Viele Gäste besuchten die Gedenkveranstaltung zum ersten Todestag von Jina Mahsa Amini. Organisiert wurde die Lübeck hoch 3 Veranstaltung in der Ev.-reformierten Kirche vom ZKFL der Universität zu Lübeck und der Musikhochschule Lübeck.
Weltweit gingen tausende Menschen auf die Straße, um am Samstag den 16.September, dem ersten Jahrestag des gewaltsamen Todes von Jina Masha gegen das iranische Regime zu demonstrieren. Auch in Lübeck wurde dem Todestag gedacht: Organisiert vom Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) und der Musikhochschule Lübeck (MHL) waren Lübecker*innen in die Reformierte Kirche Lübeck eingeladen, um ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte zu setzen.
„Ich halte es für absolut wichtig“ betonte die Gleichstellungbeauftragte der Hansestadt Lübeck Elke Sasse, „die Situation der Menschen im Iran, insbesondere auch die Situation der Frauen, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Sie brauchen unsere Unterstützung, um ihr Recht auf ein freies Leben und Einhaltung der Menschenrechte wahrnehmen zu können.“ Eröffnet wurde der Abend mit einem Brief für Jina, den die Menschenrechtsaktivistin Roia Schmitz verlas. Dem Publikum wurde die politische Situation mit der Lesung von Texten iranischer Autor*innen vor Augen geführt, die deutlich machten, dass sich die Frage nach Grundrechten und Demokratie an der Freiheit und der Gleichberechtigung aller Geschlechter bemisst.
Musik kommt in der iranischen Protestbewegung eine besondere Bedeutung zu. So hat sich mittlerweile eine Hymne der iranischen Protestbewegung herauskristallisiert, der Song „Baraye“. „Baraye“ kommt aus dem Persischen und heißt „für“ oder „wegen“. Es steht für das, was das iranische Regime unter Strafe stellt, und für das, weswegen Menschen im Iran inhaftiert und verurteilt werden: Tanzen, Küssen, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung. Deshalb war es ein besonderes Anliegen der Veranstalter*innen, dass dieser Song aufgeführt wird. Studierende der Musikhochschule sangen „Baraye“ erstmals in Chorarrangement von Adrian Goldman.
FrauLebenFreiheit
Ein Höhepunkt des Abends war die Aufführung des modernen Musikstückes „FrauLebenFreiheit“, das der iranische Komponist Payman Mansouri speziell für das Lübecker Trio erilis komponiert hatte. Die drei Musiker*innen und Absolvent*innen der Musikhochschule Lübeck treten mit ihrer Musik für soziale und humanitäre Zwecke ein. Für das Trio unterstreicht die Komposition „FrauLebenFreiheit“ die besondere Rolle der Musik als Botschafterin für Menschenrechte und sozialen Wandel.
Die Pastorin der Reformierten Kirche, Imke Akkermann-Dorn, lud das Publikum mit dem Mural „Sisters“ im Anschluss ein, miteinander ins Gespräch zu kommen und über Frauenrechte und Gleichberechtigung zu diskutieren. Und das taten die über 150 Menschen an diesem Abend auch – mit Wein und Limonade trat man in den Austausch und vielleicht sind daraus auch wieder neue Ideen für weitere Veranstaltungen entstanden. Der Bundestagsabgeordnete Timm Klüssendorf dankte dem Lübecker Vorbereitungsteam für die Veranstaltung und betonte das großartige Engagement innerhalb des gesamten letzten Jahres in Lübeck. „Wir müssen weiterhin“, so Klüssendorf, „unsere Aufmerksamkeit auf das inakzeptable, vollkommen inhumane Verhalten des Regimes richten und unsere Solidarität mit den Demonstrierenden und der Gesellschaft vor Ort leben. Denn internationale Aufmerksamkeit kann eine bedeutende Rolle spielen und buchstäblich Menschenleben retten“. Tim Klüssendorf hatte im Dezember 2022 selbst eine Patenschaft für einen vom Regime inhaftieren jungen Mann übernommen, der mittlerweile durch sein Engagement wieder freigelassen und das Todesurteil gegen ihn aufgehoben wurde.
Fotoaktion "Wir zeigen Gesicht"
„Wir zeigen Gesicht“ lautet die Fotoaktion, die bereits Wochen vor der Veranstaltung ins Leben gerufen wurde. Lübecker*innen waren eingeladen, sich mit ihrem Bild hinter die iranische Protestbewegung zu stellen. Das Banner am Gebäude des IMGWF in der Königstraße 42 und die zahlreichen Poster, die überall in der Stadt verteilt zu sehen sind, zeigen genau das: In Solidarität mit der iranischen Protestbewegung setzen Lübecker*innen ein Zeichen für Menschenrechte und Demokratie.
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