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Donnerstag, 16.08.2012

Forschung

Hochtechnologie gegen Armutskrankheit

Dr. Christian Timmann (Foto: Uni Lübeck)

Erfolgreiche Genom-Suche nach Schutz vor tödlicher Malaria

Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Biometrie und Statistik der Universität Lübeck und des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin haben gemeinsam mit Kollegen der Universität von Kumasi, Ghana, und der Universität Kiel die erste erfolgreiche genomweite Suche nach Genen vorgelegt, die vor tödlichen Verläufen der Malaria schützen.

Bei jedem von 1500 ghanaischen Kindern mit lebensbedrohlichen Verläufen der Malaria und 1000 gesunden Kindern wurden nahezu eine Million Varianten im Genom untersucht, die damit praktisch alle Gene des Menschen erfassen. „Neben bekannten schützenden Mutationen in den Genen für Sichelzell-Krankheit und Blutgruppe 0 wurden eindeutige Unterschiede zwischen kranken und gesunden Kindern bei zwei weiteren Genen gefunden“, berichtet Dr. Christian Timmann, Koordinator der Studie und Erstautor des Beitrags in der renommierten Fachzeitschrift Nature, der heute erscheint.*

„Eines steuert die Kalzium-Konzentration in roten Blutkörperchen, den Zellen, in denen sich Malariaparasiten vermehren. Das andere unterstützt die Abdichtung von Gefäßwänden, die bekanntermaßen bei lebensbedrohlicher Malaria geschädigt werden.“ Dr. Timmann arbeitet am Hamburger Institut für Tropenmedizin und am Lübecker Institut für Medizinische Biometrie und Statistik.

„Großer Dank gebührt unseren ghanaischen Kolleginnen und Kollegen, die in Kumasi Tausende von Kleinkindern sorgfältig untersucht und behandelt haben. Das ist die entscheidende Grundlage für den Erfolg der Studie“, erklärt Professor Rolf Horstmann, Leiter der Studie vom Hamburger Tropeninstitut.

„Es ist beeindruckend, dass die heutige Technologie mit geringsten Probenmengen auskommt und dabei viele Millionen von Daten generiert“, ergänzt Professor Andreas Ziegler, verantwortlicher Statistiker der Studie von der Universität zu Lübeck.
Die Forscher sind sehr zuversichtlich, dass die neu gefundenen Malaria-Gene Ansätze für neue Behandlungen bieten: „Wenn wir nun verstehen, wie die Gen-Mutationen die Proteine beeinflussen, ist es möglich, neue Malariamedikamente zu entwickeln“, hofft Professor Horstmann.

Das Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der Universität zu Lübeck erforscht seit vielen Jahren erfolgreich gemeinsam mit Klinikern aus aller Welt die genetischen Ursachen von Volkskrankheiten. Aktuelle Forschungsschwerpunkte des Instituts bilden die Genetik von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologischen Erkrankungen und Infektionserkrankungen sowie die Molekulare Medizin. Mit dem Institut ist das Lübecker Zentrum für Klinische Studien eng verbunden, das seinen Schwerpunkt in der kompetenten Betreuung klinischer Studien mit Medizinprodukten hat.

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* Timmann C, Thye T, Vens M, Evans J, May J, Ehmen C, Sievertsen J, Muntau B, Ruge G, Loag W, Ansong D, Antwi S, Asafo-Adjei E, Nguah SB, Kwakye KO, Akoto AOY, Sylverken J, Brendel M, Schuldt K, Loley C, Franke A, Meyer CG, Agbenyega T, Ziegler A, Horstmann RD: Genome-wide association study indicates two novel resistance loci for severe malaria. Nature 2012, DOI: 10.1038/nature11334