresse wächst an unseren Hochschulen, die Gründungszahlen steigen ebenfalls und mit Blick auf die Wettbewerbseinreichungen in diesem Jahr auch ganz klar die Reife der Gründungsideen.“
Unabhängig von ihrer Platzierung im Ideenwettbewerb können Einreichungen mit wirtschaftlicher Perspektive mit Mitteln des EFRE Seed- und StartUp-Fonds Schleswig-Holstein gefördert werden. In dem Fonds stellt das Land Schleswig-Holstein in Kooperation mit seinen Förderinstituten Risikokapital in Höhe von sechs Millionen Euro für technologieorientierte und wissensintensive Ausgründungen aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit forschungs- und wissenschaftsbasierten Aktivitäten zur Verfügung. Der aktuelle Fonds läuft 2015 aus, aber ein Fonds mit doppeltem Volumen sei bereits in Vorbereitung, so Dr. Dirk Müller, bei der WTSH verantwortlich für die Ausgründungsförderung. „Der EFRE-Fonds ist ein wichtiger Baustein, um jungen Forschern den Weg in den Markt zu ebnen. Darüber hinaus wollen wir die Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Zukunft weiter intensivieren und zusätzliche Maßnahmen etablieren, mit denen wir potenzielle Gründer in der PreSeed Phase noch früher und effektiver unterstützen können.“
www.wtsh.de/wtsh/de/service/presse-center/pressemitteilungen/PM_Ideenwettbewerb_2014.php
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