Dr. Amir Madany Mamlouk mit einer Digital Learning Transfer Fellowship des Stifterverbandes und der Reinhard-Frank-Stiftung ausgezeichnet
Die Lehr- und Lerninnovationen der letzten Jahre haben verdeutlicht: Der digitale Wandel verändert die Hochschulen nachhaltig. Mit dem Einsatz von Big Data und Künstlicher Intelligenz, von Virtueller Realität und Robotik schreiten Technik und Digitalisierung in rasanter Geschwindigkeit weiter voran. Diese technologischen Neuerungen fließen auch in die Weiterentwicklung von Lerntechnologien ein. So werden lernende Algorithmen bereits im Rahmen digitaler Lehre getestet, um Lernprozesse zu begleiten.
Die Potenziale und Herausforderungen, die diese Innovationen für die Lehre mit sich bringen, sind in Deutschland bislang strukturell noch unzureichend berücksichtigt. Dies gilt umso mehr, als der digitale Wandel für Hochschulen kein einmaliges Phänomen, sondern vielmehr selbst einen rollierenden Veränderungsprozess darstellt, welcher auch einen institutionellen Mentalitäts- und Kulturwandel voraussetzt bzw. die innere Bereitschaft und Offenheit für Veränderung (Change Culture) aller beteiligten Akteure erfordert.
Priv.-Doz. Dr. Amir Madany Mamlouk vom Institut für Neuro- und Bioinformatik der Universität zu Lübeck beforscht gemeinsam mit Dr. Anne Herrmann-Werner vom Universitätsklinikum Tübingen die Frage, wie sich in der digitalen Lehre die Kommunikation zwischen Studierenden und Dozenten verändert und an welcher Stelle Verbesserungen möglich sind. Ein besonderes Interesse liegt hierbei an sogenannten Conversational Agents (Chatbots) bei der Begleitung und Beratung von Studierenden in digitalen Lernumgebungen.
Chatbots oder kurz Bots sind textbasierte Dialogsysteme. Sie bestehen aus einer Textein- und -ausgabemaske, über die sich in natürlicher Sprache mit dem dahinterstehenden System kommunizieren lässt. Sie können, müssen aber nicht in Verbindung mit einem Avatar benutzt werden. Technisch sind Bots näher mit einer Volltextsuchmaschine verwandt als mit künstlicher oder gar natürlicher Intelligenz. Mit der steigenden Computerleistung können Chatbot-Systeme allerdings immer schneller auf immer umfangreichere Datenbestände zugreifen und daher auch intelligente Dialoge für den Nutzer bieten. Solche Systeme werden auch als virtuelle persönliche Assistenten bezeichnet.
In dem Projekt sollen potentielle Stressoren identifiziert und mittels Learning Analytics (Daten-Analyse in der digitalen Lernumgebung) entgegengewirkt werden. Die Erkenntnisse sollen in digitale Vorlesungsformate an den beiden Standorten Lübeck und Tübingen einfließen. Dr. Herrmann-Werner ist Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Expertin für die Identifizierung von Stressoren im Hochschulbereich, insbesondere bei Medizinstudierenden. Aus Lübeck werden die Erfahrungen im Bereich des Maschinellen Lernens eingebracht, um die Learning Analytics so voranzutreiben, dass ein Bot eine Intention dafür entwickeln kann, wann ein Studierender weiterführende Unterstützung benötigt.
Die Digital Learning Transfer Fellowship des Stifterverbandes und der Reinhard-Frank-Stiftung für das Projekt beinhaltet 5.000 Euro. Vom 24. bis 29. September 2018 werden die Fellows ihre Ergebnisse im Rahmen einer Themenwoche des Hochschulforums Digitalisierung in Berlin vorstellen.
2016 wurde Dr. Madany Mamlouk vom Stifterverband bereits mit einer mit 25.000 Euro dotierten Senior-Fellowship für innovative Hochschullehre für sein Projekt „From Zero to Hero“ ausgezeichnet.
für die Ukraine