Chance für die Hochschulen und unsere Gesellschaft: Die Universität zu Lübeck hat ein Konzept zur Integration von Studieninteressierten mit Flüchtlingsstatus vereinbart
Einige sind schon seit über einem Jahr in Lübeck, müssen aber immer noch auf ihre Aufenthaltserlaubnis warten. Andere sind in den vergangenen Wochen direkt von der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Volksfestplatz zum Uni-Campus gekommen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie jetzt Gasthörer an der Universität sind. Zurzeit nehmen 15 Studieninteressierte aus Syrien, Afghanistan und dem Iran an Vorlesungen teil, haben Zugang zu den PC-Pools und machen sich so mit den Studienabläufen und dem Hochschulleben vertraut.
„Wichtig ist uns, dass sie erst einmal eine Luftveränderung spüren, einen Tagesablauf auf dem Campus haben und die deutsche Sprache hören“, sagt Dr. Sabine Voigt, die Leiterin des Studierenden-Service-Centers der Universität. Eine der ersten Maßnahmen für interessierte Flüchtlinge ist die Verstärkung der Studienberatung. Mit Medizinstudentin Torin Hussein, die selbst vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland kam, kann dies nun auch auf Arabisch geschehen. Ab Januar werden mit einer neu eingestellten Sprachdozentin zusätzliche Deutsch-Intensivkurse angeboten. Beginnend mit dem Sommersemester 2016 soll dann auch ein Propädeutikum für die gezielte Studienvorbereitung in den Naturwissenschaften, der Informatik und den technischen Fächern eingerichtet werden. Bereits jetzt findet, wie im Beratungsgespräch mit Fawad Hotak aus Afghanistan (Foto), Hilfestellung bei Bewerbungen und Anträgen statt.
Die Maßnahmen zur Unterstützung der Integration von Flüchtlingen an den deutschen Hochschulen werden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. In den nächsten Jahren stehen dafür insgesamt rund 100 Millionen Euro bereit, davon 27 Millionen im kommenden Jahr. Das Maßnahmenpaket des DAAD umfasst die drei Bausteine „Kompetenzen und Potenziale erkennen“, „Studierfähigkeit sicherstellen“ (fachliche und sprachliche Vorbereitung auf ein Studium) sowie „Integration an den Hochschulen unterstützen“.
„Die deutschen Hochschulen sind Zentren der Internationalität und stehen für eine gelebte Willkommenskultur. Sie übernehmen damit eine wichtige Vorbildfunktion bei der Integration von Flüchtlingen. Wenn wir jungen, talentierten Menschen in Deutschland eine Perspektive durch ein erfolgreiches Studium geben wollen, müssen wir die Hochschulen unterstützen und die Herausforderungen auch als Chance begreifen können. Eine Chance für die Internationalität unserer Hochschulen und eine Chance für unsere Gesellschaft“, sagte DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel bei der Vorstellung des Maßnahmenpakets am 13. November in Berlin.
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