Die Universität Lübeck unterstreicht ihre Stellung als Zentrum für Bildgebung und Bildverarbeitung in Norddeutschland
Zwei der drei begehrten Preise für exzellente Abschlussarbeiten im Bereich neuer Bildgebungsverfahren gehen 2012 an die Universität zu Lübeck. Dr.-Ing. Torsten Edeler und Aileen Cordes, B.Sc., konnten sich mit ihren Arbeiten im Wettbewerb Fokusfinder der Initiative Bildverarbeitung e.V. durchsetzen.
Die Preise wurden am 14. Juni in Hamburg im Rahmen der Jahrestagung der Initiative Bildverarbeitung e.V. überreicht. Damit unterstreicht die Universität zu Lübeck erneut ihre herausragende Stellung als Zentrum für Bildgebung und Bildverarbeitung in Norddeutschland.
Dr.-Ing. Torsten Edeler wurde für seine Dissertation mit dem Titel „Bildverbesserung von Time-Of-Flight Tiefenkarten“ ausgezeichnet, die sich mit Weiterentwicklungen moderner 3D-Kamerasysteme befasst, wie sie unter anderem in der Medizintechnik verwendet werden. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Alfred Mertins, Direktor des Instituts für Signalverarbeitung, betreut.
Im Rahmen seiner Doktorarbeit entwickelte Dr. Edeler ein Abtastsystem für Tiefensensoren samt mathematischem Modell, das neue Prinzipien zur Auflösungsverbesserung und komprimierten Abtastung (compressed sensing) mit der Bildaufnahme nach dem Time-Of-Flight-Verfahren vereint. Time-Of-Flight-Kameras (TOF-Kameras) sind 3D-Kamera-systeme, die mit dem Laufzeitverfahren Distanzen messen. Ein Beispiel für eine Anwendung ist die Atemdetektion und die Patientenpositionierung bei der Tumorbestrahlung. Die Neuheit des von Dr. Edeler entwickelten Systems besteht zum einen in der Kombination der komprimierten Abtastung mit einer parallelen Informationsaufnahme mit Time-Of-Flight-Sensoren und zum anderen in der Ausnutzung von Abhängigkeiten zwischen den von der Kamera gemessenen Graustufenbildern und Tiefenkarten.
Dr. Edeler, 1978 in Buchholz in der Nordheide geboren, machte nach dem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Nach dem anschließenden Fachabitur studierte er von 2000 bis 2004 Ingenieurwissenschaften an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg. 2004 begann er seine berufliche Karrie-re als Entwicklungsingenieur bei Basler. Danach wechselte Torsten Edeler an das Institut für Industrielle Bildverarbeitung Ma.Vi.Tec. (Machine Vision Technology) der Fachhoch-schule Westküste, um im Rahmen des Projekts Kopronet (Kooperative Promotionen) auf die Promotion hinzuarbeiten. Dabei wurde er von der Basler AG zu 50 Prozent finanziell unterstützt. Die wissenschaftliche Betreuung des Promotionsvorhabens übernahm Prof. Dr. Alfred Mertins von Universität zu Lübeck, an dessen Institut auch ähnlich gelagerte Fragestellungen für andere Bildgebungsmodalitäten bearbeitet werden. Um als Absolvent einer Fachhochschule die Zulassung zur Promotion zu erhalten, absolvierte Torsten Edeler neben der Projektarbeit noch drei Lehrveranstaltungen des Informatik-Masterstudiums an der Universität zu Lübeck („Digitale Bildverarbeitung“, „Mustererkennung“ und „Bildverarbeitung in der Medizin“) und fertigte zudem eine Masterarbeit zur verbesserten Bildaufnahme mit Wärmebildkameras an.
Aileen Cordes, B.Sc., wurde für ihre Bachelorarbeit mit dem Titel „Validation of Digital Tomosynthesis Reconstruction Based on Micro-CT“ ausgezeichnet, in der sie eine neue Methode zur Validierung der Rekonstruktion beim Verfahren der digitalen Tomosynthese entwickelt hat. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Thorsten Buzug, Direktor des Instituts für Medizintechnik, betreut.
Die digitale Tomosynthese ist ein röntgenbasiertes tomographisches Verfahren zur dreidimensionalen Darstellung von Patientendaten auf Grundlage einer begrenzten Anzahl von zweidimensionalen Projektionsbildern. Das Verfahren ist in seiner analogen Form in den frühen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts aufgekommen, konnte sich aber wegen seiner Beschränkungen in der Nachverarbeitung in der Zeit nicht durchsetzen. Dies hat sich mit der Entwicklung neuer Detektoren geändert. Hier ergeben sich neue Algorithmen, die die digitale Tomosynthese als geeignete Modalität z. B. für das Screening bei Brustkrebs erscheinen lassen.
Aileen Cordes, 1988 in Preetz geboren, machte ihr Abitur am Gymnasium in Lütjenburg, wo sie bereits früh ihr Talent zur Lösung mathematisch-physikalischer Probleme entdeckte. Sie absolvierte Schülerpraktika am Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön und nahm u. a. am Siemens Science Camp teil. Wegen ihrer herausragenden Leistungen in der Oberstufe, speziell im Fach Physik, erhielt Frau Cordes den Buchpreis der Deutschen Phy-sikalischen Gesellschaft (DPG) sowie die einjährige kostenlose Mitgliedschaft in der DPG. Seit 2008 ist Aileen Cordes im Studiengang Medizinische Ingenieurwissenschaft (MIW) an der Universität zu Lübeck eingeschrieben. 2011 erhielt sie den Philips-Preis für den besten Abschluss ihres Jahrgangs. Derzeit ist sie im Masterstudium der Medizinischen Ingenieurwissenschaft eingeschrieben und bereitet ihr Auslandssemester am Surgical Planning Laboratory der Harvard Medical School in Boston, USA, vor, einem Partner des Instituts für Medizintechnik der Universität zu Lübeck.
Die diesjährige Preisverleihung findet auf der Jahrestagung der Initiative Bildverarbei-tung e.V. am 14. Juni 2012 in Hamburg statt. Veranstalter der Jahrestagung ist die Firma Hauni Maschinenbau AG. Die Bildverarbeitung ist eine Schlüsseltechnologie mit großen Potenzialen in Forschung und Anwendung. Der Markt für Bildverarbeitungsprodukte ist ein Wachstumsmarkt mit zweistelligen jährlichen Zuwachsraten.
für die Ukraine